Von Kaffeevielfalt und Smart Farming
Der kompakte Medienrückblick: Schnell wachsende Bäume sterben früher +++ Biologische Vielfalt schrumpft +++ Mehr Vielfalt bei Kaffeesorten +++ Potenziale von Smart Farming nutzen
Umwelt - Bäume leisten einem wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Denn sie brauchen Kohlendioxid zum Wachsen und je mehr sie wachsen, desto mehr CO2-Emissionen können sie aufnehmen. Doch dieser Wachstumsschub hat einen Haken, wie Volker Mrasek in der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell berichtet. Eine Studie von 15 Autoren aus neun verschiedenen Ländern zu 110 verschiedenen Baumarten und über 70.000 Standorten auf der Erde ist eher ernüchternd. Die Wissenschaftler fanden heraus: Bäume, die schneller wachsen, sterben auch früher. Sie geben dann den gespeicherten Kohlenstoff vorzeitig wieder ab, wodurch sich ihre Lebensspanne um bis zu 23 Jahre verkürzt. Fazit: Die zeitweise verstärkte CO2-Aufnahme hebt letztendlich die Wirkung der Vegetation als zusätzliche CO2-Senke auf. Mit dem Blick auf zunehmende Brände und Dürren sehen die Forscher in der Reduzierung von Treibhausgasen den einzigen Weg, um den Wald als CO2-Speicher zu erhalten.
Biodiversität – Die biologische Vielfalt der Erde nimmt weiter ab. Rund 68% aller Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien sind zwischen 1970 und 2016 verschwunden, wie die Zeit in einem Bericht darstellt. Der aktuelle Living Planet Report 2020 der Umweltstiftung WWF und der Zoologischen Gesellschaft London spricht von 21.000 Populationen, die von dem Rückgang betroffen sind. Besonders gefährdet sind demnach der Östliche Flachlandgorilla im Kongo, die Lederschildkröte in Costa Rica sowie der Stör im Jangtse. In Deutschland schrumpfen vor allem die Bestände bei Rebhuhn und Kiebitz. Lateinamerika hat der Studie zufolge allein 90% seiner Arten bereits verloren. In Europa ist die Vielfalt um 25% geschrumpft. Den Forschern zufolge ist diese Entwicklung „extrem besorgniserregend“. Denn Naturzerstörung und -überbeanspruchung würden in beispielloser Geschwindigkeit den Artenrückgang befördern, heißt es. Im Bericht von 2018 lag der Rückgang im Schnitt noch bei 60%. Dennoch: Ein Gegensteuern sei möglich, wenn auch nicht einfach. Mehr Schutzgebiete, verträglichere Landnutzung – vor allem in der Landwirtschaft – und das Aufhalten des Klimawandels könnten einen weiteren Verlust der Biodiversität verhindern.
Landwirtschaft – Arabica, Liberica und Robusta bestimmen den weltweiten Kaffeemarkt. Diese drei Sorten machen allein 80% der Weltproduktion aus. Experten sehen diese Entwicklung mit Sorge und warnen, dass sich Kaffee-Schädlinge dadurch leicht ausbreiten könnten, wie es bei Bananen bereits geschehen sei. In der SWR2 Wissen-Sendung geht Andreas Langen der Frage nach, ob und wie sich das ändern könnte. Fakt ist: Seltene Kaffee-Sorten sind noch ein Nischenprodukt. Doch mehr Vielfalt könnte die Gefahr eines Schädlingsbefalls reduzieren. Denn es gibt viele Sorten, die besser mit Trockenheit oder Frost zurechtkommen und auch ohne Pestizide wie etwa Arabica. Für die Kaffeebauern würde mehr Vielfalt auch mehr Sicherheit bedeuten und die Migration bremsen. Denn der Preisverfall hat in der Vergangenheit vor allem in den Anbaugebieten Mittelamerikas zu steigender Armut geführt. Einen Einblick in die große Vielfalt der Kaffeesorten gibt der Botanische Garten der Wilhelma in Stuttgart, wo zahlreiche Bestände in sicherer Quarantäne lagern.
Landwirtschaft - Weniger Pestizide, mehr Öko-Landbau: Nach dem Willen der EU-Kommission soll die Lebensmittelproduktion in Europa gesünder und nachhaltiger werden. Was gut klingt, stieß bei Landwirten auf Kritik, da keine gangbaren Wege aufgezeigt wurden. Denn nachhaltig anbauen und gleichzeitig rentabel wirtschaften, ist für viele Landwirte oft ein Widerspruch. In Focus-Online berichtet Peter Liggesmeyer, wie dieser Balanceakt zwischen Ökologie und Ökonomie gelingen kann. Abhilfe könnte das so genannte Smart Farming schaffen – der Anwendung von Informations- und Datentechnologie in der Landwirtschaft. Am Beispiel der 2021 in Kraft tretenden neuen EU-Düngeverordnung wird gezeigt, welche Chancen die Digitalisierung bietet. Um die Nitratbelastung zu reduzieren, müssen die Nährstoffe gezielt in den Boden gebracht werden. Hier können neuartige Messverfahren wie Quantenkaskadenlaser genaue Informationen liefern, wie viel Stickstoff eine entsprechende Bodenfläche benötigt und mittels einer speziellen Software per App oder Online-Plattform die Konzentration im Boden messen und den Düngebedarf errechnen. Datenbasierte Technologien könnten Landwirten auch Entscheidungen abnehmen, in dem Faktoren wie die Witterung berücksichtig werden. Ein sogenannter Agricultural Data Space macht Daten aus unterschiedlichen Quellen bereits heute nutzbar. Hier werden beispielsweise Messwerte vom Acker des Landwirts, Maschinendaten oder auch Marktdaten gebündelt. Sie stellen Zusammenhänge her, auf deren Basis der Landwirt handeln kann. Von einer flächendeckenden Nutzung solcher Plattformen ist jedoch auch die Landwirtschaft in Deutschland noch weit entfernt.