Von Kürbis-Giganten und elektronischen Ohren
Der kompakte Medienrückblick: Phloem sorgt für Kürbiswachstum +++ Zukunftsbäume im Test +++ Mikrobenvielfalt im Meeresboden +++ Alte Handys schützen Regenwald
Pflanzenzüchtung: Der Herbst ist die Hochzeit für Kürbis. Für einige Landwirte und Hobbygärtner ist die Zucht längst zu einem Wettbewerb um den größten Kürbis der Welt geworden. Mit 1.066 Kilogramm lag der Gigant von Travis Gienger bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Kalifornien nur knapp unter dem 2016 aufgestellten Rekord eines Belgiers mit 1.160 Kilogramm. Die bisherigen Schwergewichte sind fast alle von der Spezies Cucurbita maxima - eine Sorte, die erstmals 1981 durch Howard Dills Atlantic Giant bekannt wurde. Liebhaber auf der ganzen Welt fachsimpeln seit Jahren darüber, was die richtige Temperatur, der ideale Boden und die nahrhafteste Düngung für Kürbisse ist. In der Süddeutschen Zeitung lüftet Naomi Bader nun das Geheimnis. Entscheidend ist das Wachstum ist das so genannte Phloem. Das Gewebe ist Teil des Gefäßsystems einer Pflanze und transportiert wichtige gelöste Stoffe, besonders Zucker. Die Kürbisgiganten verfügen demnach über mehr Phloem und können dadurch um ein Vielfaches schneller wachsen als herkömmliche Sorten.
Fortwirtschaft – Trockenheit und Hitze machen heimischen Bäumen schwer zu schaffen. Wassermangel und Schädlingsbefall haben vielerorts in Deutschland schon zu Kahlschlägen geführt. Doch nicht nur die Wälder leiden, vor allem der Baumbestand in den Städten ist bedroht. Bergahorn, Sommerlinde, aber auch Birken und Buchen sind betroffen. Neben dem Klimawandel setzen Verkehr, Versorgungsleitungen und Versiegelung dem städtischen Grün zu. Guido Kleinhubbert berichtet im Spiegel von Experten, die nach Baumarten suchen, die dem Klimawandel trotzen. So wurden im Rahmen des Projektes „Stadtgrün 2021“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Würzburg, Kempten und Hof bereits exotische Pflanzen angebaut. Die Bäume wurden zum Teil mit Thermosensoren ausgerüstet, die im Sommer alle zehn Minuten Daten übermittelten. Dabei zeigte sich, dass einige Pflanzen ihre Temperatur herunterregeln können. Das Team erstellte daraufhin eine Art „Best-of-Liste“ von Bäumen, die den neuen Wetterlagen am besten trotzen. Der von vielen Experten zunächst favorisierte Gingko erwies sich im Test als Stadtbaum jedoch ungeeignet. Zugleich konnten die Forscher mit dem Vorurteil aufräumen, dass nicht heimische Bäume „ökologische Wüsten“ sind. Die Zahl der Insekten auf den Klebefallen war bei heimischen und nicht heimischen Bäumen gleich hoch. Das Fazit der Forscher: Die Mischung der Baumarten ist entscheidend und wird die Entwicklung der Zukunftsbäume beeinflussen.
Mikrobiologie: Ob im Boden oder im Wasser: Mikroorganismen stellen mit 70% den größten Anteil der Biomasse. Wie es um die Biodiversität im Meeresboden steht, war bisher kaum bekannt. Japanische Forscher haben nun erstmals unterschiedliche Proben mariner Sedimente mit einer einheitlichen Methode analysiert. Das Ergebnis stellt Dagmar Röhrlich in der Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell" vor. Demnach ist das Leben tief unterm Meeresgrund offenbar erstaunlich vielfältig. Die Biodiversität in diesen Sedimenten war zur Überraschung der Forscher ähnlich hoch wie an der Bodenoberfläche oder im Meerwasser. Der Studie zufolge handelt es sich dabei um die Nachkommen von Mikroben-Gemeinschaften, die zuerst im Meerwasser und dann auf dem Meeresboden gelebt haben, bevor sie von Sedimenten zugedeckt und Teil des Lebensraums darunter wurden. Dabei haben sich jene Arten durchgesetzt, die mit den harten Bedingungen besonders gut zurechtkamen.
Biodiversität - Mehr als die Hälfte aller Tierarten der Erde lebt in tropischen Regenwäldern. Durch Abholzungen, vor allem illegale Rodungen ist die Vielfalt bedroht. Seit 1950 ist nahezu die Hälfte aller weltweit vorhandenen tropischen Regenwälder verschwunden. Der US-Amerikaner Topher White will die Biodiversität der bedrohten Wälder mit „elektronischen Ohren“ retten, wie die Welt berichtet. Der Ingenieur hat dafür ein Warnnetz aus recycelten Handys entwickelt, die jeweils mit Mikrofonen und Solarmodulen ausgestattet sind. Eine Software, ähnlich wie eine Musikerkennungs-App, identifiziert dann Geräusche von Motorsägen, Lastwagen oder Baggern. Auch Warnrufe gefährdeter Tiere erkennt das System, so dass Biologen und Wildhüter bedrohte Arten überwachen und schnell einschreiten können. Ist das System einmal in den Baumkronen montiert, können die elektronischen Ohren Geräusche in bis zu einem Kilometer Entfernung erfassen. Die Audio-Livestreams werden dann in die Cloud geladen, analysiert und so Verdächtiges markiert. Darüber hinaus schaffen die konstant gesammelten Daten auch ein akustisches Langzeitarchiv für die Stimmen des Regenwaldes. Dies macht Topher White auch über die kostenlose App „RainforestCx“ Naturliebhabern öffentlich zugänglich. Insgesamt 3.000 Quadratkilometer Regenwald werden mit Hilfe des System „Forest Guardians“ bereits akustisch überwacht. Als nächstes ist ein großflächiger Einsatz im brasilianischen Regenwald im Bundesstaat Pará geplant. Für sein Projekt wurde White mit dem Ehrenpreis der Rolex Preise für Unternehmungsgeist ausgezeichnet.