Von bakteriellem Plastikabbau und kompostierbaren Wanderschuhen
Der kompakte Medienrückblick: Kunststoffabbau mit Bakterien +++ CO2-Senken schwächeln +++ Wandelschuhe aus kompostierbarem Leder
Biotechnologie – Millionen Tonnen Kunststoff werden jedes Jahr weltweit produziert. Doch nur ein Bruchteil davon wird auch recycelt. Forschende suchen daher nach Lösungen, um den Abbau von Kunststoffen wie Polyethylenterephthalat (PET) zu beschleunigen – auch mithilfe von Mikroorganismen, wie ein Bericht von Britta Fecke im Deutschlandfunk zeigt. Im Gespräch berichtet Bodo Philipp von der Universität Münster über Forschungsergebnisse zum mikrobiellen Plastikabbau. Im Rahmen des Programms „Plastik in der Umwelt“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, hat der Mikrobiologe Plastikpartikel in heimische Gewässern ausgebracht und geschaut, was passiert. Dabei stellte er fest, dass das Plastik von den Bakterien zwar nicht abgebaut wird, diese aber die Kunststoffpartikel besiedeln und mit einem Biofilm überziehen. Um Plastik abbauen zu können, müssten Bakterien ein Enzym besitzen, das synthetische Polymere spalten könne, erklärt der Mikrobiologe. Anders als bei Insektenlarven, die nachweislich Plastik fressen können, sei das bei Bakterien aber noch nicht der Fall.
Umwelt – Wälder, Moore und Ozeane nehmen bekanntermaßen mehr als die Hälfte der menschengemachten CO₂-Emissionen auf. Doch die Kohlenstoffspeicher haben nachweislich nachgelassen, wie ein Bericht von Benjamin von Brackel in der Süddeutschen Zeitung zeigt. Messungen des CO₂-Gehalts auf dem Mauna-Loa-Vulkan auf der Insel Hawaii ergaben im Jahr 2023 den höchsten jährlichen Anstieg seit Jahren. Dieser Anstieg wird auf eine Abschwächung der natürlichen CO₂-Senken wie Wälder und Böden zurückgeführt, die durch Dürren, Brände und Extremwetter 2023 besonders wenig CO₂ aufnahmen. Laut dem Global Carbon Budget Report von 2024 sank die Aufnahmefähigkeit der sogenannten Landsenken auf 0,44 Milliarden Tonnen Kohlenstoff und damit auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren. Dem Report zufolge sind vor allem die Landökosysteme infolge des Klimawandels zunehmend beeinträchtigt und werden unter Umständen sogar zu Kohlenstoffquellen. Kurzfristige Maßnahmen wie die Reduzierung des Holzeinschlags könnten den Fachleuten zufolge helfen, den CO₂-Ausstoß zu drosseln. Ihr Fazit: Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müssten Länder weltweit ihre Klimaschutzanstrengungen intensivieren, da die natürlichen CO₂-Senken schwächeln und weniger kompensieren können.
Chemie – Viele Wanderschuhe bestehen aus Leder, weil das Material den hohen Outdoor-Ansprüchen gerecht wird. Zwar ist reines Leder kompostierbar, doch die zum Gerben eingesetzten Chemikalien schaden der Umwelt, und auch das Tierwohl spielt bei Kaufentscheidungen zunehmend eine Rolle. Claus Vetter stellt im Tagesspiegel einen Unternehmer vor, der einen komplett abbaubaren Wanderschuh herstellen möchte. Thomas Heinen ist Inhaber einer der letzten deutschen Gerbereien. Sein Unternehmen in Wegberg am Niederrhein arbeitet an der Vision eines Materials, das sich am Ende seines Lebenszyklus vollständig kompostieren lässt. Dieses Leder, das unter dem Label „Terracare CF“ entwickelt wurde, ist pflanzlich gegerbt und verzichtet auf den Einsatz von Chrom und Aldehyden. Es bietet demnach dieselben Vorteile wie herkömmliches Leder, ist aber unter definierten industriellen Kompostierbedingungen innerhalb von sechs Monaten biologisch abbaubar. Die komplette Kompostierung eines Wanderschuhs wird Experten zufolge jedoch kaum möglich sein, da der Schuh nicht nur aus Leder, sondern auch aus anderen Komponenten wie Sohle oder Ösen besteht. Fest steht: Ein vollständig kompostierbarer Schuh könnte nicht nur die Outdoor-Branche revolutionieren, sondern auch für andere Bereiche wie die Mode- oder Automobilindustrie interessant sein.