UN-Nachhaltigkeitsziele und Bioökonomie

Wie kann die Bioökonomie dazu beitragen, die UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) zu erreichen? Das ist das Leitmotiv des Wissenschaftsjahres 2020/21 zur Bioökonomie. Neue Materialien wie Baustoffe aus Pflanzenfasern, Algen als Kerosinersatz, Insekten als Nahrungs- und Futtermittel oder neue Züchtungsmethoden für widerstandsfähige Pflanzen. Originelle Lösungsansätze sollen helfen das Welthungerproblem zu lindern, Klima und Umwelt zu schonen und neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Zuckerrübenreste für die Bioraffinerie

Sieben vollständig biobasierte organische Säuren im industriellen Maßstab möchte das französische Unternehmen AFYREN ab 2022 in einer abfallfreien und CO2-armen Bioraffinerie an der deutsch-französischen Grenze produzieren. Jetzt hat sich das 2012 gegründete Unternehmen dazu auch die nötigen Rohstoffe gesichert und mit Europas größtem Zuckerhersteller Südzucker einen langfristigen Liefervertrag über Nebenprodukte aus der Verarbeitung von Zuckerrüben geschlossen.

„Mehrjährige Getreidepflanzen sind eine ressourcenschonende Alternative“

Viele Pflanzen leben nur eine Saison und müssen jährlich neu ausgesät werden. Das gilt auch für wichtige Nahrungspflanzen wie Weizen, Mais und Gerste. Das regelmäßige Säen, Pflügen und Ernten und das Ausbringen von Düngemitteln schaden jedoch Artenvielfalt, Grundwasser und Boden. Maria von Korff Schmirsing ist überzeugt, dass mehrjährige Pflanzen das Problem lösen können. Mit dem Blick auf die Züchtung mehrjähriger Getreidekulturen will die Pflanzenforscherin die Nahrungsmittelproduktion nachhaltiger machen.

Mit Mykorrhiza zu gesunden und süßen Tomaten

Viele Pflanzen leben in Symbiose mit Mykorrhizapilzen. Diese Lebensgemeinschaft ist nicht nur für die Pflanze, sondern auch für den Pilz vorteilhaft. Über das Feinwurzelsystem im Boden, die sogenannten Hyphen, gelangen wichtige Nährstoffe wie Phosphate und Stickstoff in die Pflanze. Im Gegenzug wird der Symbiose-Pilz von seinem Wirt mit Kohlenhydraten versorgt, die dieser aus der Photosynthese gewinnt.

Mit Mikrokapseln gegen Rebenkrankheiten

Sie sind wenige Mikrometer groß, aber äußerst wirkungsvoll: Mikrocarrier. Die winzigen Kapseln können mit Substanzen oder Wirkstoffen beladen werden und durch Injektion gezielt Krankheiten bekämpfen. In der Medizin werden solche Wirkstofftransporter bereits genutzt. Nun könnten sie bald auch Pflanzen heilen. Am Max-Planck-Institut für Polymerforschung wird seit Jahren an Mikrokapseln gearbeitet, die mit Pflanzenschutzmitteln beladen Rebstöcke vor der gefährlichen Pilzkrankheit Esca schützen sollen.

Praxistest für Bio-Beutel gestartet

Einkaufstüten aus Plastik verschwinden zunehmend aus den Supermärkten. Ab 2022 sollen sie ganz verschwinden – so hat es der Bundestag im vergangenen Jahr beschlossen. Davon ausgenommen sind jedoch die dünnen Obst- und Gemüsebeutel. Doch die geduldeten Tüten, auch Hemdchenbeutel genannt, sind für viele ein Ärgernis: Sie bestehen aus Erdöl und landen oft in der Natur, wo sie nachhaltig der Umwelt schaden können.

Bier

Nicht nur Bier sondern auch Brot ist in Deutschland sehr beliebt. Allerdings gehört Brot leider zu den Lebensmitteln, die nach Obst und Gemüse am häufigsten weggeworfen werden. Laut einer Studie des WWF werden in Deutschland jährlich mehr als ein Drittel aller Backwaren, nämlich 1,7 Mio. Tonnen, weggeworfen. Zur Herstellung dieser Backwaren muss etwa 398.000 Hektar Ackerland bestellt werden und es fallen 2,46 Mio. Tonnen Treibhausgase an.

Biotechnologie als Treiber der Bioökonomie

Zwölf Jahre nach der Gründung hat BIO.NRW einen neuen Fokus geschaffen: Mit BIO.NRW.eco konzentriert sich das Netzwerk stärker auf die Bioökonomie. „Wir wollen die Bioökonomie in der Region noch stärker sichtbar machen und damit zur Entwicklung der Modellregion Bioökonomie beitragen“, begründet Jasmin Schubert aus der Geschäftsstelle von BIO.NRW die Entwicklung. Mit der zweitägigen Onlinekonferenz „Driving Change“ fand nur die erste Veranstaltung in diesem neuen Schwerpunkt statt.