Von Blattgemüse und Pflanzenkohle
Der kompakte Medienrückblick: Abrieb von Autoreifen in Blattgemüse +++ Klang der Natur messen +++ Pflanzenkohle als Klimaretter +++ Dunkle Seite der Milch
Umwelt – Autoreifen enthalten eine komplexe Mischung von Materialien und chemischen Zusatzstoffen, die bei Regen in Kläranlagen gelangen und durch Klärschlamm als Dünger auf Felder gebracht werden. Dort können die Stoffe von Pflanzen aufgenommen und somit letztendlich auch vom Menschen konsumiert werden. Eine Studie der Universität Wien zeigt nun, dass sich chemische Stoffe aus dem Abrieb von Autoreifen auch in Blattgemüse anreichern können. Nach einem Bericht in der Frankfurter Rundschau waren die nachgewiesenen Konzentrationen zwar gering, aber eindeutig vorhanden. Solche Rückstände sind vergleichbar mit Medikamentenrückständen in pflanzlichen Lebensmitteln. Die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Frontiers in Environmental Science veröffentlicht wurde, bezog sich auf Gemüse aus der Schweiz, Italien, Spanien und Israel, lässt sich aber auf andere Länder wie Deutschland übertragen. Als nächster Schritt sollen die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Rückstände untersucht werden.
Ökologie – Viele Tausend ehrenamtliche Ornithologen sind seit Jahrzehnten in Deutschland und anderen Ländern unterwegs, um Vögel zu zählen. Diese aufwendige Arbeit übernehmen im Naturwald Limker Strang in der Nähe von Uslar in Niedersachsen seit einigen Jahren kleine, dunkelgrüne Kästchen. Sie zeichnen alle zehn Minuten Geräusche auf, um Vogelstimmen zu sammeln, wie Johannes Mitterer in der Zeit berichtet. Seit 2019 läuft das Forschungsprojekt der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt. Darin wird untersucht, wie sich der Verzicht auf Motorsägen im Wald auf die Vögel und die Biodiversität auswirkt. In ganz Niedersachsen wurden dafür Wetterstationen und Insektenfallen aufgestellt sowie 128 Aufnahmegeräte installiert, die von März bis Mai die Vogelgesänge aufzeichnen. Dieses Forschungsfeld, genannt Ökoakustik oder Soundscape Ecology, erfasst erstmals umfassend die akustische Dimension der Natur. Die aktuelle Forschung nutzt klassische Vogelmonitoring-Daten und Archivaufnahmen, um Klanglandschaften der letzten 25 Jahre zu rekonstruieren.
Landwirtschaft – Böden sind eine lebenswichtige Ressource – vor allem fruchtbare Böden. Sie versorgen Pflanzen mit Nährstoffen und Menschen mit Nahrung und speichern große Mengen Kohlenstoff. Die indigenen Völker Lateinamerikas nutzen daher seit langem Pflanzenkohle in Form von Terra Preta als Wundermittel auf ihren Feldern. Der richtige Einsatz dieser Pflanzenkohle sorgt nicht nur für ertragreiche Ernten, sondern bindet auch mehr CO₂. Wie gut funktioniert das? Und kann Pflanzenkohle auch beim Klimaschutz helfen? Diesen Fragen geht Timur Gökce im Deutschlandfunk nach. Bei einem Besuch im Botanischen Garten in Berlin spricht er mit dem Geowissenschaftler Robert Wagner von der FU Berlin über das Projekt TerraBoGa. Darin wird Pflanzenkohle aus den im Garten anfallenden organischen Abfällen hergestellt und seit Jahren zur Bodenverbesserung genutzt. Die Pflanzenkohle wird dafür in den Humus eingearbeitet und auf die Erde ausgebracht. Ziel des Projektes war, ein nachhaltiges Substrat aus den pflanzlichen Abfällen zu entwickeln und damit Kreisläufe zu schließen. Die Forschung hat gezeigt: Pflanzenkohle macht den Boden nicht nur fruchtbarer und speichert viel Kohlenstoff. Auch die Humusbildung wird damit verbessert. Wagner zufolge ist der in der Pflanzenkohle gespeicherte Kohlenstoff so stabil, dass er viele Hundert Jahre nicht abgebaut wird. Darüber hinaus kann das Substrat Wagner zufolge auch in anderen Bereichen wie in der Lebensmittel-, Papier-, Bau- oder Textilindustrie eingesetzt werden. Derzeit entstehen an der FU und im Botanischen Garten in Berlin zwei Anlagen zur Herstellung von Pflanzenkohle, die bis Ende 2025 in Betrieb gehen sollen.
Landwirtschaft – Tina Baier beschreibt in der Süddeutschen Zeitung die Schattenseiten der Milchproduktion: Milchkühe müssen ein Kalb nach dem anderen austragen, viele landen bereits nach wenigen Jahren ausgelaugt beim Schlachter. Da die Milchproduktion besonders nach dem Kalben ein immenser Kraftakt für die Mutterkühe ist, erkranken viele Tiere an Klauen und Euter oder der Stoffwechsel wird fehlgeleitet. Ein weiteres Problem sind überschüssige Kälber. Die Autorin geht der Frage nach, ob man Milch überhaupt tierfreundlich produzieren kann. Forschende entwickeln den Viehstall der Zukunft, der den Kühen mehr Zeit mit ihrem Nachwuchs lässt und unter anderem mit einem weicheren Bodenmaterial ausgestattet ist.