Von Ackergold und Seifenblasen
Der kompakte Medienrückblick: Mit Seifenblasen Blüten bestäuben +++ Photovoltaik auf dem Acker +++ Pilzerreger auf dem Vormarsch +++ Der Wert der Kartoffel
Landwirtschaft – Die Zahl der Insekten ist in den vergangenen Jahrzehnten weltweit zurückgegangen. Davon betroffen sind auch blütenbestäubende Insekten, die für den Erhalt der Ökosysteme und insbesondere der Pflanzenvielfalt lebensnotwendig sind. Der Tagesspiegel stellt ein japanisches Forscherteam vor, das eine Alternative gefunden hat. Die Wissenschaftler bestäubten Obstblüten mit Seifenblasen, die innen und außen mit Pollen beladen waren. Mithilfe einer Drohne wurden die präparieren Seifenblasen über den Blüten abgeworfen. Beim Auftreffen auf den Stempel der Blüte platzte die Blase und die Pollen konnten in die Narbe eindringen, worauf der Pollenschlauch zu wachsen begann und die Befruchtung in Gang gesetzt wurde. Damit die Blasen nicht vor dem Aufprall platzen, wurden sie mit Tensiden gestärkt. Entscheidend für den Bestäubungserfolg waren die richtige Pollen-Seifen-Lösung und die Geschwindigkeit, mit der die Drohne über die Obstbäume flog. Der Studie zufolge war die Keimungsrate am größten, wenn die Drohne sich nicht schneller als zwei Meter pro Sekunde bewegte. Die Seifenblasenbestäubung testeten die Forscher an der Nashi-Birne. Die Qualität der Früchte war mit dem Ergebnis einer herkömmlichen Handbestäubung vergleichbar.
Landwirtschaft – Während auf dem Feld der Winterweizen reift, wird über dem Feld Solarstrom geerntet. Hinter dieser doppelten Ernte verbirgt sich ein Pilotprojekt zur Agrophotovoltaik, das seit einigen Jahren auf dem Gelände der Demeter Hofgemeinschaft Heggelbach am Bodensee erprobt wird. Etwa 720 spezielle durchscheinende Solarmodule wurden hier fünf Meter über dem Boden auf etwa 3.000 Quadratmetern installiert. Ob Landwirtschaft unter Solarpanelen tatsächlich funktioniert, hinterfragte das 3Sat-Wissensmagazin nano. Landwirt Florian Reyer arbeitet seit 2016 Hand in Hand mit Forschern. Das Ergebnis ist vielversprechend: Während im regenreichen Jahr 2017 die Erträge um 20% zurückgingen, war die Ernte unter den Panelen im Hitzesommer 2018 deutlich besser als auf herkömmlichen Feldern. Zugleich erzeugte die Hofgemeinschaft so viel Strom aus Sonnenenergie, dass Bewohner, Kühlhaus und Käserei mit Energie versorgt werden konnten. Die Forscher hoffen nun, dass die Erfolge der Agrophotovoltaik am Bodensee bald auch in anderen Regionen Schule machen.
Ökologie – Die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, ist weltweit eine der größten Herausforderungen. Schon heute nehmen Krankheitserreger zu und breiten sich immer schneller aus, sodass Ernten von Reis, Soja, Weizen und Co. bedroht sind, wie Alice Lanzke in der Berliner Zeitung berichtet. In Studien zeigen britische Forscher das Ausmaß und warnen, dass Schädlinge immer anpassungsfähiger werden. Gründe dafür seien die modernen Landwirtschaftssysteme, die vielerorts auf Monokulturen und Uniformität setzen, sowie der Klimawandel, der das Aufkommen neuer Pathogene fördert, die zudem Resistenzen gegen gängige Pflanzenschutzmittel entwickeln. Eine besondere Gefahr geht demnach von Pilzen und insbesondere von Eipilzen aus. Sie seien ein ernsthaftes Risiko für die globale Ernährungssicherheit, schreiben die Forscher. Die „Große Hungersnot“ von 1845 sei ein Beispiel dafür, welche Schäden solche Erreger anrichten können. Pathogene wie Phytophthora infestans veränderten sich indem sie mutierten, würden diverser und vergrößerten somit die Gefahr einer erneuten Katastrophe, warnen die Forscher. Zu den gefährlichsten Schädlingen heute gehören der Pilz Phakopsora pachyrhizi, der in Asien Sojabohnen befällt, sowie Fusarium oxysporum, der in Südostasien und Mittelamerika zum Absterben von Bananenpflanzen führt. Ein Problem: Die Schädlingsbekämpfung wird auf Grund der Uniformität moderner Agrarökosysteme immer schwieriger. Einen Ausweg bieten Modelle, die Pflanzenkrankheiten vorhersagen, aber auch neue Züchtungstechnologien wie die Genschere CRISPR-Cas, die gezielt Erbgutveränderungen bei Pflanzen ermöglicht und neue resistente Arten hervorbringen kann.
Lebensmittel – Kartoffeln stehen seit jeher auf der Speisekarte der Deutschen. Doch wie viel kostet der Kartoffelanbau und wie viele Sorten werden angebaut? Antworten liefern die Infografiken von Matthias Schütte auf Zeit Online. Rund 200 verschiedene Kartoffelsorten mit so klangvollen Namen wie Sieglinde, Linda oder Adretta werden hierzulande angebaut. Mit etwa 60 Kilo liegt Deutschland beim Pro-Kopf-Verbrauch allerdings noch unter dem EU-Durchschnitt von 71 Kilo. Spitzenreiter ist Lettland. Hier werden jährlich rund 117 Kilo Kartoffeln gegessen. Bei der Jahresproduktion führt Deutschland jedoch die Liste mit rund neun Millionen Tonnen an - noch vor Frankreich und Polen. Gemessen an einem typischen Familienbetrieb in Südwestdeutschland wird auch dargestellt, wie hoch Kosten, Ertrag und Gewinn beim Kartoffelanbau sind und welche Ausgaben dabei dominieren.