Von Ameisenmedizin und Bio-Müll
Der kompakte Medienrückblick: Bioplastik +++ Bio-Lebensmittel und Verpackungsmüll +++ Kommentar zur Grünen Chemie +++ Ameisen als Sanitäter
Chemie – Kunststoffe begleiten uns heutzutage in fast allen Lebenslagen. Doch so nützlich sie sind, so sehr belasten sie auch die Umwelt durch wachsende Mülldeponien auf dem Land und im Meer. Ein Zerfallsprodukt, das sogenannte Mikroplastik, ist inzwischen so allgegenwärtig, dass es über die Nahrungskette bis zu uns auf den Teller gelangt. Wie Harald Czycholl für die Tageszeitung Die Welt berichtet, könnte die Nutzung biologisch abbaubarer Kunststoffe eine Lösung des Plastikproblems sein. Doch aufgrund vergleichsweise hoher Herstellungskosten und technischer Defizite machen abbaubare Polymere bisher maximal 10% des gesamten Kunststoffmarktes aus. Deshalb ist eine besonders große Herausforderung für Polymerforscher, synthetische Polymere auf maßgeschneiderte Art und Weise herzustellen, sodass die elektrischen und physikalischen Eigenschaften der daraus hergestellten Produkte ganz genau eingestellt werden können. Ein komplett maßgeschneidertes Polymer könnte vielfältig eingesetzt werden: Von der Medikamentenverabreichung, bei der sie sensible Wirkstoffe vor dem körpereigenen Immunsystem schützen, bis hin zur Konstruktion neuartiger, platzsparender und zugleich kostengünstiger Datenspeicher.
Bio-Lebensmittel – Das Öko-Label und der Verkauf von Bio-Lebensmitteln boomen. Viele Kunden achten bewusst auf die Herkunft und Verarbeitung ihrer Lebensmittel und wollen mit dem Kauf der Bio-Ware sich und ihrer Umwelt etwas Gutes tun. Um so mehr verwundern oftmals die Verpackungen eben jener Bio-Lebensmittel, da diese nach wie vor zu meist aus Plastik bestehen und Unmengen an Müll produzieren. Jasmin Siebert war für die Süddeutsche Zeitung auf der Biofach 2018, der „Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel“ unterwegs und hat mit vielen Jungunternehmern über die Verpackungen ihrer Bio-Ware gesprochen. Das Fazit: Es ist noch viel zu tun. Zwar gibt es hier und da Bestrebungen, Verpackungsmüll zu reduzieren oder durch die Verwendung von Bioplastik zumindest biologisch abbaubar zu machen, doch strenge Vorschriften zu Lagerung und Transport von Lebensmitteln sowie technische Grenzen der Bioplastikstoffe schränken die Möglichkeiten stark ein.
Grüne Chemie – Klaus Kümmerer, Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen an der Leuphana Universität Lüneburg, erörtert in einem Kommentar für die Frankfurter Allgemeine Zeitung das Für und Wider sowie die Vergangenheit und die Zukunft der nachhaltigen Chemie. Auf der einen Seite gebe es zwar durch den Fortschritt in der Forschung immer mehr Möglichkeiten, Produkte mittels „Grüner Chemie“ und somit nachhaltiger herzustellen. Auf der anderen Seit sei aber auch der Blick auf das große Ganze notwendig, um tatsächliche und nachhaltige Veränderungen in der Industrie zu ermöglich. Hier führt Kümmerer vor allem das Beispiel der Kreislaufwirtschaft an, welche wesentlich komplexer und kompliziertes sei, als oftmals angenommen. Durch die steigenden Ansprüche an verschiedenste Materialien bestehen diese häufig aus mehreren unterschiedlichen Polymeren. Bei einer Weiterverwendung des Materials wie bei dem sogenannten Upcycling, erschwere genau dieser Polymermix eine effektive Weiterverarbeitung.
Tierische Medizin – Ameisen leben in hoch organisierten und äußerst sozialen Gruppen zusammen. Wie Volker Mrasek im Deutschlandfunk in der Sendung „Forschung Aktuell“ berichtet, geht die gegenseitige Unterstützung weiter als bisher gedacht: Laut einer Studie von Erik Frank und Kollegen an der Universität Würzburg können Ameisen sogar medizinische Hilfe leisten. Beispielsweise nach Kämpfen mit Termiten schleppen „Sanitäter-Ameisen“ verletzte Tiere zurück in den Bau. Dort kümmern sich die Artgenossen um die Verwundeten und desinfizieren Wunden mit ihrem Speichel. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die mit Speichel behandelten Wunden sich seltener infizieren und besser heilen. Ob es sich bei dem Wunden lecken um eine prophylaktische Säuberung oder gar eine Behandlung mit antibiotikaähnlichen Inhaltstoffen handelt, ist jedoch noch nicht geklärt.