Von Insekten-Chitin und Seegraswiesen
Der kompakte Medienrückblick: Moor-Renaturierung lohnt sich +++ Klimaresiliente Seegräser pflanzen +++ Bioplastik aus Insekten-Chitin +++ Boden als Ressource schützen
Landwirtschaft – Trockengelegte Moore in Deutschland, die einst als Kuhweiden und Äcker genutzt wurden, tragen zur Klimaerwärmung bei, indem sie CO2 freisetzen. In Deutschland machen trockengelegte Moore zwar nur sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche aus. Sie sind aber für mehr als 40 % der Emissionen in der landwirtschaftlichen Landnutzung verantwortlich. Aldert van Weeren setzt sich daher für die Wiedervernässung von Mooren ein, wie Armin Lehmann im Tagesspiegel berichtet. Moor-Experten wie van Weeren sind überzeugt, dass sich mit der Moor-Renaturierung nicht nur CO2 speichern, sondern auch Geld verdienen lässt. Etwa mit der Nutzung von Rohrkolben als Dämmstoff für Gebäude oder mit dem Anbau von Torfmoos zur Herstellung von Ersatztorf. Die Bundesregierung hat 2021 eine eigene Moorstrategie aufgesetzt. Auch die EU setzt auf die sogenannte Paludikultur, um das im „Green Deals“ verankerte Ziel, Europa bis 2045 klimaneutral zu machen, zu erreichen. Trotz aller Vorteile steht die Einführung von Paludikultur vor komplexen Herausforderungen. Dass die Transformation gelingen kann, beweist Indonesien. Noch 2015 war das Land weltweit für die höchsten Treibhausgasemissionen verantwortlich, weil riesige Moorflächen brannten. Innerhalb von nur drei Jahren hat das Land mehr Moore vernässt als die gesamte EU bisher zusammen.
Ökologie – Seegraswiesen sind wichtige Ökosysteme. Sie bieten Lebensraum für viele Meeresarten, schützen Küsten vor Erosion, filtern Wasser und speichern CO2. Diese Wiesen sind jedoch stark zurückgegangen, hauptsächlich aufgrund von landwirtschaftlichen Düngemitteln, die ins Meer gelangen, Algenwachstum und des Klimawandels. Forschende des Geomar Helmholtz-Zentrums in Kiel arbeiten daher an der Wiederherstellung von Seegraswiesen in der Ostsee, wie Clara Vuillemin in der Zeit berichtet. Das Team sucht nach genetischen Variationen des Seegrases, die widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen sind. Sie haben auch eine Methode entwickelt, um Seegraswiesen zu pflanzen. Um diese Methode großflächig umzusetzen, sind viele Helfer nötig. Doch der Aufwand lohnt sich, denn Seegraswiesen spielen eine wichtige Rolle bei Schutz des Ökosystems und der CO2-Speicherung. Sie könnten jedoch zu CO2-Quellen werden, wenn sie weiter abnehmen, warnen die Forschenden.
Biotechnologie – Die Schwarze Soldatenfliege ist längst als wertvoller Baustein einer biobasierten Kreislaufwirtschaft identifiziert: Sie kann eine große Vielfalt von Rest- und Abfallstoffen als Futter verwenden, ihre Larven gewinnen schnell an Gewicht und beinhalten hochwertige Proteine. Als Futtermittelzusatz und Sojaersatz sind sie daher in der Schweine- und Hühnerzucht bereits zugelassen. Doch das Potenzial der Insekten ist weitaus größer: Die Schalen der Fliegen enthalten das nach Cellulose zweithäufigste Polysaccharid der Erde, das Chitin. Das Biopolymer dient als Ausgangsstoff für die technische Herstellung von Chitosan. Forschende der Texas A&M University haben nun eine neue Verwendung aufgetan, wie Manfred Lindinger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Dem Team gelang es, das Chitin aus den Exoskeletten der Fliegen zu extrahieren, zu Chitosan umzuwandeln und daraus biologisch abbaubare Kunststoffe wie Hydrogele, Polykarbonate und Polyurethane herzustellen. Diese Innovation könnte den Forschenden zufolge einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Die schwarze Soldatenfliege könnte sowohl in ihrer Larven- als auch in ihrer erwachsenen Form als Bioplastikquelle und nachhaltige Ressource dienen.
Boden – Der Boden ist nicht nur Lebensraum unzähliger Lebewesen. Er ist gleichzeitig eine wichtige Ressource und für das Ökosystem, das Klima und den Menschen von großer Bedeutung. Eine neue Studie aus der Schweizer belegt: Der Erdboden ist das artenreichste Ökosystem der Erde. Wie das Forschungsteam im Fachjournal PNAS berichtet, leben darin 59 % aller bekannten Arten – mehr als bisher angenommen. Vor allem Bakterien und Pilze sind entscheidend für den Stoffkreislauf im Boden und damit auch für den Ernteerfolg. Trotz der hohen Artenvielfalt und der Bedeutung des Bodens sind die Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität bisher unzureichend, wie aus einem Bericht im Deutschlandfunk hervorgeht. Der Bericht gibt Antworten auf allgemeine Fragen zum Boden, dessen Bedeutung für den Klimaschutz sowie zur biologischen Vielfalt, beschreibt aber auch, was die EU-Kommission für den Schutz der lebenswichtigen Ressource plant. Forschenden zufolge sind die meisten Böden in der EU in schlechtem Zustand. Carbon Farming und CO2-Gutschriften werden als geeignete Maßnahmen genannt, um die Gesundheit der Böden zu verbessern.