Von langlebigen Äckern und kranken Bienen
Der kompakte Medienrückblick: Humus aus Braunkohle +++ Mehrjährige Pflanzen tun Böden gut +++ Corona-Impfstoff von CureVac kommt 2021 +++ Luftverschmutzung schadet Bienen
Umwelt – Braunkohle schadet der Umwelt. Insbesondere die Stromgewinnung aus dem fossilen Rohstoff gilt als Klimakiller. Nina Luttmer stellt in der Frankfurter Rundschau ein Unternehmen vor, das der Braunkohle zu einem neuen Image verhelfen will. Das Dortmunder Unternehmen Novihum Technologies stellt mithilfe eines patentierten Verfahrens aus Braunkohle, Stickstoff und Oxidationsmitteln in nur wenigen Stunden Humus für die Landwirtschaft her. Anders als bei der Verstromung fallen hier weder Abfallstoffe an, noch gelangt CO2 in die Atmosphäre. Auch der CO2-Fußabdruck ist im Vergleich zu normalen Düngemitteln wie Stallmist um ein Vielfaches geringer, wobei jedoch die Wirkung zehnmal stärker ist und obendrein noch frei von Gerüchen. Noch ist der Kohledünger namens Novihum im Vergleich sehr teuer, da die Produktionsmenge mit 1.000 Tonnen pro Jahr begrenzt ist. In den kommenden Jahren soll die Produktion um das Zehnfache gesteigert werden. Dazu ist der Bau einer neuen Anlage in Planung. Die Technologie wurde bereits von der EU ausgezeichnet und wird im Rahmen des Innovations-Förderprogramms Horizon 2020 finanziell unterstützt.
Landwirtschaft – Der Rhythmus auf den Äckern der Welt ist seit Jahrtausenden immer der Gleiche: Im Frühjahr wird gesät, im Herbst wird geerntet. Doch dieser schnelle Takt macht den Böden zu schaffen. Forscher weltweit versuchen daher, diesen monotonen Reigen zu durchbrechen, wie Bernd Eberhart in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Die Lösung könnten Äcker sein, auf denen Pflanzen wie Reis, Getreide oder Gemüse mehrere Jahre verbleiben und entsprechend hohe Erträge liefern. Der Vorteil: Landwirte müssten weniger ackern, sie bräuchten weniger Pestizide und die Umwelt würde geschont. Erst Erfolge gibt es bereits. Mit der ausdauernd wachsenden Weizensorte Kernza haben US-Forscher einen Prototyp auf den Markt gebracht, der vor allem durch seine gute Wurzelbildung überzeugt. Mit der Reissorte PR23 liefern chinesische Forscher ein Getreide, das fünf Jahre hinweg auf dem Feld stehen und jährlich zwei Ernten ermöglichen soll. Münchner Wissenschaftler haben hingegen ausdauernden Sorten von Obst und Gemüse wie wilde Honigmelonen im Visier. Trotz vieler Vorteile: Eine echte Alternative sind ausdauernde Pflanzen noch nicht. Denn entscheidend ist der Ertrag und dafür sind gleichbleibende Temperaturen wichtig.
Pharma – Die Suche nach einem Corona-Impfstoff läuft weltweit auf Hochtouren. Dabei ist auch das Tübinger Biotech-Unternehmen CureVac, das mit 300 Mio. Euro von der Bundesregierung unterstützt wird. Weitere 75 Mio. Euro stellte die Europäische Investitionsbank (EIB) für die Entwicklung bereit. Bis Mitte kommenden Jahres will CureVac nun seinen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 auf den Markt bringen, wie Zeit online berichtet. Eine Milliarde Corona-Impfdosen sollen jährlich produziert werden. Bis Mitte 2022 soll dafür eine neue Produktionsanlage errichtet werden, wie das Unternehmen mitteilt. Ergebnisse der kürzlich gestarteten klinischen Erprobung werden voraussichtlich im September vorgestellt. Zur Impfstoffentwicklung nutzt CureVac den natürlichen Botenstoff mRNA als Überbringer für die Bauanleitungen von Proteinen. Injiziert man ein RNA-Präparat, so wird das Erbmolekül von einigen Körperzellen aufgenommen. Anhand dieser genetischen Bauanleitung beginnen die Zellen, Eiweißmoleküle zu synthetisieren und Antigene des Krankheitserregers herzustellen. Seit Kurzem ist das Tübinger Unternehmen an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Der erfolgreiche Börsengang bescherte CureVac rund 180 Mio. Euro an frischem Kapital für die weitere Impfstoffentwicklung.
Biodiversität – Indien zählt zu den wichtigsten Obst- und Gemüseproduzenten der Welt. Gleichzeitig ist das Land für seine Umweltverschmutzung bekannt. Neun der zehn weltweit am stärksten verschmutzten Städte hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2019 in Indien geortet. Welche Auswirkungen die Verschmutzung auf die natürlichen Bestäuber hat, zeigt eine indische Studie, die der Tagesspiegel vorstellt. Forscher vom National Centre for Biological Sciences in Bangalore hatten dafür drei Jahre lang mehr als 1.800 Riesenhonigbienen an vier unterschiedlich stark belasteten Orten der 13-Millionen-Einwohner-Metropole untersucht.Das Ergebnis: Schon mäßige Feinstaubkonzentrationen von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter reduzieren bei Riesenhonigbienen die Zahl der Blütenbesuche, beeinträchtigen etliche Körperfunktionen und steigern die Sterberate. Versuche mit Fruchtfliegen bestätigen diese Beobachtungen und deuten darauf hin, dass sie auch für andere Insekten gelten.