Von mobilen Düngerfabriken und Kuhställen
Der kompakte Medienrückblick: Kuhstall auf dem Wasser +++ Singvögel sterben +++ Pflanzendünger aus Urin +++ Lebensmittel neu wertschätzen
Landwirtschaft – Wie kann Landwirtschaft nachhaltiger werden, damit Umwelt und Klima geschont werden und gleichzeitig die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln auch künftig garantiert ist? Eine Alternative könnten schwimmende Bauernhöfe sein. Robert Fishman berichtet im Deutschlandfunk von einer niederländischen Bauernfamilie, die seit 2018 im ehemaligen Hafenbecken am Stadtrand von Rotterdam einen schwimmenden Milchviehbetrieb betreibt. Auf einem 27 mal 27 Meter großen Ponton leben derzeit 34 Kühe. Auf der Ebene darunter wird die Milch direkt verarbeitet und später per Elektroauto zu den Kunden gebracht. Gefüttert werden die Tiere mit Gras von Wiesen eines Naturschutzgebiets an Land, aber auch mit Abfällen wie Kartoffelschalen, die ein Pommes-Hersteller liefert, oder Bioabfälle aus der Rotterdamer Brauerei. Der Trockenteil vom anfallenden Mist wird wiederum als Dünger in den städtischen Parks genutzt. Der Rotterdamer Kuhstall auf dem Wasser ist europaweit bisher einmalig.
Umwelt – Naturschützer sind besorgt. Seit einigen Wochen häufen sich die Meldungen über tote Singvögel in Gärten und auf Terrassen. Seit Gründonnerstag wurden in Berlin und Brandenburg knapp 200 tote Meisen registriert, wie Sandra Dassler im Tagesspiegel schreibt. Die Ursache für das Vogelsterben, das vorwiegend Blaumeisen betrifft, ist noch nicht bekannt. Fest steht jedoch: Der Erreger ist hochansteckend. Die Symptome sind mit dem Usutu-Virus vergleichbar, das seit 2011 in Deutschland grassiert und bisher schätzungsweise 160.000 Amseln getötet hat. Der Erreger wird von Stechmücken übertragen. Einige Symptome stimmen mit denen der jetzt betroffenen Meisen überein, wie etwa das apathische Verhalten der Tiere. Hinzukommt, dass Augen, Schnabel und Federkleid der Singvögel verklebt sind. Mitarbeiter des Naturschutzbundes (Nabu) bitten daher alle Bürger, das Auffinden kranker und toter Meisen unbedingt zu melden. Ein Zusammenhang mit der Corona-Epidemie sei aber unwahrscheinlich, heißt es.
Chemie – Mit Blick auf eine biobasierte und nachhaltige Wirtschaft gewinnt die Nutzung von Reststoffen und Abfällen immer mehr an Bedeutung. Das Nährstoffrecycling aus Abwässern hat sich bereits bewährt. Dass die Methode auch abseits großer Klärwerke funktionieren kann, zeigt Barbara Kayer im 3Sat-Wissensmagazin nano. Im "Urin-Express" wird der Harn von Stadionbesuchern nicht einfach weggespült, sondern separat aufgefangen und anschließend noch vor Ort zu Pflanzendünger aufbereitet. Möglich macht das eine mobile Aufbereitungsanlage (der so genannte Urin-Express), die der schweizerische Unternehmer Bastian Etter entwickelt hat. Mithilfe von Bakterien wird zunächst Ammoniak in Nitrat umgewandelt. In weiteren Schritten werden Medikamentenreste und Krankheitskeime eliminiert. Am Ende liegt ein Pflanzendünger vor, der das Gras auf dem Fußballplatz zum Wachsen bringen kann. Seit 2018 ist der Flüssigdünger Aurin in der Schweiz auf dem Markt. Derzeit arbeitet das Team um Etter an einer massentauglichen Variante der mobilen Düngerfabrik.
Lebensmittel – Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr in Deutschland im Abfall. Dabei ist vieles, was achtlos entsorgt wird, meist noch genießbar. Die Politik hat der Verschwendung den Kampf angesagt und will bis 2030 Lebensmittelabfälle um die Hälfte reduzieren. Die Corona-Krise sorgt derzeit für einen Ausnahmezustand, der die große Chance birgt zu erkennen, wie wichtig ein maßvoller Umgang mit lebenswichtigen Ressourcen ist, so Silvia Liebrich im Sonntagsessay der Süddeutschen Zeitung. Wenn Lebensmittel nicht allzeit verfügbar sind oder Restaurants geschlossen haben, werden Essgewohnheiten hinterfragt. Auch der Anblick vom leeren Mehlregal dürfte bleibend sein und zu einer neuen Wertschätzung von Lebensmitteln führen. So bekommen etwa der abgelaufene Joghurt oder der welke Salat, der sonst im Mülleimer gelandet wäre, noch eine Chance. Und noch ein Punkt wird auf Grund der Corona-Pandemie deutlich: Fragen, woher die Lebensmittel kommen, wie die Versorgung organisiert ist und wo die Schwachstellen sind, dürften mehr ins Bewusstsein dringen, da Lieferketten unterbrochen sind oder Zulieferer ausfallen. Der Autorin zufolge ist die Krise für Verbraucher, Erzeuger und Handel eine gute Gelegenheit, das Ernährungssystem neu zu justieren.