Von Sojabohne und Borkenkäfer
Der kompakte Medienrückblick: Sojabohne als Proteinwunder +++ Ökobilanz eines Hundes erstellt +++ Fleisch muss teurer werden +++ Borkenkäfer ausgetrickst
Landwirtschaft – Die keinen grünen Bohnen sind voller Proteine und werden immer beliebter: Sojabohnen. Nathalie Stenger stellt in der Süddeutschen Zeitung einen Landwirt aus Bayern vor, der gute Erträge mit der Hülsenfrucht einfährt. Mit dem Proteinwunder füttert Hans Riedl nicht nur seine eigenen Hühner. Er verkauft es auch als Futtermittel über die Solidargemeinschaft „Ebersberger Land“ an andere Landwirte und bringt den Sojaanbau anderen Interessierten nahe. Als Ökolandwirt baut Riedl nicht jedes Jahr das Gleiche an. Er wechselt die Fruchtfolge. In den nächsten drei Jahren bringt er dafür Hafer, Erbsen, Körnermais, Weizen oder vielleicht auch Ackerbohnen aufs Feld und sorgt damit für einen guten Boden. Die Solidargemeinschaft macht sich dafür stark, regionale Produkte in die heimischen Supermärkte zu bringen. Mittlerweile sind mehr als 100 Lebensmittel im "Unser Land"-Sortiment, von Brot und Getreide bis hin zu Getränken und Gurken im Glas, im regionalen Handel erhältlich.
Klima – Fleischkonsum, Flugreisen und Autofahren sind bekanntermaßen Faktoren, die den CO2-Fußabdruck eines Menschen in die Höhe treiben. Dass auch Hunde eine relevante Umweltbelastung darstellen, dürfte hingegen kaum bekannt sein. Christine Langer spricht in swr2 wissen darüber mit Matthias Finkbeiner von der TU Berlin. Gemeinsam mit seinem Team hat der Nachhaltigkeitsforscher erstmals eine Ökobilanz für Hunde erstellt. Die Studie zeigt, dass beispielsweise ein 15 Kilogramm schwerer Hund im Laufe von 13 Lebensjahren etwa 8,2 Tonnen CO2 ausstößt. Mit umgerechnet 630 Kilogramm entspricht das bereits einem Drittel dessen, was ein Mensch nach Vorgaben des Weltklimarates verbrauchen sollte. Die Pro-Kopf-Grenze liegt hier bei 2 Tonnen pro Jahr. Das Gros der CO2-Emmissionen mit 90% entsteht demnach durch die Herstellung des Tierfutters, da es vorwiegend aus tierischen Produkten besteht. Aber auch Kot und Urin des Vierbeiners belasten durch Nährstoffe und Schwermetalle die Umwelt, vor allem die Biodiversität. Die Forscher wollen mit der Studie keinesfalls Hundebesitzer vergellen. Sie wollen lediglich darstellen, dass auch ein Hund eine relevante Umweltbelastung darstellt. Ähnlich wie für Autos gilt auch hier: Je größer der Hund umso größer ist auch der CO2-Fußabdruck. Finkbeiner zufolge könnte auch hier eine CO2-Steuer die Umweltbelastung helfen, zu kompensieren.
Lebensmittel – Ob Bio- oder Fair-Trade-Produkte: Immer mehr Verbraucher achten beim Einkauf auf Nachhaltigkeit und nehmen höhere Preise dafür in Kauf. Doch Umwelt-Folgekosten, die aus der Produktion von Lebensmitteln entstehen, seien in den aktuellen Preisen für die Verbraucher nicht sichtbar, kritisierte der Wirtschaftswissenschaftler Tobias Gaugler im Interview mit Stefan Römermann im Deutschlandfunk. Gauglers Team hat in einer Studie die Preise für Fleisch aber auch Obst und Gemüse neu berechnet. Sein Fazit: die aktuellen Preise entsprechen nur der halben Wahrheit. Vor allem Lebensmittel tierischer Herkunft wie Hackfleisch müssten demnach um das Dreifache teurer werden. Würde man die Umwelt-Folgekosten bei Äpfel, Bananen oder Kartoffeln einbeziehen, würde sich auch hier der Preis auf 10 bis knapp 20% erhöhen. Bisher werden die Umwelt-Folgekosten nicht von den Verursachern getragen, sondern an anderer Stelle kompensiert wie beispielsweise durch Biodiversitätsverluste, kritisiert der Gaugler. Mit der Studie will der Augsburger Forscher dazu beitragen, dieses teilweise Marktversagen zumindest zu reduzieren. Um Landwirte zu motivieren, ökologisch zu produzieren, müssten auch politische Anreize geschaffen werden.
Forstwirtschaft - Hitze und Dürre haben in den vergangenen Jahren vielen Bäumen zugesetzt. Die anhaltende Trockenheit hat ihre Widerstandskraft geschwächt und so für Schädlinge wie den Borkenkäfer anfällig gemacht. Denn der Parasit vermehrt sich umso schneller je wärmer es ist. Derzeit erlebt der Wald den größten Borkenkäferbefall seit 70 Jahren. Betroffen davon sind vor allem Fichten. In swr2 wissen spricht Jochen Steiner mit Michael Müller von der TU Dresden über eine Idee, wie man den Schädling auf umweltfreundliche Weise in den Griff bekommen kann. Müller hat gemeinsam mit Partnern die Methode entwickelt. Statt die gefräßigen Käfer mit Insektiziden zu bekämpfen, nutzen sie die Pheromone des Borkenkäfers, um Fressfeinde wie die Ameisenbuntkäfer anzulocken und damit den Befall zu reduzieren. Da Borkenkäfer, die Laubbäume besiedeln, andere Pheromone produzieren als jene Artgenossen, die Nadelbäume befallen, tauschten die Forscher diese Botenstoffe aus. Im Ergebnis hielt der unbekannte Botenstoff den Borkenkäfer auf Distanz, lockte aber Fressfeinde an, die sich über die Larven im befallen Holz hermachten.