Von Bauernhof-Vereinen und Fangquoten
Der kompakte Medienrückblick: +++ Bauernhof-Vereine sichern Mindesteinkommen +++ Paradoxes Umweltbewusstsein +++ Textilfasern aus Brennnesseln +++ Neue Fischfangquoten fürs Mittelmeer +++
Landwirtschaft – Viele Bauern leiden unter den niedrigen Milch- und Getreidepreisen, und sehen dadurch oftmals die Existenz ihrer Höfe bedroht. Die Autorin Heidi Friedrich berichtet für Zeit Online von dem neuen Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi), das vor allem von immer mehr jungen Bauern und Bäuerinnen angeboten wird. Aus einem Bauernhof wird dann eine Art Verein, bei dem die Mitglieder monatlich einen festen Beitrag zahlen und dafür regelmäßig einen gewissen Ernteanteil erhalten. Dadurch ist das Grundeinkommen der Bauern gesichert, und die Abnehmer wissen, woher ihre Lebensmittel kommen. Die Landwirtschaftsbetriebe im Solawi-System können zwar dadurch keine übermäßigen Gewinne erwirtschaften, haben dafür aber weniger Existenzängste als die großen konventionellen Agrarbetriebe. Und nebenbei entwickelt sich unter den „Vereinsmitgliedern“ ein neues und ursprüngliches Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn alle paar Monate gemeinsam auf dem Bauernhof angepackt wird.
Umweltbewusstsein – Nahrungsmittel aus ökologischem Anbau, Kleidung und andere Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, und den eigenen CO2-Fußabdruck möglichst gering halten – all das wird in der täglichen Berichterstattung und der öffentlichen Meinung in Deutschland groß geschrieben. Christoph Behrens kommentiert für die Süddeutsche Zeitung die große Ambivalenz zwischen Theorie und Praxis, wenn es ums Thema umweltbewusstes Handeln geht. Laut Behrens sind zwar 97% der Deutschen dafür, mehr für die Umwelt zu tun, doch tatsächlich fährt beispielsweise ein Drittel der Deutschen nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Anscheinend, so Behrens, ist das Umweltbewusstsein vieler Deutscher an den Ladentheken plötzlich vergessen. Er sieht dies aber auch als eine Handlungsaufforderung für die Politik, die ihrerseits für eine eindeutigere Kennzeichnung umweltschädlicher Produkte sorgen, oder durch zusätzliche Ökosteuern das Kaufverhalten der Bürger beeinflussen könnten. Als ein positives Beispiel zitiert Behrens dafür den Erfolg von Bio-Eiern: sie bringen so viel Umsatz wie kaum ein anderes Ökoprodukt, und auch der leicht gestiegene Preis hält niemanden von seinem Sonntagsei ab.
Textilindustrie – Kleidung aus umweltbewusster Herstellung liegt hoch im Trend, doch selbst die ökologischste Verarbeitung von Baumwolle verbraucht noch immer etwa 15.000 Liter Regenwasser für ein T-Shirt. Bernd Schlupeck berichtet im Deutschlandfunk in der Sendung "Forschung aktuell" über eine mögliche Alternative: Stofffasern aus Brennnesseln. Die Firma Mattes & Amman in der Schwäbischen Alb arbeitet daran, das Unkraut für Kleidung zu verwerten. Ein T-Shirt komplett aus Brennnesselgarn würde demzufolge nur etwa ein Viertel der Wassermenge von Baumwolle benötigen. Allerdings ist es schwieriger das Brennnesselgarn zu extrahieren, so dass hierfür erst noch eine neues Verfahren entwickelt werden muss. Momentan greift die Firma noch auf asiatische Nesseln für ihre Stoffe zurück, doch in Ungarn werden bereits Brennnesseln im großen Stil angebaut, und auch in der Schwäbischen Alb sind erste Felder bereits bestellt. Zur Zeit werden die Brennesseln noch mit Bambusviskose zu Garn versponnen, doch Mattes & Amman haben ein großes Ziel: in naher Zukunft soll ihre Ware zu 100% aus Brennnesseln bestehen.
Ernährung – Frischer Fisch vom Mittelmeer zählt für viele nicht nur im Urlaub zu den echten Leckerbissen unserer Ernährung. Ernst August Ginten berichtet für Die Welt von den Problemen der jahrelangen Überfischung des Mittelmeeres und wie sich 13 Mittelmeerstaaten jetzt dagegen selbst in die Pflicht genommen haben. Laut Ginten sind 93% der Bestände im Mittelmeer bereits überfischt, und einige Arten stehen sogar kurz vor dem Aussterben. Das ist nicht nur ein Problem für die Biodiversität im Mittelmeer, sondern ganz konkret bedroht es die Existenzgrundlage vieler Bewohner entlang der europäischen und nordafrikanischen Mittelmeerküste. Um das Ökosystem doch noch in letzter Minute zu retten haben sich jetzt die Verantwortlichen von 13 Mittelmeerstaaten auf ein zehnjähriges Arbeitsprogramm namens MedFish4Ever verständigt, um die Fischbestände zu schützen und gleichzeitig kleine Fischereibetriebe zu unterstützen. Das größte Problem stellt dabei die illegale Fischerei – deshalb soll genau diese auch bis 2020 unterbunden werden. Außerdem soll in naher Zukunft auch ein ähnliches Fischfang-Quotensystem wie in Nord- und Ostsee installiert werden, um die Bestände nachhaltig zu schonen und gegebenenfalls wieder aufzubauen. Ginten zitiert zudem ein positives Beispiel auf dem Deutschen Fischmarkt: aus Nachhaltigkeitsgründen verzichtet Deutschlands größter Importeur „Deutsche See“ schon seit Längerem auf den Import von Frischware aus dem Mittelmeer. Sie beziehen Ihren Fischbestand aus anderen, nachhaltigen Quellen und gehen so mit einem guten Beispiel voran.