Land-/Forstwirtschaft

„Für die nachhaltige Verbesserung von Ernährungssystemen gibt es keine einfache Lösung“

Martina Brockmeier hat in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die Universität Hohenheim zu einem akademischen Bioökonomie-Hotspot zu entwickeln. Die Agrarökonomin ist überzeugt, dass die Bioökonomie entscheidend zum Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele beitragen kann. Ab Mitte 2022 wird sie ihr Amt als Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft antreten. Im Interview erläutert sie, wie sie auch die Bioökonomie-Forschung in den Leibniz-Instiuten weiter stärken möchte.

Lignin-Bioraffinerien profitabler machen

Bioraffinerien sind wesentliche Technologien, um die chemische Industrie vom Erdöl zu biobasierten Produkten zu führen. In ihnen werden die unterschiedlichen Inhaltsstoffe der pflanzlichen Biomasse schrittweise verwertet, sodass am Ende nur ein kleiner Rest bleibt – der dann immer noch zur Biogaserzeugung taugt. Wie eine solche Bioraffinerie besonders wirtschaftlich arbeiten kann, hat das Verbundprojekt ELBE-NH erforscht und die entsprechenden Prozessschritte entwickelt. Gefördert wurde das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

„Bioökonomie-Innovationen für eine klimaneutrale Landwirtschaft“

Die Landwirtschaft muss umwelt- und klimafreundlich werden. Peter Breunig ist überzeugt: Bioökonomische Innovationen können dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren. Der Agrarökonom engagiert sich seit Jahren im öffentlichen Diskurs um eine klimaneutrale Landwirtschaft. Im Interview erläutert er, welche Bedeutung neue Technologien in Pflanzen- und Tierzucht, der Anbau von Zwischenfrüchten sowie die Renaturierung der Moore für die Zukunft der Landwirtschaft haben – und wie die Landwirtschaft sogar vom Klimaschutz profitieren kann.

Nachhaltige Proteine

Lupinen-Würstchen oder Heuschrecken-Burger: alternative Eiweißquellen, wie Hülsenfrüchte, Algen oder Insekten liegen im Trend. Dennoch ist das Wissen über Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten von Proteinpräparaten noch lückenhaft. Produktinnovationen werden somit erschwert. Das Projekt „Nachhaltige Proteinzutaten“ im Innovationsraum NewFoodSystems möchte das ändern. In Bonn, Freising und Hamburg wird eine Proteindatenbank entwickelt und gemeinsam mit der Industrie an neuen Verarbeitungsmöglichkeiten geforscht.

Rolle der Feinwurzeln für Pflanzenwachstum erkannt

Pflanzenmerkmale wie Wuchshöhe, Samengröße, Photosyntheseleistung oder Blütenfarbe sind für Forschende entscheidende Faktoren, um herauszufinden, wie sich Pflanzen an ihre Umwelt anpassen oder wie sie auf künftige klimatische Veränderungen reagieren können. Aber nicht nur das Aussehen einer Pflanze ist für die Entwicklung entscheidend, sondern auch der nicht sichtbare Teil im Boden – das Wurzelsystem. Doch was verrät das Aussehen der Pflanze über die Wurzeln? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den oberen und unteren Merkmalen?

Nachhaltiger Gemüseanbau im Großversuch

Es ist eine gleich doppelt nachhaltige Methode: Im Forschungsprojekt HypoWave haben Fachleute erprobt, wie sich Gemüse in hydroponischen Systemen anbauen lässt, bei denen das nötige Wasser kein Trink- oder Grundwasser, sondern aufbereitetes Wasser ist. In hydroponischen Systemen wachsen Pflanzen ohne Erde in einer Nährlösung, was eine genauere Dosierung von Nährstoffen ermöglicht und negative Effekte ausgeschwemmter Nährstoffe für Böden und Gewässer vermeidet. Weil das Projekt so erfolgreich war, soll es nun im großtechnischen Maßstab weiter erprobt werden.

Uni Basel (2021): Metaanalyse zu pfluglosem Ackerbau

Eine nachhaltigere Landwirtschaft ist eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinen Nationen 2016, um bis 2030 eine Welt zu schaffen, die auf Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit beruht. In den letzten Jahrzehnten sind in diesem Bereich viele Studien durchgeführt worden, mit dem Ziel, ressourcenschonendere landwirtschaftliche Verfahren zu entwickeln.

„Wir wollen mit Temperatursensoren die Züchtung klimaresistenter Pflanzen beschleunigen“

Ob Hitzestress oder Kälteeinbruch: Pflanzen reagieren oft sehr empfindlich auf schnelle Wetterumbrüche und sorgen damit für Ernteverluste in der Landwirtschaft. Um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern, ist es wichtig die Mechanismen zu kennen, mit denen Pflanzen auf ihre Umgebungstemperatur reagieren. Mit der Temperaturwahrnehmung von Pflanzen beschäftigt sich Philip Wigge in einem Projekt, dass kürzlich mit einem renommierten ERC Advanced Grant ausgezeichnet wurde.

Alex Giurca – Der Forstillustrator

Der Bioökonom Alex Giurca hat innovative Netzwerke im Forstsektor untersucht, die zu neuen Materialien und Produkten führen, wie Nanocellulose für Autobauteile oder Kleider aus Holz. Dabei wird der Wald schnell zur umkämpften Ressource, was Alex auf witzige Weise in einen Comic gepackt hat. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Heidelberg Center for the Environment (HCE) zählt das Zeichnen zu seinen großen Leidenschaften. Ein Video aus unserer multimedialen Porträtreihe DIE BIOPIONIERE.