Von Pilz-Design und Kaffee-Beton
Der kompakte Medienrückblick: Mit Pilzsubstraten Muster stricken +++ Totholz sorgt für Artenvielfalt +++ Bauen mit Kaffeesatz und Windeln +++ Nachhaltige Weihnachtsbäume finden
Textilien – Pilze sind den meisten Menschen als Nahrungsmittel bekannt. Dabei sind sie Meister der Verwertung und des Recyclings. Da sie keine Photosynthese betreiben, müssen sie sich von organischen Stoffen ernähren, die sie aus ihrer Umgebung aufnehmen. Das macht sie zu einer wichtigen Ressource für eine kreislauforientierte Bioökonomie. Renate Greil stellt in der Süddeutschen Zeitung die Textilkünstlerin Maria Mayer vor. Sie verwendet Pilzsubstrate in ihrer Arbeit mit der Stickmaschine. Dabei bringt sie ein Pilzsubstrat zwischen zwei gestickte Lagen ein und lässt so das gestickte Muster „wachsen". Diese Forschung findet, wie sie sagt, „mit den Händen in der Petrischale" statt. Ihre Erfahrungen mit Pilzen als Rohmaterial sammelte sie bereits in Barcelona, wo der Kombucha-Pilz in mit Tee gefüllten Wannen zu einer stattlichen Größe von eineinhalb bis zwei Metern wuchs. Das Material fühlt sich an wie Leder. Seither experimentiert Mayer nicht nur mit Pilzsubstraten, sondern auch mit Färbearbeiten, Farbstudien und experimenteller Kartographie, indem sie Pigmente aus gesammelten Pflanzenteilen wie Schilfblüten vom Ammersee herstellt und für verschiedene künstlerische Projekte einsetzt.
Biodiversität – Alte, morsche Bäume sind mehr als nur Brennholz. Sie sind Lebensraum für zahlreiche Vögel, Insekten und Mikroben, die das Ökosystem Wald erhalten. Auch der Nutzen von Altholz für Klima und Natur ist durch Studien belegt. Im Schlosspark der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen werden deshalb gezielt alte und abgestorbene Bäume als Habitatbäume erhalten, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Damit soll gerade in Zeiten des Klimawandels und des Artensterbens ein Zeichen für Biodiversität und Artenvielfalt gesetzt werden. Als Habitatbaum gilt ein Baum, der mindestens ein Mikrohabitat beherbergt, also kleine und abgegrenzte Lebensräume für Tiere. Zur hessischen Initiative gehört auch eine Beschilderung, die über die Bedeutung der Habitatbäume informiert. In solchen Bäumen können zwischen 700 und 1.000 Organismen leben. Der Erhalt alter Bäume dient somit dem Schutz lokaler Lebensräume und ist daher ein einfacher Beitrag zum Naturschutz.
Bauen – Ohne Sand kein Beton. Doch die Herstellung ist energieintensiv und Sand als Rohstoff begrenzt. Doch es gibt Alternativen. Manual Rank berichtet in der taz, an welchen Ersatzstoffen derzeit geforscht wird. So haben Forschende in Australien ein Verfahren entwickelt, um aus gebrauchtem Kaffeesatz Kaffee-Biokohle zu machen. Diese Biokohle wird dann als Sandersatz in Betonmischungen verwendet. Die neuartige Mischung soll die Festigkeit von Beton um rund 30 % erhöhen. Die poröse Struktur und der Kohlenstoffgehalt der Biokohle ermöglichen es zudem, Wasser zu speichern und Mikrorisse im Beton zu verhindern. Auch gebrauchte Windeln könnten als Sandersatz in Betonmischungen dienen, wie ein Forschungsteam der japanischen Universität Kitakyushu zeigt. Dazu werden die Windeln gereinigt, desinfiziert und zerkleinert, bevor sie in unterschiedlichen Anteilen der Betonmischung hinzugefügt werden. Die Studie zeigt, dass je nach Gebäudehöhe bis zu 27 % des Feinanteils im Sand durch geschredderte Windeln ersetzt werden können. Auf deutschen Deponien lagern wiederum große Mengen an Hausmüllverbrennungsschlacke, die Schmelzgranulat enthält. Auch diese Granulate könnten Sand im Beton ersetzen, wenn sie in sortenreiner Form aus der Müllverbrennungsasche gewonnen werden. Um sortenreine Granulate zu erhalten, müssen zunächst Grobschrott und Nichteisenmetalle aus der Müllverbrennungsasche entfernt werden.
Forstwirtschaft – 25 Millionen Nadelbäume werden jedes Jahr gefällt, damit sie in der Weihnachtszeit die Wohnzimmer schmücken. Besonders beliebt ist die Nordmanntanne, weil sie dunkelgrün und langlebig ist und nur wenige Nadeln verliert. Trotz ihrer natürlichen Herkunft sind Weihnachtsbäume nicht nachhaltig. Sie werden industriell angebaut und mit Chemikalien behandelt. Bei Untersuchungen wurden Spuren von Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden gefunden. Doch woran erkennt man einen guten und nachhaltigen Weihnachtsbaum? Diese Fragen beantwortet Ulf Schönert in der Zeit. Das Problem: Zertifikate wie das Fair-Tree-Siegel, das Bio-Siegel oder das Naturbaum-Siegel sind im Handel selten zu finden. Auch die verschiedenen Qualitätsstufen wie „1. Wahl", „Premium" oder „Deluxe" sind nicht geschützt. Ein frischer Baum ist dem Bericht zufolge am Stamm zu erkennen, wenn die Schnittstelle hellholzig ist. Beim Kauf sollte man daher den Baum anheben und auf den Boden klopfen, um die Nadeln zu prüfen. Der Kauf eines Weihnachtsbaumes beim Landwirt oder Waldbesitzer oder gar das Selbstschlagen in Baumschulen sei dagegen der sicherste Weg zu einem guten und nachhaltigen Weihnachtsbaum, heißt es.