Von Plastikbakterien und Baumsterben
Der kompakte Medienrückblick: Bakterien produzieren Bioplastik +++ Selenreicher Apfel entwickelt +++ Zustand des Waldes besorgniserregend +++ Vom Briefkasten in die Tonne
Biotechnologie – Plastik ist ein langlebiges und vielseitig einsetzbares Material. Doch die Langlebigkeit der erdölbasierten Kunststoffe ist Segen und Fluch zugleich, da Plastikmüll die Umwelt schwer belastet. Nun ist es Forschenden der Universität Tübingen gelungen, mit Hilfe von Cyanobakterien kompostierbares Bioplastik herzustellen, so dass eine industrielle Weiternutzung möglich ist. Cyanobakterien, auch als Blaualgen bekannt sind, stellen von Natur aus Bioplastik in Form von Polyhydroxybutyrat – kurz PHB – her, aber nur in geringer Menge. In der Hörfunksendung swr aktuell sprach Susanne Henn mit dem Projektleiter Karl Forchhammer über die Ergebnisse der Studie und die Probleme bei der Umsetzung der Technologie.
Pflanzenzüchtung – Äpfel sind gesund. Die Frucht hat wenig Kalorien, aber viele gesunde Inhaltsstoffe. Die Süddeutsche Zeitung berichtet nun über eine neue und besonders gesunde Apfelsorte, die Forschende der Hochschule Osnabrück entwickelt haben. Die Innovation: der Apfel namens Selstar hat einen besonders hohen Selen-Gehalt. Das Spurenelement ist lebensnotwenig und gut für die Funktion des Immunsystems und der Schilddrüse. Im Vergleich zu anderen Äpfeln enthält der Selstar mehr als zehnmal so viel Selen und deckt damit rund ein Drittel des Selen-Tagesbedarfes eines Menschen. Der Name der neuen Frucht ist eine Kombination aus Selen und der beliebten Apfelsorte Elstar, deren rote Schale b63ei der Entwicklung der Frucht Pate stand.
Forstwirtschaft – Dürre, Stürme und Schädlinge wie der Borkenkäfer haben dem Waldbestand im vergangenen Jahr erheblich zugesetzt. Wie dramatisch die Situation ist, zeigt die Waldzustandserhebung für 2020, über die die Zeit berichtet. Noch nie waren so viele im Rahmen der Studie untersuchte Bäume abgestorben. 79 % der Fichten, 80 % der Eichen und Kiefern sowie 89 % der Buchen seien in einem besorgniserregenden Zustand, heißt es. Die Zahlen der aktuellen Studie zählten zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebung im Jahr 1984, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. Angesichts der alarmierenden Zahlen warnte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland vor einem neuen Waldsterben und forderte die Bundesregierung auf "endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen“ zu ergreifen und „Schadstoffemissionen massiv zu reduzieren". Bundesumweltministerin Svenja Schulze appelliert an Deutschlands Waldbesitzer, Finanzhilfen des Bundes in zukunftsfähige Modelle der Waldbewirtschaftung zu investieren und so Wälder auf Dauer anpassungs- und widerstandsfähiger zu machen. Auch der Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Harald Ebner, forderte einen gezielteren Einsatz der Bundesmittel für den klimastabilen Umbau der Wälder.
Ökologie – Werbung im Briefkasten ist für viele ein Ärgernis und eine Ressourcenverschwendung obendrein. Denn die unerwünschte Sendung wird meist ungelesen gleich wieder entsorgt. Etwa 1,7 Millionen Bäume werden jährlich gefällt, um diese bunten Reklameblätter herzustellen, wie Carsten Walter im 3sat Wissenschaftsmagazin nano berichtet. Eine Studie der Universität Gießen zur Ökobilanz von Briefkastenwerbung ergab: 2,5 Millionen Fichten werden jährlich allein für die Frischfaserproduktion gefällt. Zudem werden etwa 70 m3 Wasser jedes Jahr für die bedruckten Blätter vergeudet. Hinzu kommt der enorme Energieaufwand, der für die Wiederaufbereitung erforderlich ist. Doch Papierfasern lassen sich nicht unendlich oft recyceln. Zu den Unmengen Papiermüll kommt zudem Plastikmüll. Denn viele Werbeblätter sind in Folien eingeschweißt. Papier und Folie werden oft nicht getrennt, so dass ein richtiges Recycling nicht möglich ist. Doch wie kann man der unerwünschten Werbung entgehen? Entsprechende Sperrvermerke am Kasten werden oft ignoriert. Die Initiative „letzte Werbung“ will hier neue Wege gehen, um dem Werbemüll in Berlin Grenzen zu setzen. Statt der ohnehin ignorierten Aufkleber „Bitte keine Werbung einwerfen“, will die Initiative, dass die Zustimmung zu solchen Postsendungen am Briefkasten mit dem Aufkleber „JA - Werbung und kostenlose Zeitschriften bitte einwerfen“ kenntlich gemacht wird und so die richtige Post im Briefkasten landet.