Von Gentechnikgesetz und Ökokapseln
Der kompakte Medienrückblick: +++ Debatte um Genome Editing in der Pflanzenzüchtung +++ Spinnengift gegen Nervenschäden +++ Eine App zum Pflanzenschutz +++ Kompostierbare Kaffeekapseln +++
Grüne Gentechnik - Muss der Begriff der Gentechnik neu definiert werden? Mit großer Mehrheit haben sich jetzt Wissenschaftler und Fachleute aus den Bereichen der Pflanzenbiologie, Rechtsprechung, Wirtschaft und Philosophie für eine Neudefinition ausgesprochen. Kathrin Zinkant beleuchtet im Samstagsessay im Wirtschaftsteil der Süddeutsche Zeitung den anstehenden Perspektivenwechsel. Dazu muss vor allem zwischen der alten, sogenannten grünen Gentechnik, und den neuen Möglichkeiten des Genome Editing mittels CRISPR-Cas klar unterschieden werden. Bisher entschied das Herstellungsverfahren darüber, ob eine Pflanze als gentechnisch verändert gilt. In Zukunft soll aber die Pflanze selbst ausschlaggebend sein. Denn während die grünen Gentechnik der jeweiligen Pflanze artfremde Gene einsetzt, arbeitet das Genome Editing mit den vorhandenen genetischen Möglichkeiten und beschleunigt so im Prinzip die natürliche selektive Züchtung- kreiert aber letztlich auch eine Pflanze deren Erbgut verändert wurde.
Durch diese relativ einfache und schnelle Methode könnten ertragsreichere, schädlingsresistente Pflanzen, oder auch solche, die deutlich weniger Wasser und Nährstoffe benötigen, herangezüchtet werden. Durch ihre kosteneffiziente Entwicklung stünden sie dann auch kleineren Firmen und Entwicklungsländern zur Verfügung. Um dem drohenden weltweiten Nahrungsmangel entgegenzuwirken und um eine erneute Vormachtstellung reicher Firmen wie bei der grünen Gentechnik zu vermeiden, muss die Politik sich nun schnellstens über eine neue Gesetzeslage und die Lizenzverteilung einigen.
Biomedizin - Der Schlaganfall ist neben dem Herzinfarkt eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Die Durchblutungsstörung im Gehirn unterbricht die Sauerstoffversorgung der betroffenen Hirnregionen. Daraufhin produzieren Nervenzellen ihre benötigte Energie ohne Sauerstoff- mittels anaerober Glykolyse. Dieser Prozess verursacht allerdings Säure als Abfallprodukt, die wiederum die Nervenzellen unwiederbringlich zerstört. In der TV-Sendung mdr Aktuell wird berichtet, wie ein Bestandteil des Giftes der Sydney-Trichternetzspinne diese Hirnschäden infolge eines Schlaganfalles drastisch verringern könnte. Da ein Biss dieser Spinne innerhalb von 15 Minuten tödlich ist, wird ihr Gift schon seit Längerem genauestens untersucht. Forscher der Universität Queensland/Australien haben dabei ein Molekül entdeckt, das einem Bestandteil eines gerade erforschten Schlaganfallmittels ähnelt. Ziel dieses Mittels ist es zu verhindern, dass die Säure in die Nervenzellen gelangt. Das Spinnengiftmolekül namens Hi1a scheint sogar weit effektiver vor den Säure-bedingten Nervenschäden zu schützen, als der künstliche Wirkstoff. Sollte sich dieses Potenzial bestätigen, könnte es in Zukunft bereits im Krankenwagen verabreicht werden, und so zahlreiche Nervenzellen vor dem Absterben bewahren, wodurch die Spätfolgen eines Schlaganfalles enorm minimiert werden würden.
Digitale Landwirtschaft - Pflanzenkrankheiten können Landwirte in den Ruin treiben, und den entspanntesten Hobbygärtner verzweifeln lassen. Wie Katharina Kutsche für die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat das Unternehmen Peat aus Hannover eine App entwickelt, die Krankheiten von Pflanzen identifizieren kann. Diese neuartige Anwendung, genannt „Plantix“, wurde jetzt sogar auf der CeBIT Messe mit dem "Innovation Award" ausgezeichnet. Die App kann und soll von Landwirten und Hobbygärtnern gleichermaßen genutzt werden. Die Nutzer fotografieren ihre befallene Pflanze in möglichst guter Qualität und laden das Bild in die App-Cloud hoch. Algorithmen, die auf einer riesigen Bilddatenbank basieren, sollen die Schädlinge identifizieren, wodurch die App entsprechende Behandlungsmöglichkeiten vorschlagen kann. Außerdem werden durch das Hochladen der Bilder auch anonyme GPS-Daten versandt, durch die auch die jeweilige Region in die Diagnose einbezogen werden kann. Dies wiederum lässt Rückschlüsse zu, wie schnell sich Krankheiten und Schädlinge ausbreiten. Zur Behandlung der befallenen Pflanzen schlägt Plantix außerdem auch biologische Alternativen zu herkömmlichen und oftmals giftigen Pflanzenschutzmitteln vor.
Recycling - Portionierte Kaffeekapseln haben die Art und Weise, wie wir Kaffee konsumieren, in den letzen fünfzehn Jahren deutlich verändert. Obwohl die ein-Tassen-Portionen für den schnellen Kaffeegenuss zwischendurch ungemein praktisch sind, so ist die Verpackung mit 4000 Tonnen Müll pro Jahr allein für den Raum Deutschland doch auch eine ungeheure Umweltsünde. Aber wie Sebastian Baltzer für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet, stellt die Freiburger Firma „Original Food“ unter der Marke „Bonga Red Mountain“ jetzt auch vollkommen kompostierbare Kaffeekapseln her. Ähnliches hatte eine Schweizer Firma vor ein paar Jahren versucht, deren Kapseldeckel aber letztendlich mit Aluminium bedampft waren, und somit mehr als ungeeignet für eine Kompostierung. Die Freiburger Kapseln hingegen wurden gemeinsam mit Forschungsinstituten, Universitäten und Chemiekonzernen in einem Zeitraum von über drei Jahren hergestellt, und bestehen aus einem speziellen Papier. Auch die Füllung der Kapseln ist rein ökologisch mit wildgesammeltem Kaffee aus einem Biosphärenreservat in Äthiopien.