Apfelbäume unter Solarpaneelen

Apfelbäume unter Solarpaneelen

Auf einem Bio-Obsthof im rheinland-pfälzischen Gelsdorf wurde eine Agri-Photovoltaik-Anlage errichtet, um die Effekte für den Obstanbau zu erforschen.

Die Solarmodule schützen die Apfelbäume u.a. vor zu starker Sonneneinstrahlung und Extremwetter.
Die Solarmodule schützen die Apfelbäumeunter anderem vor zu starker Sonneneinstrahlung und Extremwetter.

Wetterextreme wie Hitze, Dürre oder Starkregen setzen die Landwirtschaft seit langem unter Druck und sorgen immer öfter für Ernteausfälle. Um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen, sind neue Strategien für den Anbau von Obst, Gemüse und Getreide notwendig. Ein vielversprechender Ansatz ist die so genannte Agri-Photovoltaik. Hier wird die Ackerfläche nicht nur zum Anbau wichtiger Nahrungspflanzen genutzt, sondern gleichzeitig zur Stromerzeugung. Eine erste Pilotanlage am Bodensee erwies sich bereits nach kurzer Zeit als wirtschaftlich rentabel. Unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE wurde hier unter Solarpaneelen der Anbau von Weizen, Kartoffeln und Sellerie erprobt.

In einem neuen Forschungsprojekt wird nun getestet, ob auch der Obstanbau von den positiven Effekten der Photovoltaik profitieren kann. Forschende vom Fraunhofer ISE haben dafür gemeinsam mit Partnern auf einem Bio-Obsthof in Gelsdorf in Rheinland-Pfalz eine Agri-PV-Anlage errichtet. Auf einer Versuchsfläche von etwa 9.100 Quadratmetern wachsen hier insgesamt acht Apfelsorten unter Solarpaneelen. Das Projekt Agri-PV Obstbau wird in den kommenden fünf Jahren von Rheinland-Pfalz und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Ziel ist, die Klimaresilienz im Obstanbau zu steigern und eine sichere und nachhaltige Apfelproduktion mit zusätzlicher Solarstromerzeugung zu gewährleisten.

CO2- Emissionen reduzieren

„Das Forschungsprojekt ,Agri-PV Obstbau‘ soll nicht nur Möglichkeiten aufzeigen, CO2-Emissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren, sondern auch die Verwendung kurzlebiger Materialien und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Fungiziden zu vermeiden und so entscheidend zum Klimaschutz beizutragen“, erklärt Andreas Steinhüser vom Fraunhofer ISE. Am Projekt beteiligt sind neben dem Fraunhofer ISE auch die BayWa r.e. Das Unternehmen hat bereits positive Erfahrungen mit Agri-PV-Anlagen gesammelt und sieht darin eine „langfristige Lösung, um Landwirte dabei zu unterstützen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen“, wie Stephan Schindele erklärt. „Nachdem wir in den Niederlanden sehr erfolgreich professionellen Beerenanbau unter Agri-PV realisiert haben, gehen wir in Gelsdorf den wichtigen Schritt Richtung Spalierobst. Wir haben erkannt, dass die Potenziale und Synergien für Agri-PV kombiniert mit Apfel, Birnen, Kirschen, Kiwi und weiteren Dauerkulturen beachtlich sein können.“

Landwirten Vorteile aufzeigen

Die Projektpartner wollen herausfinden, inwiefern Agri-PV-Anlagen auch Pflanzen und Früchte vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Hagel, Starkregen, Sonnenbrand, Frost oder extremen Temperaturen bewahren können. Die Ergebnisse der Apfelproduktion unter Solarmodulen sollen auch mit dem Anbau unter Folien- und Hagelschutzsystemen verglichen werden. Darüber hinaus wird getestet, inwiefern sich verschiedene Photovoltaik-Module – festinstalliert, licht- und regendurchlässig – auf das Pflanzenwachstum und die Agrarerträge auswirken.

Auch Fragen wie Akzeptanz und Sozialverträglichkeit solcher Anlagen sollen beantwortet und Landwirten die ökonomischen Vorteile des Anbaus vermittelt werden. Das Projektteam ist überzeugt, dass nicht nur Energiekosten im Obstbau dauerhaft gesenkt und besser kalkuliert werden, sondern auch weniger Investitionskosten zum Schutz der Früchte sowie weniger Betriebsmittel- und Müllentsorgungskosten anfallen würden. Im Projekt wird der bei der Apfelproduktion erzeugte Strom beispielsweise dem Projektpartner AGCO GmbH zum Aufladen des batterieelektrischen Traktors zur Verfügung gestellt und auch das eigene Bewässerungssystem mit diesem Strom versorgt. Im Ergebnis sollen so die CO2-Emissionen auf dem Bio-Hof maßgeblich reduziert und der Obstanbau klimaneutral werden.

bb