Von Gemüseschutzhüllen und strohbasiertem Papier
Der kompakte Medienrückblick: Holzeinschlag so hoch wie nie +++ Toilettenpapier aus Stroh +++ Biobasierte Schutzhülle für Gemüse +++ Plastik aus dem Meer
Forstwirtschaft – Hitze, Dürre und Schadinsekten haben in den vergangenen Jahren den Baumbestand in Wäldern drastisch reduziert. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Holzeinschlag im Jahr 2021 bestätigen diesen Kahlschlag aufs Neue. Nach einem Bericht in der Zeit wurden im vergangenen Jahr mit 83 Millionen Kubikmetern so viel Holz geschlagen wie noch nie. 50,5 Millionen Kubikmeter davon waren sogenanntes Schadholz, also kranke Bäume, die gefällt werden mussten. Rund 81% dieser Bäume waren von Schadinsekten befallen, 8% hatten demnach die Trockenheit nicht überstanden und 3% waren Stürmen zum Opfer gefallen. Der Borkenkäfer hatte es demnach vor allem auf Fichten abgesehen. Hier mussten knapp zwei Drittel der Holzernte wegen des Insektenbefalls gefällt werden.
Papierindustrie – Papier besteht zum Großteil aus Cellulose, das in der Regel aus Holz oder aus Recyclingmaterial gewonnen wird. Jonas Nonnenmann stellt in der Frankfurter Rundschau ein Unternehmen vor, dass auf Stroh als Rohstoff setzt. Der schwedische Konzern Essity, der in Mannheim beispielsweise „Tempo“-Taschentücher oder Toilettenpapier von Zewa produziert, hat dafür eine neue Produktionsanlage errichtet. 70.000 Tonnen Weizenstroh sollen hier pro Jahr über die Bänder rollen. Bei der Verarbeitung des Reststoffes kommt wiederum eine Technologie der US-Firma Sustainable Fiber Technologies zum Einsatz. Essity setzt das neue Verfahren erstmals im Industriemaßstab um. Die Papierproduzenten sind überzeugt: In puncto Qualität ist das strohbasierte Papier dem holzbasierten Zellstoff „absolut ebenbürtig“. Außerdem ist es besser für die Umwelt, weil die Produktion mit Stroh weniger Wasser und Energie verbraucht. Dem Unternehmen zufolge hat der Strohzellstoff einen um mindestens 20 % geringeren ökologischen Fußabdruck als Zellstoff aus Holz- oder Recyclingfasern. Im Sommer soll das erste Toiletten- und Küchenpapier auf Strohbasis in den Supermarktregalen landen.
Materialforschung – Ob Obst, Gemüse oder Kräuter: Frische Lebensmittel werden meist in Plastikfolien verpackt, damit sie länger haltbar sind. Dabei entsteht jedoch jede Menge Verpackungsmüll. Doch es geht auch anders: Hellmuth Nordwig stellt im Deutschlandfunk ein Forschungsprojekt aus der Schweiz vor, das an einem neuen, umweltschonenden Ansatz tüftelt. Basis ist eine Lösung aus Zellulose, die auf das Gemüse aufgesprüht wird und eine biologisch abbaubare Schutzschicht bildet. Als Ausgangsmaterial nutzt das Team Agrarreststoffe – konkret Obst- und Gemüse-Abfallprodukte wie Wurzeln und Trester von Karotten, die beim Entsaften übrigbleiben. Die darin enthaltene Cellulose wird zur Herstellung der Schutzschicht verwendet. Daraus entsteht eine homogene Flüssigkeit, die direkt auf Obst oder Gemüse gesprüht werden kann. Das Wasser verdampft, und die Zellulosefasern vernetzen sich und bilden einen Film, der das Lebensmittel teilweise vor Sauerstoff schützt und damit länger haltbar macht. Wie erfolgreich das Verfahren in der Praxis sein wird, ist aber noch offen.
Umwelt – Die Weltmeere sind mit Plastikmüll verschmutzt. Zahlreiche Umweltorganisationen nehmen sich des Problems an. Entlang des Pazifiks, wo besonders viel Kunststoff Strände und Wasser verschmutzt, sind Teams unterwegs, um den Müll einzusammeln und zu recyceln. Mittlerweile gibt es viele Unternehmen, vor allem Start-ups, die das Plastik aus dem Meer nutzen, um daraus neue Produkte wie Rucksäcke herzustellen. Doch was passiert mit Kunststoffen, wenn sie Monate oder gar Jahre im Meer getrieben sind? Dieser Frage gehen Forschende der Universität Magdeburg-Stendal nach. Wie André Strobel im 3SAT Wissensmagazin Nano berichtet, interessiert das Team vor allem, wie sich die Struktur handelsüblicher Kunststoffe verändert oder wie stark Oberflächen von Salz- und Süßwasser angegriffen werden. Erste Versuche zeigen: die Verschmutzung der Kunststoffe ist derart groß, dass sie kaum noch fürs Recycling geeignet sind – weil der Aufwand zu groß ist.