Von schlauen Hühnern und Biotech-Indigo
Der kompakte Medienrückblick: Menschlichere Nutztierhaltung +++ Papier und Tinte mit Löschfunktion +++ Jeansfarbstoff aus Bakterien +++ Vielseitige Einsatzmöglichkeiten von Mikroalgen
Tierwohl – Wie schlau sind Huhn und Schwein? Wie sollte ihre Umgebung und ihre Haltung aussehen, um ihnen ein angenehmes Leben zu bieten? In einem Feature für die Deutschlandfunk-Sendung „Wissenschaft im Brennpunkt“ stellt Autor Martin Huber mehrere Forscher vor, die die kognitiven Möglichkeiten von Huhn und Schwein unter die Lupe nehmen und so herausfinden wollen, unter welchen Haltungsbedingungen sich die Nutztiere am wohlsten fühlen. Den Wissenschaftlern zufolge sind Nutztiere ziemlich schlau – sowohl Hühner als auch Schweine sind zur Impulskontrolle fähig und können vorausschauend handeln. Diese Denkweise entwickelt sich bei Menschen erst mit etwa vier Jahren. Durch bessere Haltungsbedingungen und geistiges Anregen der Tiere sollen auch die Gewinne der Landwirtschaftsbetriebe verbessert werden – auch wenn die aufwendige Gestaltung von Haltungsräumen zu Beginn erst einmal Geld kosten wird. Zudem stellt sich mit steigernder Lebensqualität der Tiere eine schwierige ethische Frage: Ist es besser oder schlechter wenn glückliche statt leidender Tiere getötet werden? In seinem Feature lässt Martin Huber Forscher, Landwirtschaftsexperten und Tierschutzvertreter zu Wort kommen.
Materialforschung – Papier und Druckertinte sind teuer, zudem landet bedrucktes Papier nach einem kurzen Blick oft im Müll. Wie Manfred Lindinger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet, ist es einer chinesischen Forschergruppe von der Universität Nanjing gelungen, ein Spezialpapier zu entwickeln, das mehrfach beschrieben und bedruckt werden kann. Tinte oder Toner sind überflüssig. Einfache Salzlösungen oder nur Wasser reichen aus, um Schriftzüge und Bilder zu erzeugen. Das liegt an einer besonderen Beschichtung des Papiers, die sich bei Kontakt mit metallhaltigen Salzlösungen verfärbt. Das neue Papier und die dazugehörige Tinte sind nicht nur umweltfreundlich, sondern könnten auch Kosten einsparen.
Biotechnologie – Seit mindestens 6.000 Jahren gewinnen Menschen Indigo aus Pflanzen und färben damit Stoffe an. Inzwischen wird das Färbemittel chemisch hergestellt und ist durch seine vielen verschiedenen Bestandteile eine echte Belastung für die Umwelt. Roland Knauer berichtet im Tagesspiegel von einem neuen biotechnologischen Ansatz, mit dem Forscher den Farbstoff mithilfe gentechnisch veränderten Bakterien wesentlich umweltverträglicher herstellen wollen. Dazu verwenden die Wissenschaftler der Berkeley Universität in Kalifornien Bakterien der Art E. coli. Diese stellen ein Biomolekül als Ausgangsstoff für das neue Färbemittel her. Im Labor funktioniert das Verfahren bereits, für eine industrielle Großproduktion müsste es allerdings noch optimiert werden.
Biokraftstoffe – Mikroalgen sind ein gefragter und vielseitiger Rohstoff. Sie können als Futter- oder Nahrungsgrundlage dienen und als ökologische Kraftstoffe oder gar Kraftwerke, die Kohlendioxid in Energie umwandeln, eingesetzt werden. Bern Schröder berichtet für das Neue Deutschland über die Historie der industriellen Nutzung von Mikroalgen und die vielen technischen und finanziellen Hürden die zwar teils bereits überwunden wurden, zum Teil aber auch noch vor einem flächendeckenden Einsatz von Mikroalgen als biologischem Treibstoff stehen.