Von Mikroorganismen und Abwässern
Der kompakte Medienrückblick: BASF setzt auf Bakterien und Pilze +++ Dünger verhindert Bestäubung von Pflanzen +++ Bodenbakterien besser erforschen +++ Abwässer als nachhaltiger Rohstoff
Biotechnologie – Sie sind winzig und für das menschliche Auge kaum sichtbar – doch ohne sie gäbe es weder Wein, Bier, Brot noch Käse: Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze sind aber nicht nur für die Lebensmittelindustrie unverzichtbare Gehilfen. Ihr Potenzial geht weit über Altbekanntes hinaus. Daher sollen Bakterien und Pilze künftig auch beim Chemiekonzern BASF eine größere Rolle spielen, wie Bernd Freytag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Sie sollen nachwachsende Rohstoffe wie Zucker, aber auch Abfälle und recycelte Produkte zu neuen chemisch verwertbaren Molekülen umbauen. Die Bedeutung der sogenannten weißen Biotechnologie wird dem Unternehmen zufolge künftig eine größere Rolle spielen als das klassische Industriegeschäft.
Biologie – Seit langem ist bekannt, dass Felder, die mit Dünger oder Pestiziden behandelt sind, seltener von bestäubenden Insekten besucht werden. Warum das so ist, war bisher unklar. Forschende der University of Bristol geben darauf nun eine Antwort. Biologen fanden heraus, dass die Chemikalien das elektrische Feld von Pflanzen verändern und damit die Kommunikation zwischen Pflanzen und Bestäubern stören, wie Tina Baier in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Die gestörte Kommunikation verhindert wiederum, dass die Pflanzen von Insekten bestäubt werden. Versuche mit dem Insektizid Imidacloprid hatten beispielsweise ergeben, dass das sogenannte Neonikotinoid rund um die Blühpflanzen für bis zu 25 Minuten messbar war. Damit liefern die Forschenden erstmals den Beweis, dass menschliche Aktivitäten den Elektrosinn eines an Land lebenden Tieres beeinträchtigen können. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B erschienen.
Landwirtschaft – In einer Handvoll Erde leben mehr Mikroorganismen als Menschen auf unserem Planeten. Diese Bodenbakterien sind für das Überleben von Pflanzen entscheidend. Die Mehrheit der Landpflanzen lebt daher in Symbiose mit Bakterien und Pilzen, die den wurzelnahen Bereich, die Rhizosphäre, besiedeln. Doch mit der Züchtung neuer Pflanzen ging das Zusammenspiel der Weizen-, Mais- oder Reispflanzenwurzeln mit „ihrem“ Mikrobiom im Boden mitunter verloren. Jos Raaijmakers vom Niederländischen Institut für Ökologie in Wageningen und Toby Kiers von der Freien Universität Amsterdam fordern daher, das kostbare Mikrobiom besser zu erforschen. Wie Roland Knauer im Tagesspiegel schreibt, wollen die Forschenden, dass die Bodenorganismen gezielt für bessere Erträge genutzt werden. Sie schlagen vor, die Mikrobiome von Wildpflanzen, Nutzpflanzen und deren verschiedenen Sorten zu kartieren und zu vergleichen und jene zu identifizieren, die beim Züchten in Mitleidenschaft gezogen wurden. So könnten die Wurzelballen von Nutzpflanzen mit genau abgestimmten Mischungen von Mikroorganismen angeimpft werden, um so die Erträge zu verbessern oder die Pflanzen gegen Trockenzeiten oder andere Stresssituationen zu wappnen.
Recycling – Anlässlich des Welttoilettentages der Vereinten Nationen am 19. November erinnerte ein Bericht in der Frankfurter Rundschau an das vielseitige Potenzial des Abwassers. So nutzt eine Brauerei in Singapur gereinigtes Toilettenwasser seit einigen Jahren zum Brauen eines Craftbieres mit Honig- und Röstaromen. Forschende der Universität Bielefeld und des Forschungszentrums Jülich in Nordrhein-Westfalen untersuchen dagegen, wie gereinigtes Abwasser für das Heranwachsen von Algen und die Herstellung von landwirtschaftlichem Dünger genutzt werden kann. Der Grund: Algen sind in der Lage, wichtige Nährstoffe für Dünger wie Phosphor, Stickstoff und Kalium aus dem gereinigten Abwasser aufzunehmen. Getrocknet kann die Algenmasse dann als Düngemittel verwendet werden. Auch zur Bewässerung der Felder könnte gereinigtes Abwasser genutzt werden. Im Projekt Nutzwasser wird das Verfahren gegenwärtig von Forschenden im fränkischen Schweinfurt getestet. Das Team will klären, wie Abwasser für landwirtschaftliche und städtische Flächen bestmöglich aufbereitet und mit Hilfe intelligenter Technik verteilt werden kann.