Von Hafermilch und fliegenden Messdienern
Der kompakte Medienrückblick: Tiere als Erdbeobachter +++ Chemikalien auch in Bioplastik +++ Landwirtschaft muss sich ändern +++ Regionaler Haferdrink aus alten Sorten
Umwelt – Ob Zugvögel oder Elefanten: Viele Tierarten legen große Strecken zurück, um neue Lebensräume zu erschließen. Wohin die Reise geht oder wie es den Tieren dabei selbst ergeht, sind Fragen, die Forscher seit langem umtreiben. Antworten bietet das Projekt „Ikarus“, über das Sophie Stigler in der Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell“ mit dem Direktor des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, Martin Wikelski, spricht. Bei „Ikarus" handelt es sich um eine satellitengestützte Tierbeobachtung, die Tiere zu so genannten Messdienern macht. Zum Start des ersten kontinentübergreifenden Pilotprojektes wurden Amseln und Drosseln in Europa, Russland und Nordamerika mit Miniatursendern ausgestattet, die regelmäßig Daten an die internationale Raumstation ISS senden und Auskunft über das Flugverhalten der Tiere liefern. Gleichzeitig werden präzise Informationen zur Umwelt wie Luftdruck, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit gemessen. Die Daten dienen der Verhaltensforschung, dem Artenschutz, der Erforschung der Ausbreitungswege von Infektionskrankheiten, aber auch zur Vorhersage von ökologischen Veränderungen und Naturkatastrophen. Mit dem Projekt wollen die Forscher jedoch auch zeigen, wie wichtig Tiere für den Menschen sind: Denn sie können helfen, die Welt besser zu verstehen.
Bioplastik – Der umweltbewusste Verbraucher greift gern zu Bioprodukten und nimmt hier auch den höheren Preis in Kauf. Bei Bioplastik ist jedoch Vorsicht geboten, wie Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau berichtet. Eine Studie des Frankfurter Instituts für Sozial-Ökologische Forschung (ISOE) ergab, dass der„grüne“ Kunststoff nicht automatisch die umweltfreundlichere Alternative ist. Ein Viertel aller hier untersuchten Produkte – vom Einweggeschirr über Trinkflaschen, Schokoladenverpackungen bis hin zum Weinkorken - enthielten schädliche Chemikalien, die in den Laborversuchen giftig auf Zellen wirkten oder hormonähnliche Effekte wie bei herkömmlichem Plastik hervorriefen. Das Institut kritisiert, dass Verbraucher nicht nachvollziehen können, ob in den Alltagsprodukten bedenkliche Chemikalien enthalten sind. Egal ob konventionell oder bio: krankmachende Substanzen sollten in Plastik grundsätzlich tabu sein, schreibt der Autor.
Landwirtschaft – Ackerbau und Viehzucht sind im Laufe der Jahre immer effektiver geworden. Doch die Intensivierung der Landwirtschaft hat längst ihre negativen Seiten offenbart. Monokulturen und Pestizideinsatz setzen der Umwelt zu und sind maßgeblich für den Verlust der Biodiversität verantwortlich. Auch die Ansprüche der Verbraucher an nachhaltige Produkte und EU-Subventionen erhöhen den Wettbewerbsdruck. Wie weiter mit der Landwirtschaft, läutet daher die drängende Frage, die eine Zukunftskommission im Auftrag der Bundesregierung beantworten soll. Die weitere Intensivierung der Landwirtschaft könnte eine „gefährliche Sackgasse“ werden, wie Michael Bauchmüller in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Um den Teufelskreis aus Fehlanreizen, Kapitalinteressen und wachsendem Wettbewerbsdruck aufzubrechen, müsse sich die Agrarpolitik Europas ändern. Subventionen sollten nicht wie bisher nach der Größe der Anbaufläche vergeben werden. Vielmehr müsste der Druck zur Intensivierung abnehmen. Die EU müsste Anreize schaffen, damit es sich für Landwirte lohne, Felder nachhaltig zu bewirtschaften. Und die Gesellschaft selbst müsse entscheiden, welche Art Landwirtschaft sie eigentlich wolle und ob sie bereit sei, dafür mehr zu zahlen. Der Autor ist überzeugt, dass die Zukunftskommission hier einiges klären kann. Sein Fazit: Die Grenzen der Zukunft bestimmt nicht allein der Markt, sondern auch die Natur.
Biodiversität – Regionale Produkte liegen im Trend und die Nachfrage steigt weiter. Die Entwicklung wurde sogar durch die Corona-Krise noch befeuert, wie eine Forsa-Umfrage ergab. Auf dem wachsenden Markt für Bioprodukte kämpfen indes Global Player gegen Start-ups wie Kornfeld, das Christoph Kluge im Tagespiegel vorstellt. Das bei Grünheide ansässige Jung-Unternehmen produziert einen Haferdrink als Milchersatz. Das Besondere: Die Zutaten dazu stammen aus der Region und das Produkt wird auch nur in der Region verkauft. Das Korn wird in Grünheide angebaut, im Spreewald gemahlen und anschließend in Neubrandenburg zum Getränk verarbeitet und in wiederverwendbare Glasflaschen abgefüllt. Über den Biogroßhändler Terra kommt die Hafermilch in die Bioläden. Obendrein setzen die Kornfeld-Gründer um den Biobauern Carlo Horn auf den Anbau alter Hafersorten, um die Biodiversität in Brandenburg zu fördern. Da diese Sorten derzeit nur in geringen Mengen verfügbar sind, werden noch andere Bio-Hafersorten mit in den Drink gemischt. Ihr Anteil soll jedoch nach und nach steigen. Die Macher sind überzeugt, dass die alten Sorten großes Potenzial haben und womöglich auch besonders widerstandsfähig gegen die Brandenburger Dürre sind.