Von Pilz-Häusern und Bio-Kraftstoffen
Der kompakte Medienrückblick: Insekten in Agrarlandschaften +++ Blattlaus-Experiment im Hightech-Labor +++ Klärschlamm in Bio-Rohöl verwandeln +++ Mit Pilzen Häuser bauen
Landwirtschaft – Die Krefelder Studie aus dem Jahr 2017 zeigte erstmals die Dramatik des Insektensterbens hierzulande auf. Seither gibt es zahlreiche Bemühungen, den Rückgang der Insekten zu stoppen. Mit 35 Mio. Euro unterstützt daher die Bundesregierung die Forschung zu Insekten in Agrarlandschaften. Das Projekt FInAL will erstmals klären, was besonders gut für Insekten ist oder was ihnen schadet, wie Andre Kartschall in der Tagesschau berichtet. Brandenburger Forschende vom Leibniz-Institut für Agrarlandforschung arbeiten dabei mit Landwirten zusammen. Sie wollen erkunden, wie viele Käfer, Mücken, Schmetterlinge es pro Quadratmeter natürlicherweise sein sollten. Dafür werden Insekten gezählt und Blühstreifen von Landwirten angelegt.
Biodiversität – Sie können Pilzkrankheiten und gefährliche Viren übertragen und so erheblichen Schaden anrichten: Blattläuse. Auf dem Feld ist den Insekten nur schwer beizukommen. Mit der Eröffnung des neuen Hightech-Labors am Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) haben Forschende nun die Möglichkeit, den Blattlaus-Befall genau zu beobachten, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt. In dem hochmodernen Forschungsgewächshaus, wo es von Blattläusen nur so wimmelt, können Temperatur, Wärme und Licht genau bestimmt und so das Verhalten der Insekten untersucht werden. Im Rahmen des Blattlaus-Experiments wird beispielsweise untersucht, wie Winterweizen sich gegen diese Schädlinge wehrt.
Biokraftstoff – Ob Stroh, Algen, Gras, Holz, Essensreste oder Klärschlamm: bei hohem Druck und großer Hitze kann aus dieser Biomasse Bio-Rohöl entstehen, aus dem sich nachhaltige Kraftstoffe wie Diesel und Kerosin herstellen lassen. Tomma Schröder stellt im Deutschlandfunk Pilotprojekte vor, die mithilfe der sogenannten hydrothermalen Verflüssigung diese Umwandlung erproben. Forschende der Universität Aarhus und der Forschungseinrichtung Bauhaus Luftfahrt bei München haben hierfür verschiedene Biomassen als Ausgangsmaterial getestet. Besonders gut schnitt dabei Klärschlamm ab. Das Team errechnete: Würde Klärschlamm in kommerziellen Anlagen zu Rohöl verarbeitet, dann käme man auf einen Marktpreis von 90 Euro pro Barrel – und läge damit unterhalb des derzeitigen Preises für Erdöl. Nach der Weiterbehandlung in einer Raffinerie könnte das gewonnene Öl als Treibstoff für Diesel-Fahrzeuge, Benziner oder auch als Kerosin für Flugzeuge verwendet werden. Das dabei entstehende schmutzige Wasser zu reinigen und zu entsorgen, ist derzeit aber noch sehr kostspielig. Eine erste kommerzielle Anlage zur hydrothermalen Verflüssigung solle bereits Ende des Jahres bei einer Kläranlage im dänischen Fredericia errichtet werden. Im englischen Teesside wird gegenwärtig auch getestet, wie durch hydrothermale Verflüssigung das für die Plastikproduktion verwendete Erdöl zurückgewonnen und anschließend zu neuen Kraftstoffen, Chemikalien oder auch wieder zu Plastik verarbeitet werden kann.
Biotechnologie – Pilze kennen die meisten als Lebensmittel. Für Vera Meyer sind sie weitaus mehr. Die Biotechnologin der TU Berlin erforscht seit vielen Jahren das Wachstum und den Stoffwechsel von Pilzen. Als Künstlerin nutzt sie ihr Potenzial, um daraus Baumaterialen und Möbel herzustellen, wie Aleksandra Lebedowicz im Tagesspiegel berichtet. Mit My-Co Space hat sie einen Pavillon aus dem Zunderschwamm geschaffen, in dem man wohnen, arbeiten und schlafen kann. Die Konstruktion ist aus Sperrholzbögen gefertigt und mit 330 wabenförmigen Pilzpaneelen bedeckt. Für ihre Pilz-Bausteine hat sie das unterirdische Netzwerk des Pilzes, das Myzel, genutzt und es in Holzrahmen auf Reststoffen aus Agrar- und Forstwirtschaft – hauptsächlich auf Hanfschäben – wachsen lassen. Mit My-Co Space will die Forscherin zeigen, wie man mit der Stoffwechselkraft der Pilze nachhaltig und ressourcenschonend bauen und leben kann.