Von Pilz-Batterien und Pestiziden
Der kompakte Medienrückblick: Rechner aus Pilzen bauen +++ CO2 als Rohstoff +++ Pestizide in Naturschutzgebieten
Elektronik – Computer, Laptops und selbst Fitnessarmbänder bestehen aus Schwermetallen und Chemikalien, die umweltschädlich sind und das Recycling erschweren. Wie Andrea Hoferichter in der Süddeutschen Zeitung schreibt, haben Forschende der Johannes-Kepler-Universität Linz in Österreich nun bioabbaubare elektronische Leiterplatten aus Pilzmyzel hergestellt, die beispielsweise für Elektronik in Fitnessarmbändern und Smartwatches genutzt werden. Wie das Team im Fachjournal Science Advances berichtet, nutzen sie Buchenspäne, Dinkelvollkornmehl, Gips und Wasser und vermengten alles nach dem Abkühlen mit Sporen des Baumpilzes Glänzender Lackporling, Ganoderma lucidum. Das Team konnte zeigen, dass sich die Myzelhäute wie konventionelle Leiterplatten mit elektronischen Bauteilen bestücken lassen. Das Verfahren sei nicht nur besonders einfach, sondern verbrauche zudem deutlich weniger Energie und Wasser als die Leiterplattenproduktion aus konventionellen Materialien oder aus Papier oder Baumwolle. Ein Prototyp funktioniert bereits mit der neuartigen Pilz-Batterie.
Chemie – CO2 ist ein Rohstoff, der fast unbegrenzt für neue Produkte genutzt werden kann. So kann man Schaumstoff für Matratzen mit CO₂ produzieren, Fasern für Kleidung oder Tenside für Waschmittel, aber auch Plastikteile, Kraftstoffe oder Farbstoffe. Das Klimagas kann aber auch entscheidende Inhaltsstoffe liefern für Sportböden, Zement und Beton. Sogar Kosmetik und Proteine – etwa für vegane Steaks – kann man mit Kohlendioxid herstellen. Ein Team um Jonathan Fabarius vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) arbeitet mit Unternehmen zusammen, um CO₂ aus der Luft oder aus Abgasströmen herauszufiltern, um es dann für möglichst langlebige Produkte zu nutzen, wie Carolin Wahnbaeck in der Zeit berichtet. Carbon Capture and Usage, kurz CCU, nennt sich das Verfahren. Das zweistufige Verfahren hat der Fraunhofer-Wissenschaftler entscheidend weiterentwickelt. Neben Katalysatoren, die CO₂ in Energieträger wie Kohlenwasserstoffe verwandeln, etwa Ameisensäure, Methanol oder Ethanol, kommen Bakterien zum Einsatz, die zum Beispiel Methanol oder Ameisensäure in höherwertige Substanzen verstoffwechseln.
Umwelt – Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist mitverantwortlich für den Rückgang der Artenvielfalt, wie frühere Studien zeigen. Ein von der EU geplantes Pestizid-Verbot stößt jedoch auf Widerstand – vor allem bei den Landwirten. Eine Entschärfung des Gesetzes wäre jedoch mit weitgehenden Risiken für die Umwelt verbunden, wie Anke Petermann im Deutschlandfunk berichtet. Eine aktuelle Studie der Universität Koblenz-Landau zeigt, dass Pestizide, die auf Feldern ausgebracht werden, auch Gewässer in Naturschutzgebieten belasten. Über die Häufigkeit der darin enthaltenen Pflanzenschutzmittel, waren selbst die Forschenden überrascht. Mehr als 200 verschiedene Pestizide wurden aufgespürt. Der Grund: Die Substanzen gelangen über die ungeschützten Oberläufe der Gewässer in die Naturschutzgebiete. Dort bedrohen sie die Lebensgemeinschaft und Zusammensetzung der Arten und damit die Artenvielfalt, die in solchen Gebieten eigentlich geschützt werden soll.