Von essbaren Insekten und Löwenzahn-Reifen
Der kompakte Medienrückblick: Boden als Kohlenstoff-Speicher gefährdet +++ Sikkim als Vorreiter für Ökolandbau +++ Reifen aus Löwenzahn +++ Heuschrecke als Lebensmittel zugelassen
Umwelt – Mineralböden speichern große Mengen Kohlenstoffdioxid (CO2). Böden aus Ton, Lehm oder Sand sind demnach wichtige Kohlenstoffsenken. Doch der Klimawandel kann diese unterirdischen Speicher beeinflussen, wie Lilly Bittner in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Eine Studie der Exeter University in England kommt zu dem Ergebnis: Je wärmer der Boden wird, desto weniger CO2 kann er speichern. Im Rahmen seiner Studie hatte das Team weltweit über 9.000 Bodenproben untersucht. Die Forschenden sind überzeugt, dass schon die Freisetzung eines geringen Anteils von CO2 erhebliche Auswirkungen auf das Klima haben könnte. Wie viel CO2 freigesetzt wird, wenn Böden sich erwärmen, ist der Studie zufolge jedoch abhängig vom Tongehalt der Böden.
Landwirtschaft – Die Folgen der Intensivierung der Landwirtschaft sowie des Klimawandels gefährden weltweit die Biodiversität und bringen Landwirte zunehmend in Bedrängnis. Der ökologische Landbau als nachhaltige Bewirtschaftungsform gewinnt in Deutschland aber nur langsam an Boden. Anders in Sikkim. In dem indischen Bundesstaat wird seit Anfang 2016 nur noch Öko-Landwirtschaft betrieben, wie der Focus berichtet. Der gesamte Bundesstaat hat sich der nachhaltigen Landwirtschaft verschrieben. Kunstdünger, Pestizide oder Gentechnik sind hier per Gesetz verboten. Stattdessen nutzen 66.000 Bauern pflanzliche Insektenschutzmittel, organischen Dünger oder Kompost. In der „Sikkim Organic Mission“ sind auch Schulungs- und Aufklärungsprogramme festgeschrieben, die die Bevölkerung und Landwirte über die Vorteile von Bio-Landbau informierten. Zu Beginn der Umstellung gab es durchaus Probleme, denn die jahrelange konventionelle Landwirtschaft hatte die Böden ausgelaugt. Heute gilt Sikkim nicht nur in Indien als Vorbild für eine groß angelegte Bio-Landwirtschaft.
Biotechnologie – Ob in Matratzen oder Autoreifen: Naturkautschuk steckt in vielen Produkten und die Nachfrage steigt. Um den jährlichen Bedarf zu decken, werden in Süd- und Südostasien jedoch Urwälder gerodet und riesige Monokulturen angelegt. Bislang wird Naturkautschuk gewonnen, indem die Baumschale von Kautschukbäumen angeritzt wird. In der 3sat-Sendung NANO stellt Volker Erbert ein Team vor, das eine nachhaltige Kautschukquelle gefunden und etabliert hat. Seit 2011 hat ein Team um Dirk Prüfer von der Universität Münster gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME sowie dem Reifenhersteller Continental geforscht, wie sich der Russische Löwenzahn industriell hierzulande nutzen lässt. Die Herausforderung bestand darin, die Wildpflanze zu einer Kulturpflanze zu entwickeln, die Kautschuk in guter Qualität liefert und hierzulande von Landwirten auch angebaut werden kann. Mittlerweile gibt es bereits Fahrradreifen aus heimischer Kautschukproduktion.
Lebensmittel – 2018 ist die neue Novel-Food-Regulierung der EU in Kraft getreten. Seither können in ganz Europa Insekten und aus ihnen hergestellte Produkte als neuartige Lebensmittel in den Handel gebracht werden. Nach gelben Mehlwürmern hat die EU-Kommission nun mit Wanderheuschrecken ein zweites Insekt als neuartiges Lebensmittel zugelassen, wie die Zeit berichtet. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte zuvor entschieden, dass diese Insekten „kein Risiko für die menschliche Gesundheit" darstellen. Der EU-Kommission zufolge sind Heuschrecken auf Grund ihres hohen Fett-, Protein-, Vitamin- und Mineralstoffgehalts nicht nur nahrhaft, sondern können auch zu einer nachhaltigen Ernährung beitragen.