Von Ökobilanzen und Baggerseen
Der kompakte Medienrückblick: Produkte im Nachhaltigkeitscheck +++ Bierflasche aus Pappe +++ Renaturierung von Baggerseen +++ Haus in Holzhybridbauweise
Nachhaltiger Konsum – Umweltbewusstsein, Müllvermeidung und nachhaltige Produkte sind wichtige Themen für Verkäufer und Konsumenten. Viele von ihnen greifen inzwischen bewusst zu nachhaltigeren Alternativen oder verzichten auf vermeintlich umweltschädliche Produkte. Doch treffen sie wirklich immer die nachhaltigere Wahl? Christian Weber stellt in der Süddeutschen Zeitung die Ökobilanz verschiedener Produkte vor – von der Avocado über Stofftiere bis hin zu Holzhäusern. Nicht alles, was auf den ersten Blick umweltschonender erscheint, hält einer genaueren Prüfung stand. So ist es wenig hilfreich, aus Rücksicht auf die Umwelt auf Fleisch zu verzichten und stattdessen Avocados aus Chile oder Mexiko zu verzehren – in Sachen Energie- und Wasserverbrauch unterscheiden sich die beiden kaum. Und wer seinen Kaffee aus der Keramiktasse statt dem Einwegbecher trinkt, kann sich erst dann auf eine positive Ökobilanz berufen, wenn er seine Tasse nicht zu oft spült und mehrere Jahre benutzt. Bei vielen Produkten kommt zudem der Faktor Entsorgung und/oder Recycling hinzu: Wohin mit e-Readern, Navigationsgeräten oder vollen Windeln? Fazit: Nicht alles, was ökologisch wertvoller oder schonender erscheint, ist es auch. Erst der Gesamtblick auf Herstellung, Gebrauch und Entsorgung kann einen verlässlichen Eindruck der Ökobilanz vermitteln.
Verpackungen – Noch immer werden viele Einweg- oder Mehrwegflachen trotz Pfandsystem sorglos weggeworfen oder in Parks zurückgelassen und werden so zu einer Belastung für die Natur. Als erste Brauerei der Welt will Carlsberg nun im kommenden Jahr eine Bierflasche aus Pappe auf den Markt bringen. Tillmann Neuscheler berichtet in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das Vorhaben der Brauerei. Die „Green Fibre Bottle“ ist so konzipiert, dass sie verrottet, wenn sie weggeworfen wird. Auch die Beschichtung im Inneren der Flasche und der Kronkorken seien vollständig biologisch abbaubar und daher kompostierbar. Dennoch plant Carlsberg ein Rücknahmesystem für die Einwegflasche einzuführen, ähnlich dem für Dosen. Hergestellt wird die Flasche in Dänemark. Ob Deutschland zu den Testländern gehören wird, ist noch unklar. Falls sich die Verpackung bewährt, könnte sie langfristig auch für Wasser, Milch und andere flüssige Lebensmittel eingesetzt werden.
Naturschutz – Klares, sauberes Wasser lädt zum Baden ein. Doch für die Natur sind klare Gewässer alles andere als einladend. Denn sie sind äußerst nährstoffarm und bieten weder Wasserpflanzen noch Fischen ein gutes Zuhause. In dem Verbundprojekt BAGGERSEE unter der Leitung des Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie (IGB) und Binnenfischerei versuchen Biologen und Angler deshalb, insgesamt acht Baggerseen zu renaturieren. Jana Garve berichtet für 3sat in der Sendung „nano“ über das Unterfangen. Die Biologen bringen unter anderem Totholz in die Gewässer ein; es soll als Nährstoffquelle für Wasserpflanzen und als Versteck für kleine Fische dienen. Außerdem werden die oft steilen Ufer der Baggerseen abgeflacht, um die Ansiedelung von Wasserpflanzen zu erleichtern. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie dem Bundesamt für Naturschutz. Erste Untersuchungen nach sechs Monaten bestätigen bereits eine positive Entwicklung der Biodiversität in den Seen.
Bauwirtschaft – Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Zugleich leiden diese Ballungsgebiete unter schlechter Luftqualität und auch die herkömmlichen Baumaterialien werden knapp. Eine nachhaltige Alternative, die zugleich das Stadtklima verbessert, ist gefragt. Im niederländischen Venlo, nahe der Grenze zu Deutschland, ist vor knapp zwei Jahren eine solche „grüne“ Alternative fertiggestellt worden. Stefan Weber berichtet in der Süddeutschen Zeitung über das Projekt in Holzhybridbauweise. Elf Stockwerke ist dieses hoch, mit einer üppig begrünten Fassade, hergestellt aus schadstofffreien Stoffen, die nach Abbruch des Gebäudes sortenrein zerlegt und als hochwertige Rohstoffe wieder dem Kreislauf zugeführt werden können. Und die Ökoimmobilie ist nicht nur ein Anschauungsobjekt sondern als Sitz der Stadtverwaltung auch funktional. Auch in Düsseldorf ist ein solches Bürogebäude in Holzhybridbauweise geplant: Ab 2019 wird eine Immobilie mit 5.200 Quadratmetern Nutzfläche für Büros, Ateliers oder Showrooms sowie 600 Quadratmeter Fläche für gastronomische Nutzungen entstehen. Die Fertigstellung ist für Ende 2022/Anfang 2023 geplant.