Von Reisanbau und Laborfleisch
Der kompakte Medienrückblick: Reisanbau in der Schweiz +++ Potenziale der Bioökonomie +++ Schutz für Europas Böden +++ Hühnchenfleisch aus dem Labor
Landwirtschaft – Reis ist für die Hälfte der Weltbevölkerung das Hauptnahrungsmittel. Der Anbau erfolgt fast ausschließlich in Asien. Doch auch in Europa wird der Reisanbau seit einigen Jahren erprobt, wie Eva Hirschi in der Zeit berichtet. Damit der Anbau gelingt, müssen die Böden jedoch sehr feucht sein. Unter Leitung des Kompetenzzentrums Agroscope laufen in der Schweiz derzeit neun Reisanbau-Projekte. Die Idee von Agroscore ist es, ehemalige Feuchtgebiete wiederzubeleben und mit einer standortgerechten Kultur die Biodiversität zu fördern. Auf einem ehemaligen Sumpfgebiet im waadtländischen Bavois werden mittlerweile 900 Kilogramm Reis geerntet. Knapp 700 Kilogramm bleiben nach der Verarbeitung übrig. Schon heute ist die Nachfrage größer als die Ernte einbringt. Und die Biodiversität profitiert auch davon: Auf den Reisfeldern konnten die Forschenden Laubfrösche, Kreuzkröten, verschiedene Libellenarten oder seltene Wasservögel entdecken. Außerdem schützt das stehende Wasser die Reispflanzen vor Kälte und scheinbar selbst vor Pilzbefall. Naturschutzorganisationen warnen jedoch vor invasiven Arten, die einheimische Arten verdrängen oder zu Gesundheitsproblemen beim Menschen und zu ökonomischen Schäden führen können.
Bioökonomie – Ob Autoreifen aus Löwenzahn oder Leder aus Ananasfasern: Die Bioökonomie ist der Schlüssel für eine nachhaltige und ressourcenschonende Wirtschaftsweise. Mithilfe von Pflanzen, Mikroorganismen und biotechnologischen Verfahren sollen fossile Rohstoffe ersetzt werden. Aber wie groß ist das Potenzial der Bioökonomie wirklich, und kann es mit Konsum und Wachstum weitergehen wie bisher, nur eben in Grün? Diesen Fragen geht Tomma Schröder im Deutschlandfunk nach. Das eigentliche Potenzial der Bioökonomie geht jedoch weit über die Nutzung nachwachsender Rohstoffe hinaus, wie Daniela Thrän vom Leipziger Umweltforschungszentrum erklärt. Es geht vielmehr um eine konsequente Kreislaufwirtschaft, die Nutzung von Rest- und Abfallstoffen, die Wiederverwendung von Materialen, aber auch Innovationen, die wirklich neue Produkte mit deutlich besseren Eigenschaften liefern, und den Ersatz fossiler Energieträger. Innovationen gibt es viele, wie bioökonomie.de zeigt. Dazu gehören Insekten als Lebens- und Futtermittel, aber auch Rohstoffquelle für Bio-Ethanol und neue Materialien sowie Fahrräder aus Bambus oder Kleider aus Milchproteinen. Die Bioökonomie ist daher eher der Weg, die Ökonomie ökologischer zu machen und dabei stets die Endlichkeit der Ressourcen und die Sicherung der Ernährung zu berücksichtigen.
Ökologie – Der Boden ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Doch das Ökosystem ist bedroht: In fast jedem zweiten Land der Europäischen Union, darunter auch in Deutschland, ist das Bodenleben in mindestens 40 Prozent der Böden durch Faktoren wie Erosion, Humusverlust, Verdichtung, Versalzung oder die Klimakrise gefährdet wie Rolf Sommer, WWF Deutschland, in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau schreibt. Der Experte kritisiert, dass sich der Green Deal der EU-Kommission beim Bodenschutz auf eine „luftige Strategie“ beschränkt. Er drängt daher auf die Einführung einer EU-Bodenrahmenrichtlinie, die verbindliche Ziele zur Senkung des Flächenverbrauchs und der Bodenversiegelung bis 2030 umfassen. Dies sollte neben dem Verbot der Umwandlung von Weideland in Ackerland, den Schutz der Moore auch Fruchtfolgevielfalt oder die Reduktion des Pestizideinsatzes und den Vorrang für organische Düngung umfassen. Der letzte Versuch, eine EU-Bodenrahmenrichtlinie zu etablieren, ist 2014 auch am Widerstand Deutschlands gescheitert.
Laborfleisch – Beim Kauf von Fleischprodukten achten Verbrauchen immer häufiger auf artgerechte Tierhaltung oder greifen zu veganen Alternativen wie Burger aus Insektenmehl oder Linsen. Laborfleisch ist eine weitere Alternative. Das kalifornische Unternehmen Eat Just hat nun in Singapur die weltweit erste Erlaubnis bekommen, synthetisches Fleisch aus echten Muskelzellen auf den Markt zu bringen, wie Kathrin Zinkant in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Dabei handelt es sich um Hühnchenfleisch, das zunächst als Chicken Nuggets angeboten werden soll. Gezüchtet wurde das Fleisch im Labor aus Stammzellen und voll entwickelten Muskelzellen in einem Nährmedium. Das Retortenhühnchen hat jedoch einen stolzen Preis: Ein Nugget soll um die 50 Euro kosten.