Von Superzuckern und Bienen-Mikrobiom
Der kompakte Medienrückblick: +++ Recycelbares Gummimaterial +++ Die neuen Superzucker +++ Hühnereier als Proteinproduzenten +++ Mikrobiom der Bienen
Materialforschung – 13 Millionen Tonnen Kautschuk werden jedes Jahr auf Plantagen gezapft und durch Vulkanisation zu Gummi verarbeitet, um daraus Produkte wie Autoreifen, Latexmatratzen oder Schuhsohlen herzustellen. Auch wenn Kautschuk als Naturprodukt für bioökonomische Belange relevant ist – der Naturkautschuk ist nicht recycelbar. Seit Jahren suchen Forscher in Laboren nach Alternativen zu diesem festen und zugleich elastischen Material. Chinesischen Forschern scheint nun ein Durchbruch gelungen zu sein. Wie Andrea Hoferichter in der Süddeutschen Zeitung berichtet, haben Chemiker der Sichuan-Universität eine künstliche Alternative entwickelt. Das neue synthetische Material soll auch ohne Vulkanisation fest und elastisch wie herkömmlicher Gummi, aber obendrein recycelbar sein. Der Trick: Es besteht aus Eiweißbausteinen, die auch Spinnenseide hart wie Stahl macht. Wie die Forscher im Fachjournal „Angewandte Chemie“ berichten, sind die Kohlenstoffketten durch elektrostatische Anziehungskräfte zwischen Kettenanhängseln mit unterschiedlichen elektrischen Teilladungen verbunden. Ob der Synthesegummi auch den traditionellen Qualitätstest bestehen würde, ist noch ungewiss. Die Methode der chinesischen Forscher steckt noch in den Kinderschuhen.
Lebensmittel – Ob in Schokolade, Toastbrot, Grillsaucen, Säften oder Kindernahrung: Zahlreiche Lebensmittel sind mit Zucker versetzt. Jahrelang wurden die ungesunden Seiten des Süßstoffes von den Herstellern heruntergespielt. Mittlerweile kann keiner mehr leugnen, dass die weißen, süßen Kristalle nicht nur dem Herz schaden, sondern auch Karies und Diabetes verursachen können. Die Lebensmittelbranche steht seit langem enorm unter Druck und sucht nach Alternativen, die es bisher nicht gibt. Doch in die Zuckerforschung kommt Bewegung: In der WirtschaftsWoche berichten Thomas Stolzel und Simon Book von Lebensmittelforschern in Tel Aviv, den Schweizer Alpen und in Kalifornien, die bereits erfolgreich an sogenannten Superzuckern tüfteln. Sie entwickeln Techniken, die Zuckermoleküle effektiver zu den Geschmacksrezeptoren im Mund transportieren und so weniger Zuckermoleküle intensiver schmecken lassen. Das israelische Start-up DouxMatox bietet beispielsweise schon erste Schokoriegel mit dem neuen Superzucker an, die zwar wie gewohnt süß sind, aber weniger Kalorien beinhalten. Der deutsche Zuckerhersteller Südzucker will das innovative Verfahren bis Ende des Jahres in seinen Produkten einsetzen. Daneben haben Nestlé sowie das US-Biotech-Unternehmen Senomyx vergleichbare Superzucker in der Pipeline.
Biodiversität - Die heilende Wirkung der Darmflora für Mensch und Tier ist seit langem bekannt. Doch auch Insekten wie Honigbienen und Käfer profitieren von dieser Symbiose, wie Diemut Klärner in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Forscher der Universität Lausanne und der ETH Zürich fanden heraus, dass die Darmflora der Honigbiene überwiegend aus nur sieben verschiedenen Bakterienarten besteht, wobei vier den Mitteldarm und drei den Enddarm besiedeln. Diese sehr überschaubare Anzahl von Untermietern reicht aus, weil der Speiseplan der Honigbiene, bestehend aus Nektar und Pollen der Blüten, nicht sehr abwechslungsreich ist. Die Symbiose mit den Darmbakterien schützt das Insekt auch vor Pflanzengiften. Beim Rüsselkäfer sorgt die Mikrobengemeinschaft hingegen nicht nur für einen gesunden Stoffwechsel, sondern auch für einen starken Chitin-Panzer, wie japanische Forscher vom Nationalen Institut für Forschung und Technologie in Tsukuba herausfanden. Wie die Wissenschaftler im Fachjournal „Proceedings" berichten, sind Darmbakterien der Gattung Nardonella für die Bildung des Panzers notwendig. Mit ihrer Hilfe entstehen Enzyme für die Synthese von Tyrosin, das sich mit Eiweißmolekülen vernetzt und für das Aushärten des Panzers sorgt.
Biotechnologie – Nach Klonschaf Dolly sorgt das Roslin-Institut an der University of Edinburgh erneut für Schlagzeilen. Dieses Mal sind es Hühner, die durch eine gentechnische Veränderung zu Produzenten medizinisch wirksamer Proteine werden. Über Hühner als Bioreaktoren berichtet Lucian Haas in der Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell". Bei den Proteinen handelt es sich um Cytokine, die auch der menschliche Körper produziert, um das Immunsystem zu aktivieren. Statt diese in Zellkulturen zu produzieren, nutzt die Forscherin Lissa Herron das Eiweiß der Hühnereier. Dabei sorgte die Forscherin dafür, dass die Proteine nur im Eileiter des Huhns aktiv sind. Legt so ein genverändertes Huhn ein Ei, dann enthält dieses im Hühnereiweiß auch das gewünschte Cytokin. Zudem entwickelte sie eine einfache Reinigungsmethode, damit das Humanprotein aus dem Eiweiß gefiltert und schließlich für medizinische Zwecke verwendet werden kann. Um die Innovation zu vermarkten, setzt die Forscherin auf die Zusammenarbeit mit kleineren Biotech-Unternehmen.