Von Biokunststoffen und Klärschlamm
Der kompakte Medienrückblick: Wenn Algen Biokunststoffe produzieren +++ Klärschlamm als Glyphosatquelle +++ Maßnahmen für klimafreundliche Landwirtschaft +++ Geldkarten aus Holz
Chemie – Mikroorganismen wie Bakterien sind Meister der Stoffumwandlung und seit jeher wichtige Werkzeuge der Biotechnologie. Dazu gehören auch die als Blaualgen bekannten Cyanobakterien. Mit ihrer Hilfe lassen sich Materialien produzieren, die von Natur aus biobasiert und biologisch abbaubar sind – beispielsweise Biokunststoffe. Mithilfe von Cyanobakterien will nun das Tübinger Unternehmen Novis dafür sorgen, dass Biokunststoffe für die Industrie bald im großen Maßstab nutzbar sind, wie Maren Seehuber im SWR berichtet. Firmengründer Thomas Helle will mit der Herstellung der bakteriellen Biokunststoffe auch dafür sorgen, dass Kohlendioxid (CO₂) in den Produktionskreislauf zurückgeführt wird. Denn zur Herstellung von Biokunststoffen benötigen Cyanobakterien lediglich Licht, CO₂ und Nährstoffe. Erste Produkte aus dem von Algen produzierten Biopolymer PHB testet das Tübinger Start-up bereits und kooperiert darüber hinaus auch mit dem Reifenhersteller Continental, der Biokunststoffe künftig verstärkt nutzen will. Von der Politik wünscht sich der Unternehmer eine schrittweise Erhöhung des CO₂-Preises, damit erdölbasierte Kunststoffe teurer und somit unattraktiver werden.
Landwirtschaft – Immer wieder werden Reste des Unkrautvernichters Glyphosat in Bächen und Flüssen gefunden. Die Mengen an Glyphosat in städtischen Gewässern sind jedoch teils so hoch, wodurch Forschende daran zweifeln, dass diese Rückstände ausschließlich aus der Landwirtschaft stammen. Eine Studie von Umweltchemikern der Universität Tübingen zeigt nun, dass Glyphosat auch aus anderen Quellen stammen kann, wie Frauke Zbikowski in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Die Forschenden fanden heraus, dass Glyphosat und sein Abbauprodukt Aminomethylphosphonsäure – kurz AMPA – das ganze Jahr über in Flüssen nachweisbar sind, was auf andere Quellen hindeutet. Insbesondere Kläranlagen tragen der Studie zufolge zur Glyphosatbelastung bei, da die Konzentrationen hinter den Kläranlagen oft höher sind als davor. Zudem könnten bestimmte Chemikalien in Haushaltsreinigern und industriellen Anwendungen, die sogenannte Aminophosphonate enthalten, ebenfalls zu AMPA und möglicherweise Glyphosat umgewandelt werden. Den Forschenden zufolge entstehen diese Substanzen möglicherweise in Kläranlagen durch chemische Prozesse, beispielsweise durch den Einfluss von Mangandioxid. Obwohl die gefundenen Glyphosatwerte nicht als bedenklich gelten, fordert das Umweltbundesamt, die Quellen zu minimieren und chemische Inhaltsstoffe biologisch abbaubar zu machen.
Landwirtschaft – Die Landwirtschaft gehört zu den Hauptverursachern klimaschädlicher Emissionen. Im Jahr 2023 war die deutsche Landwirtschaft laut Schätzung des Umweltbundesamts insgesamt für 52,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente verantwortlich. Das entsprach 7,7 % der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen. Eine Reportage von Jule Reimer im Deutschlandfunk zeigt, welche neuen Anbauformen und Agrarreformen helfen könnten, damit die Landwirtschaft klimafreundlicher wird. Der Bericht stellt unter anderem vor, in welcher Hinsicht die Landwirtschaft konkret dem Klima schadet, was die Branche bereits heute für den Klimaschutz tut und was Experten fordern, um die Landwirtschaft klimafreundlicher zu machen. Nach Angaben von Hermann Lotze-Campen, Agrarwissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, sind die Emissionen „nur zu hohen Kosten technisch zu reduzieren“. Die größte Wirkung hätte jedoch laut Studie eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten. Solange Fleisch- und Milchprodukte nachgefragt werden, würden diese auch produziert, sagt der Klimaforscher. Ökonomen schlagen daher vor, die Mehrwertsteuer für Fleisch auf 19 % zu erhöhen und im Gegenzug bestimmte pflanzliche Grundnahrungsmittel wie Getreide oder Gemüse von der Mehrsteuer zu befreien. Viele Ernährungsexperten würden dies begrüßen, heißt es.
Konsum – Ob Visa-, Master- oder EC-Karte: Bezahlkarten bestehen in der Regel aus erdölbasierten Kunststoffen und sind damit wenig nachhaltig. Doch auch hier zeigt sich der Wandel: Wie Elisabeth Atzler im Handelsblatt berichtet, wollen die Volks- und Raiffeisenbanken dem Wunsch ihrer Kunden nach mehr Nachhaltigkeit gerecht werden und bietet nun die ersten Girokarten aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz an. Darüber hinaus besteht der Großteil der neuen Karten auch weiterhin aus nicht biologisch abbaubaren Materialien – darunter Chip und Magnetstreifen. Die GLS Bank war das erste Geldinstitut, das Geldkarten aus Holz eingeführt hat und plant jetzt, komplett auf die nachhaltige Variante umzusteigen. Rund 15 weitere Genossenschaftsbanken testen oder führen die Holzkarten ebenfalls ein. Dem Bericht zufolge wurden die Holzkarten von Mastercard und Visa zertifiziert und können weltweit eingesetzt werden.