Was ist Agroforst?
Agroforstwirtschaft ist eine Form der Landwirtschaft, die Ackerpflanzen mit dem Anbau und der Nutzung von Sträuchern und Bäumen oder auch Tierhaltung auf der selben Fläche kombiniert. Typisch sind die Wechselwirkungen zwischen Gehölz- und Ackerkulturen, die eine höhere Flächen-Gesamtproduktivität bewirken. Agroforst-Konzepte liefern zudem wertvolle Beiträge für Klimaanpassung, Klimaschutz, Boden- und Naturschutz. Agroforst ist damit ein innovatives Anbausystem für eine nachhaltige Bioökonomie.
Es wird zwischen Agroforstsystemen unterschieden, die entweder Gehölzanbau mit Pflanzenproduktion (silvoarable Systeme) oder Viehhaltung (silvopastorale Systeme) vereinen. Eine Kombination der beiden Systeme, sprich Bäume mit Ackerkultur und Tierhaltung (agrosilvopastorale Systeme), ist ebenfalls möglich.
Biopionier Jan Große-Kleimann, der Ackerförster
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Potenzial für eine nachhaltige Bioökonomie
Nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für den Umwelt- und Naturschutz sowie das regionale Wirtschaften in Kommunen bieten Agroforst-Ansätze viele Vorteile.
Nachhaltig Landwirtschaft betreiben
Klimaschutz: Das Anpflanzen von Gehölzen auf landwirtschaftlichen Flächen bietet großes Potenzial für eine nachhaltigere Landwirtschaft und den Klimaschutz.
Agroforstsysteme binden durch den Aufbau von Pflanzenbiomasse effektiv Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Besonders in der unterirdischen Biomasse, in Wurzeln und Rhizomen, wird der klimaschädliche Stoff gebunden. Darüber hinaus trägt Agroforstwirtschaft dazu bei, Ressourcen einzusparen. In den Baumreihen der Agroforstsysteme ist in der Regel weder Düngung noch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln notwendig, was zusätzlich zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch im Vergleich zur Getreidereinkultur führt. Durch den reduzierten Gebrauch von Düngemitteln, Pestiziden und Kraftstoffen werden weniger klimawirksame Emissionen durch die Landwirtschaft ausgestoßen. Zudem erhöhen Agroforstsysteme die Klimaresilienz landwirtschaftlicher Betriebe, indem die Bäume während Hitzeperioden Schatten spenden und bei Starkregen Schutz bieten.
Bodenschutz: Agroforstsysteme können sich auch positiv auf die Bodenqualität auswirken. Aufgrund der seltenen Bodenbearbeitung in den Baumstreifen werden dort lebende Organismen weniger gestört. Das ist von Vorteil, denn Bodenorganismen haben eine Schlüsselrolle bei den natürlichen Bodenfunktionen, indem sie die Nährstoffverfügbarkeit und die Pflanzengesundheit beeinflussen. Inwiefern sich das Bodenleben durch Agroforstsysteme verändert, hängt stark von den Standortbedingungen, der Gestaltung und dem Management des Agroforstsystems ab. Forschende haben jedoch herausgefunden, dass der Anteil der lebenden Mikroorganismen an der organischen Bodensubstanz in Agroforstsystemen höher ist als in den Ackerkulturreihen. In Deutschland konnte außerdem festgestellt werden, dass die Anzahl an Regenwürmern in den Gehölzreihen im Vergleich zum Acker deutlich zunimmt. Regenwürmer sind wichtig für die Herstellung von Humus. Sie können die Wasser- und Luftdurchlässigkeit des Bodens fördern.
Zusätzlich wird durch Agroforstwirtschaft das Wasserhaltevermögen des Bodens verbessert. Durch die Baumstreifen wird die Windgeschwindigkeit auf den angrenzenden Ackerflächen gesenkt, wodurch weniger Wasser verdunstet und somit die Wasserverfügbarkeit für die Pflanzen gesteigert wird. Die verringerte Verdunstungsrate bewirkt auch eine Senkung des betrieblichen Wasserverbrauchs. Zudem schützen die Bäume den Boden vor Starkregen und die Wurzeln erleichtern das Einsickern von Wasser. Dadurch schützen Agroforstsysteme vor Erosion und Bodenabtrag.
Ertragssteigerung: Neben den Einsparungen durch den reduzierten Einsatz von Dünge- und Pestizidmitteln sowie Kraftstoff und Wasser entsteht eine zusätzliche Einnahmequelle für landwirtschaftliche Betriebe, indem Agroforst-Gehölze als Bioenergieträger oder Wertholz vermarktet werden können. Insbesondere auf ertragsschwachen Standorten kann Agroforstwirtschaft so zu einer Einkommenssteigerung beitragen.
Zusätzlich bietet die Agroforstwirtschaft den Vorteil einer besseren Verteilung der Arbeitsperioden, da die Bewirtschaftung der Gehölze überwiegend im Winter stattfindet.
Umwelt- und Naturschutz fördern
Agroforst-Konzepte können zu einer Extensivierung der Landwirtschaft führen und bieten somit aus Sicht des Umweltschutzes viele Vorteile. Es konnte ein positiver Effekt von Agroforstwirtschaft auf die Artenvielfalt der Tiere in den Baumstreifen nachgewiesen werden, da es zu weniger Störung kommt. Die Gehölzstreifen dienen als Ruhezonen und Rückzugsorte für Tiere im Agrarraum und können außerdem ihre Habitate vernetzen. Durch Gehölzbereiche wird die Struktur- und Habitatvielfalt vergrößert, was nachweislich die Insektenbiodiversität steigert. Das wiederum hat zur Folge, dass vermehrt Nützlinge in räumlicher Nähe des Ackers auftauchen und Schädlinge fernhalten können. Der verringerte Einsatz von Dünge- und Pestizidmitteln vermindert außerdem den Stoffaustrag von landwirtschaftlichen Flächen in das Grundwasser. Zusätzlich werden zukünftige Bewässerungssysteme entlastet, da durch die erhöhte Wasseraufnahmekapazität des Bodens der Grundwasserspiegel langfristig erhöht werden kann.
Potenzial für die regionale Wirtschaft
Agroforstwirtschaft kann gut in eine kreislauforientierte Bioökonomie integriert werden und die lokale Wirtschaft fördern. Durch die Schaffung regionaler Märkte für Agroforstprodukte und deren Verarbeitung werden besonders ländliche Regionen gestärkt. Zudem kann Agroforstwirtschaft eine nachhaltige Energieversorgung durch nachwachsende Rohstoffe vorantreiben.
Ein Beispiel ist die Gemeinde Massen-Niederlausitz. Dort werden bereits vier öffentliche Einrichtungen CO2-neutral mit Wärme versorgt. Das gelingt durch ein Hackschnitzelheizwerk, welches mit nachwachsenden Rohstoffen aus der Region versorgt wird, darunter auch Material von Agroforstflächen.
Agroforst kann durch eine große Vielfalt an angebauten Kulturarten auch das Landschaftsbild positiv beeinflussen, was den Tourismus und die Lebensqualität der Anwohnerinnen und Anwohner steigert. Zusätzlich wird der Stoffeintrag in Oberflächengewässer deutlich vermindert. Das steigert die Qualität des oberflächennahen Grundwassers.
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Mögliche Hindernisse und Herausforderungen
Den vielen Vorteilen von Agroforstsystemen stehen auch manche Hindernisse und Herausforderungen bei der Umsetzung gegenüber. Diese sind unter anderem:
Höhere Investitions- und Betriebskosten: Bei der Etablierung eines mehrjährigen Agroforstsystems muss im Vergleich zu einjährigen Kulturen mit einer höheren Erstinvestition gerechnet werden. Weiterhin kann die Pflege und Bewirtschaftung kostenintensiver und aufwendiger sein. Agroforstwirtschaft bedeutet zusätzlich eine langfristige Bindung von Kapital und Fläche, was die Flexibilität und Entscheidungsfreiheit eines Betriebes beeinträchtigt.
Anbau- und Ressourcenkonflikte: Die Gehölzwurzeln können bestehende Acker-Drainage-Systeme beschädigen sowie negative Auswirkungen auf das Wachstum der Ackerkulturen haben, wenn die Bedürfnisse der Ackerpflanzen nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Bei nicht fachgemäßem Management können in den Feldrandbereichen Konkurrenzen zwischen Ackerkulturen und Gehölzen um Licht, Wasser, Nährstoffe und Wuchsraum entstehen. Auch im Hinblick auf Ernteperioden müssen die Kulturen gut aufeinander abgestimmt werden.
Neben dem Konflikt um Ressourcen wird oft auch die Flächennutzung kritisch betrachtet, da befürchtet wird, dass Agroforstsysteme die verfügbare Fläche für die Nahrungsmittelproduktion reduzieren. Untersuchungen belegen jedoch, dass die Flächenproduktivität in Agroforstsystemen zunimmt, folglich also die Ertragsleistung je Fläche gesteigert wird. Dies ist auf eine erhöhte Photosyntheseleistung und das verbesserte Mikroklima zurückzuführen.
Ertragsminderung bei Getreide: An Standorten, an denen durch den Anbau von Ackerkulturen wie Winterweizen und Zuckerrübe ein hoher Umsatz bei geringen Fixkosten erzielt wird, kann es jedoch zu einer Verringerung des monetären Gewinns kommen. Der Grund für den Verlust kann sein, dass der Gewinn durch Agroforstprodukte deutlich unter jenem der Ackerkulturen liegt und somit die geringere Ackerkulturfläche nicht kompensiert werden kann.
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Agroforstwirtschaft im Wandel
Die Kombination von Gehölzen und Ackerkulturen auf einer Fläche ist eine Form der Landbewirtschaftung mit langer Geschichte. Ein Überblick über den Weg von traditionellen hin zu modernen Agroforstsystemen:
Von Streuobstwiese bis Windschutzhecke
Die Streuobstwiesen, wie wir sie kennen, entstanden vor mehr als 300 Jahren. Auf traditionellen Streuobstwiesen waren viele verschiedene Obstbäume wie Apfel, Birne, Pflaume und Kirsche zu finden. Meist wurden Bäume unterschiedlichen Alters, Art und Sorte in unregelmäßiger Anordnung angepflanzt. Die Fläche zwischen den Bäumen wurde für die Kultivierung von Kräutern und Gemüse oder zur Beweidung genutzt. Die meisten Streuobstwiesen wurden jedoch im 20. Jahrhundert größtenteils in Flächen umgewandelt, die neben der reinen Obstproduktion keinen weiteren Nutzen haben.
Weitere historische Nutzformen sind Hutewälder und Heckenwirtschaftssysteme.
Hutewälder waren in Mitteleuropa besonders weit verbreitet und wurden als Weide zur Viehhaltung genutzt. Die Bewirtschaftung von Heckenwirtschaftssysteme war je nach Region unterschiedlich. Als Windschutz für Vieh- und Ackerkulturen wurden zum Beispiel Windschutzhecken angelegt. Diese konnten auch als Brennholz genutzt werden. In Norddeutschland weit verbreitet waren Wallhecken, auch Knicks genannt, was eine Bezeichnung für von Gehölzen bewachsene Erd- oder Steinwälle ist. Sie dienten vor allem der Abgrenzung landwirtschaftlicher Flächen, aber auch als Brennholz, Heilpflanzen und Viehfutter. Viele dieser Heckenstrukturen sind heute verschwunden, da sie der mechanischen Bodenbearbeitung im Wege standen. Außerdem wurden viele Ackerflächen zu größeren Einheiten zusammengelegt.
Beispiele für moderne Agroforstsysteme
Um Agroforstwirtschaft wieder in der modernen Landwirtschaft zu etablieren, sind Systeme zu empfehlen, die mit den heutigen Bewirtschaftungsmethoden größtenteils kompatibel sind. Hierzu zählt das sogenannte Alley Cropping, bei dem Gehölzreihen parallel zu Ackerkulturen ausgerichtet werden, wobei die Abstände an die Breite der landwirtschaftlichen Maschinen angepasst werden können. Alley Cropping kann als Kurzumtriebswirtschaft eingesetzt werden, das bedeutet, dass schnell wachsende Bäume innerhalb eines kurzen Zeitraums zum Beispiel zur Energieerzeugung genutzt werden. Auch die Stammholzerzeugung oder eine Kombination der beiden Nutzungen ist in einem Alley-Cropping-System denkbar.
Agroforstsysteme können sich auch im städtischen Raum befinden. Gemeinschaftsgärten, in denen Gemüse sowie Bäume Platz finden, können als Urbane Agroforstsysteme bezeichnet werden. Diese haben neben der Nuss-, Obst- oder Holzproduktion gleich mehrere positive Effekte, nämlich die Verbesserung des Stadtklimas, Erhöhung der Artenvielfalt und die Stärkung des Zusammenhalts zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern durch gemeinschaftliche Gartenprojekte.
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Aktuelle Forschungsprojekte
Das Thema Agroforstwirtschaft wird in einer Reihe öffentlich geförderter Forschungsprojekte „beackert“. An dieser Stelle eine Auswahl mit besonderem Fokus auf Projekten, die durch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden:
SIGNAL
Das Projekt „Nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft durch Agroforstsysteme“ (Sustainable intensification of agriculture through agroforestry, kurz SIGNAL) ist eines von elf Forschungskonsortien der Fördermaßnahme BonaRes – Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie. In SIGNAL haben Forschende unter der Koordination der Universität Göttingen die Vor- und Nachteile von Agroforstsystemen im Vergleich zu Reinkulturen untersucht und bewertet. Ergebnisse zeigen, dass Ökosystemleistungen wie zum Beispiel die Kohlenstoffbindung, der Erosionsschutz und Lebensraum für Bodenorganismen in den untersuchten Agroforstsystemen erheblich erhöht wurden. Die Agroforstwirtschaft wies im Vergleich eine wesentlich bessere Klimabilanz auf. Die Artenvielfalt – zum Beispiel bei Regenwürmern – erhöhte sich, und die Agroforstsysteme zeigten ein vermindertes Risiko für Pflanzenkrankheiten. Das Projekt wurde zwischen 2015 und 2024 vom BMBF gefördert. Mehr Informationen in der BMBF-Broschüre „Ressource Boden“.
DAKIS
DAKIS ist eines von acht Konsortien der BMBF-Fördermaßnahme „Agrarsysteme der Zukunft“ und wird koordiniert vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. Mit einem ganzheitlichen digitalen Informationssystem will DAKIS Landwirtinnen und Landwirte dabei unterstützen, präzise Entscheidungen bei der Landbewirtschaftung zu treffen, und damit eine kleinteiligere Feldwirtschaft ermöglichen, die die biologische Vielfalt erhält. Das Digital Agricultural Knowledge and Information System (DAKIS) realisiert diese Vision durch automatisierte, kleinskalige Produktionssysteme, die landschaftsspezifisch auf die Bedürfnisse der Gesellschaft zugeschnitten sind. Auch die Agroforstwirtschaft wird dabei als wirksames Instrument betrachtet. Über DAKIS sollen Ökosystemleistungen und Biodiversität in moderne Planungsprozesse, Produktion und Vermarktung integriert werden. Mehr Informationen in der BMBF-Broschüre „Agrarsysteme der Zukunft“.
Biopionierin Sonoko Dorothea Bellingrath-Kimura als Koordinatorin von DAKIS
DiP: SMART-Agroforst
Einen ähnlichen Ansatz wie DAKIS verfolgt das vom BMBF geförderte Projekt DiP: SMART-Agroforst. Mittels digitaler Instrumente soll der Mehrwert von agroforstlichen Systemen auf betrieblicher und landschaftlicher Ebene in Süd-Sachsen-Anhalt zur Wirkung gebracht werden. Ziele sind unter anderem die Entwicklung eines digitalen Baum- und Flächenkatasters zur Abschätzung von Wachstumspotenzialen und ökologischem Nutzen sowie die Entwicklung einer Informationsplattform „Smart Agroforst“ als zentrales Koordinationsinstrument aller Akteure in Agroforstwirtschaft-basierten Wertschöpfungsnetzwerken. Außerdem sollen Entscheidungsunterstützungen zum Beispiel in Bezug auf standortbezogene Gehölzwahl entwickelt werden.
Agroforst-Reallabor
Das Agroforst-Reallabor ist Teil des TransRegINT-Projekts an der Hochschule Rhein-Waal und wird ebenfalls vom BMBF gefördert. Es zielt darauf ab, unterschiedliche Agroforstsysteme zu entwickeln, die an die natürlichen, strukturellen und sozioökonomischen Bedingungen der Region Niederrhein optimal angepasst sind.Es sollen Demonstrationsflächen für verschiedene Agroforstsysteme in der Region Niederrhein geschaffen und wissenschaftlich begleitet werden.
ABCDR
Das Potenzial der Kohlenstoffspeicherung in Agroforstsystemen wird auch im Projekt ABCDR aus der BMBF-Fördermaßnahme CDRterra untersucht. In dem Projekt werden durch regionale sowie internationale Fallstudien mögliche Hindernisse im Ausbau von Agroforstsystemen erforscht und untersucht, wie diese überwunden werden können. Hierzu werden die biophysikalischen Potenziale, die Entscheidungsprozesse in der Landwirtschaft sowie die Rolle der Klima- und Landwirtschaftspolitik analysiert.
SUFACHAIN
Das SUFACHAIN-Projekt ist Teil des BMBF-Rahmenprogramms FONA und soll zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Agrar- und Waldlandschaften Zentralasiens beitragen. Ziel des Projekts ist es, Agroforstsysteme zu analysieren und in die lokale Landnutzung zu integrieren. Außerdem sollen Produkte und Technologien entwickelt werden, die zu einer nachhaltigen Ressourcennutzung und lokalen Wertschöpfung beitragen.
TreeDigitalTwins
In der BMBF-Fördermaßnahme „REGULUS – Regionale Innovationsgruppen für eine klimaschützende Wald- und Holzwirtschaft“ werden in dem Projekt TreeDigitalTwins KI-gestützte Methoden zur Analyse von Daten aus der Vegetationserfassung durch z.B. Drohnen oder Laserscanner entwickelt. Ziel ist die Erstellung digitaler Zwillinge für ausgewählte Waldgebiete und Agroforstplantagen in Brandenburg. Die daraus entstehenden Technologien sollen über eine Webplattform verfügbar gemacht werden, um eine breite Nutzung in der Praxis sowie in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu ermöglichen.
AgroWert-Region
AgroWert-Region konzentriert sich auf den Aufbau und die Stärkung regionaler Wertschöpfung für Agroforstprodukte aus der Lausitz. Dafür sollen verschiedene Vermarktungskonzepte getestet werden. Ebenso soll durch das Projekt die Integration von Agroforstwirtschaft in die Nachhaltigkeitsbewertung von Landwirtschaftsbetrieben gefördert werden. AgroWert-Region möchte außerdem dazu beitragen, dass Agroforstsysteme und deren Umweltleistungen gesellschaftlich anerkannt und honoriert werden. Das Projekt wird vom BMBF unterstützt und von mehreren Projektpartnern umgesetzt, darunter die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, der Spreewaldverein, Bäcker Wahn, der Landwirtschaftsbetrieb Domin sowie der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft e.V. (DeFAF).
MODEMA
In dem im August 2024 gestarteten und vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe geförderten Projekt MODEMA – „Aufbau eines bundesweiten Modell- und Demonstrationsnetzwerks für Agroforstwirtschaft in Deutschland“ werden auf 30 Agroforstflächen in drei Modellregionen in Deutschland neue Erkenntnisse generiert. Übergeordnetes Ziel ist die Einrichtung eines bundesweiten Agroforst-Demonstrationsnetzwerkes mit Leuchtturmcharakter, um zu einem deutlichen Ausbau der Agroforstwirtschaft in Deutschland beizutragen. Das Projektteam umfasst neben dem DeFAF e.V. zwölf weitere Partner aus Verbänden, Wissenschaft und Landwirtschaftsverwaltung.
Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft e.V.
Der deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. setzt sich für die Verbreitung von Agroforstwirtschaft in Deutschland ein. Er fungiert als agroforstliche Interessenvertretung Deutschlands und ist seit 2020 auch die offizielle deutsche Vertretung der Europäischen Agroforst-Föderation (EURAF). In dem Verband ist die Mehrzahl der relevanten Akteure organisiert, die in Deutschland zu diesem Thema praktisch oder wissenschaftlich arbeiten.
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Verbreitung der Agroforstwirtschaft und politische Entwicklungen
Offizielle Zahlen darüber, auf wie viel Fläche in Deutschland Agroforstwirtschaft betrieben wird, gibt es bislang nicht. Auf der Agroforst-Landkarte des DeFAF e.V. sind (Stand Dezember 2023) 161 Agroforstflächen mit einer Gesamtfläche von 1.304 Hektar verzeichnet. Gut zwei Drittel der Flächen liegen in den Bundesländern Bayern, Niedersachen, Brandenburg und Baden-Württemberg. Der Fachverband weist jedoch darauf hin, dass die tatsächliche Agroforstfläche vermutlich um einiges höher ist, da nicht alle bundesweit existierenden Flächen auf der Karte verzeichnet sind.
Bis 2026 sollen laut Bundesregierung 200.00 Hektar Gehölzanteil in Agroforstanlagen bestehen, so steht es in dem Strategiepapier zur Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP). Dann wären mehr als 1 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Gehölzfläche. Laut DeFAF e.V. sei jedoch eine deutliche Anhebung der Flächenprämie notwendig, um Landwirtinnen und Landwirten einen echten Anreiz zu bieten und die ambitionierten Ziele zu erreichen. Der Bioökonomierat schreibt in seinem veröffentlichten Hintergrundpapier wieder, dass auch die Förderung und Monetarisierung von Ökosystemleistungen berücksichtigt werden müsse, um Agrofrost zu fördern.
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Weitere Informationen und Quellen
Hauptquellen für die Recherche
Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. Stand November 2024. www.agroforst-info.de
Agroforstwirtschaft. Die Kunst, Bäume und Landwirtschaft zu verbinden. 3. Auflage: Dezember 2022. Hrsg.: Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. PDF-Download
Hintergrundpapier Agroforst- und mehrjährige Kulturpflanzensysteme. Stand September 2022. Hrsg.: Bioökonomierat. PDF-Download