Von Purpurbakterien und Löwenzahnreifen
Der kompakte Medienrückblick: Purpurbakterien produzieren Wasserstoff +++ Wenn Rinder Ökodünger produzieren +++ Was tun mit invasiven Neophyten? +++ Autoreifen aus Löwenzahn
Biotechnologie – Grüner Wasserstoff gilt als großer Hoffnungsträger der Energiewende. Doch die Herstellung der zukunftsträchtigen Energiequelle erfordert viel Energie. Doch es gibt eine Alternative. Davon berichtet Susanne Henn in SWR Wissen. Dabei handelt es sich um Purpurbakterien, die Wasserstoff auf kostengünstige und energiesparende Weise produzieren können, indem sie Reststoffe wie Trester verwerten. Purpurbakterien ernähren sich von bestimmten Zucker- und Säurearten, die zum Beispiel in Reststoffen enthalten sind, die bei Saftherstellern, Molkereien, Winzern oder auch in Brauereien anfallen. Mit diesen zuckerhaltigen Reststoffen werden dann die Bakterien gefüttert. Forschende am Stuttgarter Fraunhofer-Institut arbeiten im Projekt RhoTech derzeit mit dem Unternehmen Siemens daran, wie diese Purpurbakterien zur Wasserstoffproduktion effizient eingesetzt werden können. Der Vorteil: Diese Bakterien benötigen kaum Energie und können unter anaeroben Bedingungen im Dunkeln arbeiten. Erste Tests in einem Bioreaktor sollen Ende des Jahres in Baden-Württemberg beginnen. Neben Wasserstoff können die Bakterien auch Bioplastik und nützliche Carotinoide produzieren. Diese Methode könnte Unternehmen helfen, autark Energie zu gewinnen und ihre Abfälle sinnvoll zu nutzen. In vier Jahren wird eine großflächige Anwendung angestrebt.
Landwirtschaft – Der Hof von Benedikt Bösel in Alt-Madlitz ist ein Vorzeigehof. Der 39-Jährige gehört zu den Pionieren, die mit innovativen Lösungen die Landwirtschaft nachhaltiger machen wollen. Der Landwirt setzt auf Agroforst, Kompostierung, regenerative Landwirtschaft, Waldumbau, standort- und klimarobuste Sorten. Aber nicht nur das: Während in Brandenburg die Zahl der Nutztiere jährlich sinkt, entscheidet sich Benedikt Bösel, in die Rinderhaltung einzusteigen, wie Katharina Henke im Tagesspiegel schreibt. Seine Vision: Dort, wo die Kühe grasen, Halme niedertrampeln und ihre Fladen hinterlassen, soll sich der Boden regenerieren und Humus aufbauen, bevor Erbse, Ackerbohne oder Getreide auf der Fläche wieder wächst. Bösel ist überzeugt: Mit einer optimalen Anzahl von Rindern ist es möglich, den eigenen Nährstoffkreislauf aufzubauen. Auf diese Weise brauchen keine Nährstoffe eingekauft und importiert zu werden. So könne der Boden gesunden und Humus – auch als Wasserspeicher, Hitzeschutz und CO₂-Senke – aufgebaut werden, sagt Bösel. Bösels „wandelnde Kompostautomaten“ haben demnach keine expliziten Weideflächen, sondern verarbeiten die Untersaat aus Gräsern, Klee und Leguminosen zu Ökodünger. Der Brandenburger Landwirt hofft, dass alle Bauern die Chance von gutem Boden und Biodiversität erkennen und danach handeln.
Biodiversität – Invasive Arten wie Springkraut und Goldrute breiten sich hierzulande immer weiter aus und verdrängen einheimische Pflanzen wie das Riesenbärenklau. Doch ist das wirklich so? Dieser Frage geht Claudia Fromme in der Süddeutschen Zeitung nach. Als Neophyten gelten Pflanzen, die sich seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 in Europa angesiedelt haben, darunter die Kartoffel und der Mais. Die meisten dieser Pflanzen sind harmlos. Etwa zwei Prozent gelten als invasiv und können der hiesigen Pflanzenwelt gefährlich werden. Die EU führt eine Liste mit 41 invasiven Arten, die in den Mitgliedsländern nicht mehr gepflanzt oder ausgesät werden dürfen. der Die Meinungen zum Umgang mit diesen invasiven Arten gehen weit auseinander. Für eine differenzierte Betrachtung der Neophyten plädieren Naturschützer wie der NABU. Ingo Kowarik, emeritierter Professor für Ökosystemkunde und Pflanzenökologie an der TU Berlin, betont, dass der Mensch dafür verantwortlich sei, dass diese Arten da sind und sich ausbreiten. „Wo Boden vielfältig bewachsen ist, wo keine offenen Stellen entstehen, haben invasive Pflanzen weniger Chancen, sich auszubreiten“, argumentiert der Forscher. Der Streit über die sogenannten invasive Neophyten ist nicht neu, nimmt jedoch gerade wieder Fahrt auf, weil die Schweiz mit einem Gesetz vorangehen will, das den Verkauf und die Neuanpflanzung invasiver Neophyten verbietet. Dazu gehören auch zwei beliebte Arten – die Lorbeerkirsche und der Sommerflieder.
Chemie – Ob Dichtungen, Radiergummis, Schaumstoffmatratzen oder Autoreifen: Kautschuk ist ein flexibler und widerstandsfähiger Werkstoff, der für viele Produkte unverzichtbar ist. Doch Kautschuk wird entweder aus tropischen Pflanzen oder aus Erdöl gewonnen und belastet damit die Umwelt. Forscherinnen und Forscher suchen deshalb schon lange nach Lösungen, um Kautschuk durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Eine nachhaltige Alternative haben Fraunhofer-Forscher im kaukasischen Löwenzahn gefunden, wie Roland Knauer im Tagesspiegel schreibt. Im Projekt „Nachhaltige Biomonomere für Synthesekautschuk“ (NaMoKau) wollen vier Fraunhofer-Institute die Autoreifenproduktion auf nachhaltige Rohstoffe umstellen. Dabei wird Bioalkohol eingesetzt, der durch spezielle Katalysatoren in Kautschukrohstoffe umgewandelt wird. Ein Ziel ist es, neue Materialien zu schaffen, die bestehende Synthesekautschuk übertreffen.