Forschungsfabriken für nachhaltige Chemie

Forschungsfabriken für nachhaltige Chemie

Für den Aufbau zweier Großforschungszentren zur Neuausrichtung der Chemieproduktion in Mitteldeutschland konnte ein Team um den Potsdamer Biochemiker Peter Seeberger eine Förderung des BMBF einwerben.

Chemresilienz Teamleitung Prof. Peter H. Seeberger und Dr. Matthew Plutschack (v.l.n.r.)
Chemresilienz-Teamleitung Prof. Peter H. Seeberger und Dr. Matthew Plutschack (v.l.n.r.)

Anfang des Jahres wurde Peter H. Seeberger für die Herstellung eines nachhaltigen und kostengünstigen Malariawirkstoffs mit dem internationalen Preis für grüne Chemie ausgezeichnet. Nun will der Biochemiker vom Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung gemeinsam mit seinem Team den Strukturwandel in der sächsischen Lausitz und dem Mitteldeutschen Revier vorantreiben. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgelobten internationalen Wettbewerbes „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ konnte sich Seeberger mit seinem Konzept zum Aufbau zweier Großforschungszentren durchsetzen. Bei der Umsetzung des Projektentwurfs „Chemresilienz – Forschungsfabrik im Mitteldeutschen Revier“ steht dem Team eine erste Fördersumme von 500.000 Euro zur Verfügung.

Leuchtturm der Spitzenforschung

Ziel des Projektes Chemresilienz ist es, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der chemischen Produktion durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe, durch kurze Transportwege sowie lokale, kostengünstige und nachhaltige Produktionsprozesse zu etablieren. „Das neue Forschungszentrum in Sachsen wird die Chemieproduktion, die heute auf fossilen Rohstoffen basiert, komplett neu entwickeln und muss 150 Jahre ‚Vorsprung‘ aufholen, um einen wichtigen Industriezweig nachhaltig zu gestalten“, sagt Seeberger. Er sei überzeugt: „Dieses Zentrum wird ein global sichtbarer Leuchtturm der Spitzenforschung und ein Kristallisationskeim für Ansiedlungen und Ausgründungen."

Der Wettbewerb „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ wurde 2020 vom BMBF initiiert, um einen Beitrag zum Strukturwandel in den vom Kohleausstieg betroffenen Regionen zu leisten und neue wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen. Das Konzept des Potsdamer Teams ist eine von insgesamt sechs Skizzen, die im Juli dieses Jahres vom BMBF für eine erste Förderung ausgewählt wurden.

Bund investiert 2,5 Mrd. Euro in Großforschungszentren

In den kommenden sechs Monate sollen die Teams ein umsetzungsreifes, tragfähiges Konzept für die neuen Forschungsfabriken entwickeln. Eine unabhängige Expertenkommission, darunter Chemienobelpreisträger Stefan Hell und Astronaut Alexander Gerst, wird zunächst diese Pläne begutachten, bevor das BMBF entscheidet, welches Konzept weiter gefördert wird. Ab Sommer kommenden Jahres sollen zwei Konzepte umgesetzt werden. Der Aufbau der beiden Großforschungszentren wird vom Bund bis 2038 mit jeweils 1,25 Mrd. Euro gefördert.

bb