Von Braunalgenschleim und Mehrweggeschirr
Der kompakte Medienrückblick: Braunalgenschleim als Kohlenstoffsenke entdeckt +++ Mehrweg wird Pflicht +++ Weniger Insekten auf Blütensuche
Klima – Nicht nur Bäume und Pflanzen an Land haben die Fähigkeit, Kohlenstoffdioxid aus der Luft langfristig zu binden. Auch Braunalgen, die meist im Meer vorkommen, fixieren das Klimagas und nutzen es beim Wachsen, um Biomasse zu bilden, wie Anja Garms im Tagesspiegel berichtet. Forschende vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen fanden bei Untersuchungen am Blasentang heraus, dass diese Algen sogar mehr Kohlenstoff pro Flächeneinheit fixieren als Wälder an Land. Doch nicht nur das Wachsen der Algen bindet Kohlenstoff, wie die Studie zeigt. Die Algen scheiden darüber hinaus erhebliche Mengen an Fucoidan aus. Dabei handelt es sich um einen kohlenstoffhaltigen, zuckrigen Schleim. Das gebildete Fucoidan wird über spezielle Schleim-Kanäle nach außen abgegeben und bildet eine antimikrobielle Schutzschicht um die Alge, die nur sehr schwer abbaubar ist. Dieser Beitrag der Braunalge zur Kohlendioxidentfernung wurde den Forschenden zufolge vermutlich bisher nicht beachtet. Braunalgen könnten daher noch mehr als angenommen, dem Klimawandel entgegenwirken.
Umwelt – Mehr als 70% des in den Weltmeeren schwimmenden Mülls geht nach Angaben des EU-Parlaments auf Einwegplastikartikel zurück. In Europa beträgt der Anteil etwa 43%. Seit 2021 sind daher europaweit Einwegplastikprodukte wie Essgeschirr, Trinkhalme, Wattestäbchen und Cocktail-Rührstäbchen sowie Luftballonhalterungen verboten. Das Einwegplastikverbot war ein erster Schritt, um die Vermüllung im Wasser und an Land zu reduzieren und damit Umwelt und Ressourcen gleichermaßen zu schonen. Nun geht die Bundesregierung einen Schritt weiter, wie Kilian Bäuml in der Frankfurter Rundschau berichtet. Mit einem neuen Gesetz soll den enormen Mengen an Verpackungsmüll entgegengewirkt werden. Seit Anfang dieses Jahres sind bundesweit Cafés, Restaurants und Bars verpflichtet, für Getränke und Essen zum Mitnehmen Mehrwegbehälter anzubieten. Bisher war das Angebot von Mehrwegbehältern freiwillig.
Landwirtschaft – Der massive Rückgang der Insekten wurde erstmals 2017 mit einer internationalen Langzeitstudie offenkundig. Die Datenanalyse ergab: In 27 Jahren ging die Zahl der fliegenden Insekten jährlich um 76% zurück. Nun liefern Forschende vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig neue Erkenntnisse: Sie zeigen den Einfluss des Klimawandels auf die Insektenvorkommen, wie die Zeit berichtet. Untersucht wurden Insekten auf Blüten in der dünn besiedelten Umgebung der finnischen Gemeinde Kittilä in Lappland. Verglichen wurden die Daten mit Messungen vor 120 Jahren. Das Ergebnis: Nur bei 7 % der beobachteten Blütenbesuche waren damals wie heute dieselben Arten von Insekten und Pflanzen beteiligt. Vor allem Schwebfliegen und Nachtfalter tauchten auf den Blüten deutlich seltener als früher auf. Das Besorgniserregende war jedoch, dass insgesamt deutlich weniger Insekten unterwegs sind, die auf bestimmte Blütenformen spezialisiert sind. Ohne die Blütenbesucher, so die Forschenden, könnten sich zahlreiche Wildpflanzen nur noch schlecht oder gar nicht mehr vermehren, sodass Ökosysteme in ihrer heutigen Form nicht mehr funktionsfähig wären.