Von Artenspürhunden und Lebensmittelvergeudung
Der kompakte Medienrückblick: Mehr Essen in der Tonne +++ Spürhunde für den Artenschutz +++ Antibiotika in der Tierhaltung
Lebensmittel – Essen wirft man nicht weg! Diesen Satz hat jeder schon einmal gehört. Und dennoch scheint die Scheu, Lebensmittel wegzuwerfen, abzunehmen, wie Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau schreibt. Einer aktuellen Studie des UN-Umweltprogramms Unep zufolge geht jedes Jahr weltweit ein Drittel aller Nahrungsmittel verloren. Mit einer Pro-Kopf-Verschwendung von rund 75 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr, liegt Deutschland im globalen Durchschnitt, der 74 Kilogramm beträgt. Vor allem in Privathaushalten ist die Verschwendung enorm, wie der Report zeigt. Die Haushalte sind für 60% der Verluste verantwortlich. Mit dem Food Waste Index (FWI) hat Unep nun einen Index entwickelt, der helfen soll, die Situation besser zu erfassen und Gegenstrategien zu entwickeln. Verluste bei der Ernte, in der Lieferkette oder im Einzelhandel werden bereits über den so genannten Food Loss Index (FLI) ermittelt.
Artenschutz – Seltene Tierarten aufzuspüren, ist nicht immer leicht, denn viele von ihnen sind besonders scheu. Um bedrohte Arten zu schützen, ist es jedoch wichtig, den Lebensraum der Tiere zu kennen. Hier könnten Artenspürhunde zuverlässige Gehilfen sind, wie Peter Strigl in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Wo das menschliche Auge versagt und selbst Wildtierkameras ungenau sind, waren speziell trainierte Spürhunde in 90% der Fälle bei der Suche erfolgreicher. Das ergab eine Untersuchung Forschender vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Denn der Geruchssinn eines Hundes ist wie geschaffen dafür, kleinste Spuren der gesuchten Arten in der Natur zu finden. Etwa 400 verschiedene Tierarten, vor allem Vögel, Reptilien, Amphibien und Insekten, wurde mithilfe der Vierbeiner in der Vergangenheit bereits aufgespürt. Geeignet ist dafür eigentlich jeder Hund. Die Schwierigkeit: Die Hunde sollen nur den Fährten folgen und nicht das Tier als Beute betrachten.
Landwirtschaft – Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ist seit langem umstritten, da diese über Lebensmittel wie Hähnchenfleisch in den Menschen gelangen und Resistenzen entwickeln können. Mediziner warnen vor allem vor der Ausbreitung resistenter Erreger in Krankenhäusern, gegen die selbst Notfallantibiotika versagen. Die EU-Kommission will trotzdem Reserveantibiotika weiter zulassen. Auch die Bundesregierung toleriert Reserveantibiotika, wenn es dem Tierwohl dient. Ställe, in denen viele Tiere auf engstem Raum zusammen sind, könnten so zu einer Brutstätte resistenter Erreger werden, warnen Experten. Kommt die nächste Pandemie also aus dem Stall? Dieser Frage gehen Thomas Hauer und Renè Kirschey im 3sat-Wissenschaftsmagazin nano nach. Die deutsche Umwelthilfe verweist auf eine Studie, wonach innerhalb der EU in 35% aller Fleischproben resistente Erreger gefunden wurden. Sie kritisiert das Fehlen eindeutiger Regelungen hierzulande und beklagt, dass Interessen der Fleischproduzenten vorne anstehen. Nach Angaben der WHO sterben jedes Jahr weltweit 700.000 Menschen an Infektionen, weil Antibiotika gegen die Erreger nicht mehr wirken. Experten fürchten: Die Zahl der Toten könnte in die Millionen gehen, wenn die Haltungsbedingungen nicht verbessert und Reserveantibiotika weiter in der Tierhaltung eingesetzt würden.