Von Algenchips und Pilzhäusern
Der kompakte Medienrückblick: Landwirt als Algenzüchter +++ Megadürren drohen +++ Nachhaltige Baumaterialien +++ Bäume entziehen Boden CO2
Lebensmittel – Ob als Pulver im Müsli, im Eis oder Smoothie: Mikroalgen gelten seit langem als Superfood, denn sie sind reich an Proteinen und Vitaminen. Experten sind überzeugt, dass sie eine Alternative zum Fleischkonsum sein könnten und die Landwirtschaft nachhaltiger machen könnten. Die Frankfurter Rundschau stellt einen Landwirt aus Rockstedt vor, der seit 2016 Algen züchtet. Etwa zwei Tonnen Spirulina-Algen werden jährlich geerntet und zu Algen-Chips verarbeitet. Aber auch Makroalgen der Gattung Ulva sollen bald in Rockstedt gedeihen. Im Forschungsprojektes „Mak-Pak Scale-up“ wird gemeinsam mit Bremer Forschenden derzeit untersucht, wie Makro-Algen an Land in großem Rahmen produziert werden können. Ziel ist es, Algen als nachhaltiges und kompostierbares Verpackungsmaterial für Lebensmittel zu etablieren. In einem Vorgängerprojekt wurden bereits gemeinsam mit der Restaurantkette Nordsee, To-go-Verpackungen aus Algen entwickelt.
Ökologie – Trotz teils heftiger Niederschläge in diesem Winter sind die Böden in Deutschland vielerorts auch weiterhin zu trocken. Doch Dürren wie in den vergangenen drei Jahren könnten künftig noch extremer ausfallen, wie der Nachrichtensender ntv berichtet. Diese düstere Prognose ist das Ergebnis einer Studie, die Forschende vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven erstellt haben. Sie haben die Ursachen für Dürre untersucht und erstmals versucht, die treibenden Faktoren für die Trockenheit in Mitteleuropa im letzten Jahrtausend zu identifizieren. Derzeit konzentrierten sich Dürreprognosen auf die steigenden Temperaturen im Zuge der vom Menschen gemachten Klimaerwärmung – verbunden mit Trockenheit durch Verdunstung. Der Studie zufolge müssen jedoch unbedingt weitere Faktoren berücksichtig werden. Neben steigenden Temperaturen haben demnach auch die Sonneneinstrahlung sowie bestimmte Wetterlagen und Strömungsverhältnisse im Nordatlantik einen entscheidenden Einfluss auf Dürren. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass es im Zuge des Klimawandels in Deutschland zukünftig zu Extremdürren kommen kann, die in der modernen Land- und Forstwirtschaft enorme Schäden anrichten", so das Fazit der Forschenden.
Bauen – Die Baubranche verbraucht etwa 40% der Energie und Rohstoffe weltweit. Der Verbrauch an Baumaterial steigt rapide, vor allem zur Herstellung von Beton werden Unmengen des endlichen Rohstoffes Sand verbraucht und enorme CO2-Emissionen bei der Zementherstellung freigesetzt. In swr2 wissen stellt Andreas Langen Baustoffe vor, die nachhaltiger sind und dem Klima guttun. Holz, Stroh und Lehm sind im ökologischen Hausbau seit langem im Trend. Ein Unternehmen in Feldkirch baut derweil eine Produktionsanlage für Bauteile aus gestampftem Lehm, um das nachhaltige Material mehr in den Fokus der Branche zu rücken. Gleich nebenan entsteht dort eine Art Showroom für nachhaltige Architektur. Wände und Decke werden hier aus Lehm gebaut. Und auch der Fußboden besteht aus Lehm, gebunden mit Kasein – einem Milcheiweiß, dass schon die alten Ägypter als Bindemittel nutzten. Dirk Hebel vom Karlsruher Institut für Technologie forscht hingegen an neuen biogenen Baustoffen. In seinem Fokus stehen Pilze, die er als Baumaterial etablieren will. In der Praxis eingesetzt wurde der Pilzwurzelbaustoff auch schon – in einem dreigeschossigen Gebäude in der Nähe von Singapur. Hier wurde das Material mit Bambusfasern verknüpft. Die Pilz-Bambus-Kombination funktioniert hier wie der Stahl in einem Betonsystem. Der Vorteil: Solche Häuser wären nach dem Abriss kein Sondermüll, sondern könnten auf dem Komposthaufen entsorgt werden.
Waldwirtschaft – Pflanzen sind bekanntermaßen wertvolle CO2-Speicher. Sie binden das Kohlendioxid aus der Atmosphäre und sind damit ein wichtiger Treiber, um dem Klimawandel entgegenzuwirken – aber auch, um das eigene Wachstum anzukurbeln. Allerdings kann ein solch beschleunigtes Pflanzenwachstum einen anderen CO2-Speicher bedrohen, wie Sinan Reçber im Tagesspiegel berichtet. Eine aktuelle Studie von Forschenden ergab, dass mehr Pflanzen und Bäume das in den Böden gespeicherte CO2 unter Umständen freisetzen können. Wachsen nämlich viel mehr Pflanzen und Bäume durch erhöhte CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre, entweicht im Gegenzug in Böden gespeichertes CO2. Der Studie zufolge wird durch das Pflanzenwachstum die Aktivität von Kleinstlebewesen in den Böden aktiviert, wodurch Kohlendioxid aus dem Untergrund in die Atmosphäre freigegeben wird. Sind Baumpflanzinitiativen damit vergebens? Die Forschenden widersprechen nicht grundsätzlich. Aber: Bevor drastische Maßnahmen ergriffen werden, müsse man die langfristigen Effekte von Aufforstungen besser verstehen. Denn Böden würden weltweit mehr Kohlenstoff speichern als die gesamte pflanzliche Biomasse. Sie bräuchten daher auch mehr Aufmerksamkeit, wenn es um das künftige Schicksal von Wäldern und Graslandschaften gehe.