Von Waldumbau und Vogelschiss
Der kompakte Medienrückblick: Tiefland ohne Fichten +++ Vogelschiss als Naturdünger +++ Zukunft des Waldes +++ Naturstoff macht Solarfolien haltbar
Forstwirtschaft - Nie war der Wald als CO2-Speicher und Kühlelement so wichtig wie in den Zeiten der globalen Erwärmung – darüber sind sich Experten einig. Doch der Klimawandel zwingt die Wald- und Forstwirtschaft zum Umdenken, da die zunehmende Trockenheit den Baumbestand vielerorts gefährdet. Besonders betroffen sind Fichten, die vor allem in Deutschland ein große wirtschaftliche Rolle spielen. Denn sie wachsen schnell und bringen gutes Holz. Die Tanne leidet aber nicht nur unter der Hitze. Vor allem der Borkenkäfer macht ihr den Garaus. Im Deutschlandfunk spricht Georg Ehring mit Maike Wanders von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald über das Fichtensterben. Wanders ist überzeugt, dass Fichten in den nächsten Jahrzehnten im Tiefland allmählich verschwinden und eher in Hochlagen wie den Alpen auftreten werden. Es sei vor allem der fehlende Regen, der Fichten zusetze. Waldexperten suchen bereits in südlichen Ländern nach einem Ersatz. Die Aufforstung sei jedoch problematisch, sagt Wanders. Bis der Baum seine volle Größe erreicht hat und das Ergebnis sichtbar wird, kann es 100 bis 200 Jahre dauern.
Ökologie – Die Ausscheidungen von Seemöwe, Pinguin oder Pelikan enthalten Nährstoffe, die für andere Tiere und Pflanzen wertvoll sind. Diesen Exkrementen einen Wert zu geben, scheint zunächst absurd. Doch es ist eine Möglichkeit, um auf die Dienstleistungen der Seevögel für Mensch und Natur aufmerksam zu machen, wie Julian Rodemann in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Über ein Viertel der knapp 350 bekannten Seevögelarten sind bereits vom Aussterben bedroht. Der Versuch, ihre Leistung in Geld zu messen, könnte helfen, die bedrohte Tierart zu schützen. Brasilianische Forscher haben daher errechnet, dass der so genannte Vogelschiss einen Wert von etwa 400 Mio. Euro hat. Gepaart mit Kalkstein bildet der Kot von Pinguinen oder Möwen den beliebten Naturdünger Guano, den bereits die Inkas zur Ertragssteigerung auf die Felder gebracht haben sollen. Doch der Naturdünger kann auch die Fischbestände im Meer steigern. Ausgeschieden über Korallenriffen sorgten der Studie zufolge die Exkremente für einen Zuwachs an Fischen um die Hälfte.
Waldwirtschaft – Der Wald ist eine wichtige Einnahmequelle. Doch Klimawandel und lange Trockenzeiten haben den Baumbestand in den vergangenen Jahren dezimiert. Die Vorschäden sind bereits derart groß, dass Naturschützer in Baden-Württemberg dafür plädieren, sich vom Wald als Einnahmequelle zu verabschieden, wie Axel Weiß in SWR Wissen berichtet. Die kommerzielle Holznutzung und vor allem der Einsatz schwerer Maschinen, die den Boden verdichten, so dass weniger Wasser aufgenommen werden kann, würden die Trockenheit noch fördern. Auch Kahlschläge seien eine Gefahr und müssten unterbleiben, warnen die Experten. Statt einer massiver Aufforstung schlagen die Naturschützer vor, Wälder so weit möglich sich selbst zu überlassen, da unklar ist, wie neu angepflanzte Bäume sich in den nächsten Jahrzehnten mit den sich ändernden Klimaverhältnissen arrangieren werden. Der NABU steht nichtheimischen Baumarten wie der aus Nordamerika stammenden Douglasie skeptisch gegenüber. Das baden-württembergische Forstministerium setzt beim Waldumbau daher auf eine stärkere Vielfalt der Baumarten und deren Herkunft. Die neue Förderrichtlinie des Landes zum Wald sieht etwa vor, kleine Waldstücke aus der Nutzung zu nehmen und ökologisch wichtigen Altbäumen und Tothölzern mehr Raum zu geben.
Physik – Bei Solarzellen denken viele an die silberblauen Platten auf Hausdächern. Doch es gibt auch spezielle Plastikfolien, die Sonnenlicht in Energie umwandeln können. Sie sind dünn und biegsam und können daher auch in Kleidung und Rucksäcken integriert werden. Das Problem: Die Haltbarkeit dieser so genannten organischen Solarzelle ist begrenzt. Dänische Physiker haben nun einen Weg gefunden, die Lebensdauer zu verlängern. Wie Frank Grotelüschen im Deutschlandfunk berichtet, nutzten die Forscher dazu den Naturstoff Beta-Karotin. Er ist nicht nur in Karotten zu finden, sondern auch in Bäumen und Blättern. Mittels Beta-Karotin konnte das Team die unerwünschte Bildung von chemisch reaktivem Sauerstoff, der den Zersetzungsprozess der Solarfolien fördert, unterbinden. Eine geringe Prise reichte aus, damit sich die Solarzelle nicht so schnell abbaut und obendrein noch deutlich mehr Leistung bringt. Noch gibt es die Solarfolie mit Naturstoff nur im Miniaturformat. Demnächst wollen die Dänen die Technik in den industriellen Maßstab bringen.