Von resistenten Kartoffeln und umweltfreundlichen Kühen
Der kompakte Medienrückblick: Züchtung neuer Kartoffelsorten +++ Klimafreundliche Rinderhaltung +++ Holz-Hochhaus im Allgäu fertig +++ Nachhaltiger Palmölanbau
Pflanzenzüchtung – Etwa 57 Kilogramm Kartoffeln werden in Deutschland pro Kopf verbraucht. In den vergangenen Jahren mussten jedoch die Anbauflächen ausgedehnt werden, um klimabedingte Ernteausfälle zu kompensieren. In einem, von der EU geförderten Forschungsprojekt wollen Forschende unter Leitung der Universität Wien daher eine besonders stressresistente Knolle züchten, wie die Berliner Zeitung berichtet. Kartoffeln haben nicht nur Probleme mit hohen Nachttemperaturen. Auch Starkregen lässt die Nachtschattengewächse innerhalb kurzer Zeit absterben. Die Forschenden wollen daher verstehen, warum manche Sorten besser mit Stress umgehen als andere. Dafür nehmen sie verschiedene Sorten im Gewächshaus und im Feld unter die Lupe. Im Labor suchen die Forschenden nach Gen-Abschnitten, die vorteilhafte Pflanzeneigenschaften auslösen. Entscheidend sind hier Faktoren wie geringe Verdunstung übers Blattwerk oder auch ein größeres Wurzelsystem, das mit langen Dürreperioden besser zurechtkommt.
Landwirtschaft – Jersey-Kühe gehören zu den beliebtesten Rinderrassen der Welt, weil sie robust und sanftmütig sind. Doch wie andere Rinder auch verbrauchen sie nicht nur viel Futter, sondern produzieren auch große Mengen des klimaschädlichen Methans. Marcus Rohwetter und Vera Sprothen stellen in der Zeit ein landwirtschaftliches Versuchsgut in Eckernförde vor, wo Forschende der Universität Kiel herausfinden wollen, ob und wie Kühe auf der Weide klimafreundlicher werden können. In drei Metern Höhe über den Kühen sind Sensoren befestigt, welche die chemische Zusammensetzung der Luft über der Weide überwachen. Auch die Atemluft der Kühe wird über eine gesonderte Verkabelung zeitweise analysiert. Dabei werden die Rülpser vom Maul der Tiere bis in die Sammelbehälter auf ihrem Rücken geleitet. So fanden die Forschenden heraus, dass das Futter ganz erheblich die Menge des Methanausstoßes beeinflusst. Handelt es sich um Weißklee, Weidelgras und andere typische Wiesenkräuter, ist der Methanausstoß nicht nur gering, die Kühe geben auch mehr Milch. In Australien sehen Forschende die Rotalge als Hoffnungsträger für eine klimafreundliche Rinderhaltung. Sie fanden heraus, dass Stallrinder gut 80 Prozent weniger Klimagase ausstoßen, wenn die getrocknete Alge ins Futter gegeben wird. Ein Teelöffel auf ein Kilogramm Futter reichte dabei aus.
Bauwesen – Auch wenn Holzhäuser in Deutschland noch eher selten sind: Holz als Baumaterial ist gefragt. Nach Angaben von Holzbau Deutschland steigt die Holzbauquote bei Wohnhäusern seit 2014 beständig, im Jahr 2020 von 15,1% auf 20,4%. In Kempten wurde nun das erste Holz-Hochhaus fertiggestellt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Das siebengeschossige Gebäude besteht bis auf Fundament und Treppenhaus ausschließlich aus Holz, das aus der Region stammt. Obwohl die Baukosten um bis zu 13% höher sind als ein Neubau mit Mauerwerk: Die Sozialbau GmbH will in Kempten weitere Mehrfamilienhäuser aus Holz errichten und zeigen, dass solche Projekte auch für städtische Wohnungsbaugesellschaften machbar sind. Das mit zehn Stockwerken höchste Holz-Hochhaus in Deutschland steht gegenwärtig in Heilbronn. In Hamburg wird aktuell jedoch an einen 19-geschossigen Gebäude aus Holz gebaut, das bis 2023 fertig sein soll.
Landwirtschaft – Palmöl ist eines der vielseitigsten und gefragtesten Pflanzenöle: Es steckt in vielen Lebensmitteln wie Eis, Schokolade und Chips. Aber es wird auch zur Herstellung von Kosmetik und Biodiesel genutzt. Die Rodung des Regenwaldes zur Erschließung neuer Palmölplantagen in Ländern wie Indonesien und Malaysia steht seit langem in der Kritik. Doch es gibt Alternativen, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Palmöl verbieten, sei keine Lösung, denn andere Ölpflanzen müssten die Nachfrage dann decken, wie der Göttinger Agrarökonom Martin Qaim in einem Bericht in der Frankfurter Rundschau argumentiert. Qaim, der die ökonomischen und sozialen Auswirkungen des Palmöl-Booms erforscht, plädiert stattdessen für einen Anbau, der nachhaltiger und sozial gerechter gestaltet ist. So sollte eher auf Flächen produziert werden, die bereits bewirtschaftet werden, anstatt zusätzlichen Wald zu roden, die Erträge mit organischen Düngern und verbessertem Pflanzenmaterial gesteigert und durch den Anbau anderer Gewächse neben Palmen der Anbau umweltfreundlicher gemacht werden. Auch resistentere Palmölsorten seien eine Lösung. Studien ergaben, dass die in Südamerika beheimatete Acrocomia-Palme eine vielversprechende Alternative zur Ölpalme sein könnte, da diese nicht nur in feucht-tropischem Klima, sondern auch in trockeneren Gebieten wächst und so den Druck auf die Regenwälder reduzieren kann.