Von Cradle-to-Cradle und nützlichen Unkräutern
Der kompakte Medienrückblick: Genom der Wüstenpflanze entschlüsselt +++ Bewegung für echte Kreislaufwirtschaft +++ CO2-Speicher auffüllen +++ Nützliche Unkräuter
Genetik - Viele Pflanzen haben sich an die trockene Umgebung in der Wüste angepasst. Doch es gibt Pflanzen, die wahrlich „unsterblich“ sind. Dazu gehört Welwitschia mirabilis, wie Katharina Moser in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Die in Namibia beheimatete Pflanze ist ein echter pflanzlicher Dinosaurier. Bereits vor 112 Millionen Jahren sollen Samen dieser Spezies existiert haben. Wie eine Pflanze unter solchen Umständen überleben konnte, war bisher unklar. Eine Antwort liefern nun erstmals Forschende mit der Entschlüsselung der genetischen Zusammensetzung von Welwitschia mirabilis. Die Forschenden gehen davon aus, dass sich vor vielen Millionen Jahren das Welwitschia-Erbgut verdoppelte. Die extreme Dürre könnte da schon eine entscheidende Rolle gespielt haben. Das überzählige zweite Genom mit den diversen Kopien der Erbanlagen stand demnach als Reservoir für neue Eigenschaften zur Verfügung, wie das Team im Fachjournal „Natur“ schreibt. Auch fand die Forschungsgruppe noch zahlreiche weitere Genombestandteile, die das Gewächs langlebig, dürre- und hitzeresistent machen: darunter Faktoren, die die Wachstumsrate und die Zellvermehrung von Zellen regulieren und bremsen. Die Forschenden hoffen, mit ihrer Arbeit, Hinweise zu finden, die die Landwirtschaft verbessern und die Ernährung sichern können.
Kreislaufwirtschaft – Ob Textilien, Elektrogeräte oder Baumaterialien: Viele Produkte habe eine kurze Lebensdauer und werden nach dem Gebrauch achtlos entsorgt. Neben einem ressourcenschonenden Einsatz von Rohstoffen setzt die Bioökonomie auf das Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Ein Ansatz, der für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft steht, ist Cradle to Cradle (C2C). Berlin gilt mittlerweile als das Mekka der deutschen C2C-Bewegung. Was sich hinter C2C konkret verbirgt, erläutert Nora Sophie Griefahn, geschäftsführender Vorstand und Mitgründerin der gleichnamigen NGO im 3Sat-Wissensmagazin NANO. Das Prinzip: jeglicher Abfall ist Nährstoff für etwas Neues. C2C setzt auf Materialien, die kreislauffähig und zugleich gesund für Mensch und Umwelt sind. Mittlerweile gibt es ein offizielles C2C-Siegel, das entsprechende Produkte zertifiziert – darunter Textilien, Büromöbel, Fußbodenbeläge, aber auch ganze Gebäude.
Umwelt – Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden. Das heißt, es soll nicht mehr CO2 ausgestoßen werden, als über Wälder oder andere Wege absorbiert werden kann. Doch selbst das ambitionierteste Sparprogramm könnte das Zwei-Grad-Ziel verfehlen, wie Roland Knauer im Tagesspiegel schreibt. Forschende vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung (Geomar) in Kiel haben errechnet: Auch wenn alle Register wie Renaturierung der Moore und Aufforstung gezogen werden, lässt sich damit allenfalls ein Viertel der benötigten Kohlendioxidmengen aus der Luft holen. Experten gehen davon aus, dass Wälder künftig sogar weniger Kohlendioxid als heute binden werden. Forschende der Eberswalder Hochschule für Nachhaltige Entwicklung raten daher, nach Waldbränden und Dürren das Totholz auf den Kahlflächen liegen zu lassen, damit sich der Wald aus eigener Kraft regenerieren kann. Eine weitere Möglichkeit wäre der Einsatz von Holzkohle aus Pflanzenresten. Aber auch Biokohle dürfte „nur einen kleinen Teil der für eine Null-Emission nötigen Kohlendioxid-Mengen aus der Luft holen können.“ Darüber hinaus gibt es Methoden wie „Direct Air Capture“ (DAC) oder die Verwitterung, die CO2 direkt aus der Luft filtern können.
Landwirtschaft – Unkräuter sind nervend und werden meist mit Chemikalien bekämpft. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die rigorose Haltung gegenüber dem sogenannten Beiwuchs geändert, wie Ralph Waldo Emerson in SWR2 Wissen berichtet. Biologen sprechen heute von „Wildkräutern“, die wichtige Bestandteile eines funktionierenden Ökosystems sind. Unter den Wildkräutern gibt es Pflanzen wie Arnika, die als Heilkräuter genutzt werden können. Andere, wie der Russische Löwenzahn, haben gar bioökonomisches Potenzial. Die Wildpflanze ist für Forschende längt zu einer Quelle für nachhaltig produzierten Naturkautschuk geworden, um daraus Autoreifen herzustellen. In etwa zehn Jahren könnten diese Autoreifen aus Löwenzahn im Handel sein. Darüber hinaus kommen hochmoderne Technologien auf Äckern zum Einsatz, um weniger Herbizide gegen Unkraut auszubringen. Trotz allem ist das Potenzial vieler „Unkräuter“ längst noch nicht entdeckt.