Von geretteten Samen und grünen Städten
Der kompakte Medienrückblick: +++ Insektenschwund: Landwirtschaft trifft keine Alleinschuld +++ Neue Rettungsstrategie für Pflanzen +++ Neuer Hepatitis-E-Wirkstoff? +++ Grüner Wohnen
Insektenschwund – 2017 wurde in der sogenannten Krefelder Studie ein Rückgang der Insektenpopulationen um rund 75% für die vergangenen 30 Jahre in Deutschland beschrieben. Vor allem Schmetterlinge sind danach besonders gefährdet. Pamela Dörhöfer berichtet in der Frankfurter Rundschau über die unterschiedlichen Gründe des Rückgangs und bezieht sich dabei auf Informationen von Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts im brandenburgischen Müncheberg. Demnach ist die Landwirtschaft an sich nicht der Hauptauslöser des Insektenschwundes. Schmitt zufolge tat die Nutzung der Natur dem Artenreichtum lange gut – bis im 20. Jahrhundert Monokulturen, motorisierte Gerätschaften und giftige Schädlingsbekämpfungsmittel Einzug hielten. Zudem habe die Luftverschmutzung einen großen Anteil am Insektensterben, da die Luft stickstoffhaltiger sei, bei Regen in den Boden gelange und dort als Dünger wirke. Dadurch verändere sich auch der Bewuchs in Naturschutzgebieten. Vor allem die „Spezialisten“, die auf ganz bestimmte ökologische Verhältnisse angewiesen sind, leiden Schmitt zufolge unter diesen Veränderungen. Außerdem empfiehlt der Experte, die einzelnen Naturschutzgebiete miteinander zu verbinden, um unter anderem Inzuchten vorzubeugen. Die Landwirte sollten zudem von der Politik besser unterstützt und ökologische Ackerstreifen subventioniert werden.
Biodiversität – Der Klimawandel und die Rodung der Regenwälder bedrohen immer mehr Pflanzenarten. Deshalb gibt es weltweit zahlreiche Projekte, um gefährdete Pflanzen vor dem Aussterben zu retten. Bis zum Jahr 2020 sollen mindestens 75% der weltweit 1.400 bedrohten Pflanzenarten in sogenannten Bio-Tresoren durch Trockenkonservierung der Samen gesichert sein. Tina Baier beschreibt in der Süddeutschen Zeitung neu entdeckte Probleme des Vorhabens: Wie Wissenschaftler der Königlichen Botanischen Gärten von Kew im Südwesten von London berichten, können mehr Pflanzen als angenommen nicht auf diese Weise gerettet werden. Bisher wurden die Samen zuerst getrocknet und dann bei minus 20 Grad Celsius gelagert. Doch die Samen vieler Pflanzen, unter anderem die besonders gefährdeter Arten aus dem tropischen Regenwald, können beim Trocknen nicht mehr auskeimen. Die Pflanzenforscher schlagen deshalb vor, statt der Trockenkonservierung die sogenannte Kryokonservierung zu verwenden. Hier wird zunächst der Pflanzenembryo aus dem Samen entnommen und dann bei minus 196 Grad Celsius in Flüssigstickstoff eingefroren. Diese Methode ist zwar aufwendiger, sie hätte jedoch einen entscheidenden Vorteil: Bei minus 196 Grad Celsius verlängert sich die Lebensdauer der meisten Samen, auch solcher, die problemlos getrocknet werden können.
Medizin – Hepatitis-E wird durch ein Virus übertragen, gegen das es bisher kein Medikament gibt. Immer mehr Menschen in den Industrieländern erkranken an ihm. Max Brose berichtet in der Sendung „Forschung aktuell“ im Deutschlandfunk über einen vielversprechenden Fund Bochumer Forscher in einer tropischen Pflanze. Die Molekularbiologen haben aus den Blättern des Mahagonibaumes, der unter anderem im indonesischen Regenwald wächst, Silvestrol isoliert und herausgefunden, dass dieses Molekül die Anzahl von Hepatitis-E-Viren in infizierten Zellkulturen deutlich verringert. Diesen Effekt konnten die Forscher auch schon in infizierten Mäusen nachweisen. Durch seinen sehr allgemeinen Wirkmechanismus auf die Proteinherstellung in der Wirtszelle, dämmt Silvestrol auch Ebola-Viren erfolgreich ein. Einziges Problem: Aufgrund seiner allgemeinen Wirkungsweise rechnen die Forscher mit starken Nebenwirkungen von Silvestrol. Diese sind allerdings noch nicht geklärt.
Stadt der Zukunft – Klimawandel und sich aufheizende Metropolen rufen nach kühlen Entlastungsflächen – sei es durch Parks, Gartenanlagen oder größeren Abstand zwischen den Häusern. Gleichzeitig zieht es immer mehr Menschen in die Städte, die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum steigt. Diese scheinbar konträren Anforderungen gilt es für die Städte von heute und morgen unter einen Hut zu bekommen. Jürgen Dunsch beschreibt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bestehende Lösungsansätze, beispielsweise viele kleine Parks statt einer großen Grünanlage, und zeigt auf, an welchen Fragestellungen dringend gearbeitet werden muss.