Von Kakaoviren und Parabelflügen
Der kompakte Medienrückblick: Virus bedroht Kakaoernte +++ Schadpilz überwindet Resistenzgene +++ Parabelflüge für Pflanzenforscher +++ Nobelpreisträgerin für genom-editierte Pflanzen
Landwirtschaft – Kakao ist für viele westafrikanische Länder ein Exportschlager und weltweit eine beliebte Zutat für Leckereien. Doch ein rätselhafter Virus vernichtet zunehmend den Bestand und bedroht damit die Existenzgrundlage vieler Kakaobauern. Über die verheerende Virenerkrankung und ihre Folgen berichtet die Süddeutsche Zeitung. Pflanzenpathologin Judith Brown von der University of Arizona geht davon aus, dass bereits 80 bis 100 Prozent der Kakaopflanzen in Westafrika mit dem Virus infiziert sind. Forscher sind dabei das Erbgut des Erregers zu identifizieren. Doch die Arbeit ist frustrierend. Das Problem: Die Krankheit namens Cacao Swollen Shoot Disease wird von verschiedenen Viren verursacht. Acht sind bisher bekannt. Forscher hoffen, dass mit ihrer Hilfe bald ein DNA-Test entwickelt werden kann, der Kleinbauern vor Ort anzeigt, ob die Pflanze befallen ist. Denn wird ein infizierter Baum nicht schnell genug entfernt, wird er selbst zum Infektionsherd. Nach einer Studie hat das Virus schon jetzt weltweit 38 Prozent der Kakaoernten vernichtet. Forscher befürchten, dass die Preise für kakaohaltige Lebensmittel steigen könnten, wenn die Kakaoproduktion dadurch stagniert.
Genetik – Vor gut 20 Jahren tauchte in Uganda ein Schadpilz auf, den man glaubte, längst besiegt zu haben: der Weizenschadrost Ug99. Fast 90 Prozent des Weizens waren anfällig. Selbst resistente Sorten waren vor dem Getreideschädling nicht sicher. Doch wie konnte sich der Erreger so rasant verändern und selbst Resistenzgene überwinden? Diese Frage beantwortet Magdalena Schmude in der Deutschlandfunksendung Forschung aktuell. Molekularbiologen der Commonwealt Scientific and Industrial Research Organisation im australischen Canberra haben das Erbgut von Ug99 sequenziert, um zu verstehen, wie der Pilz diese Fähigkeit erworben hat. Das Besondere: Die DNA des Pilzes ist auf zwei Kerne verteilt. Der Vergleich mit einem anderen Schwarzroststamm ergab, dass beide Stämme einen Kern gemeinsam haben. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass der Erbgutaustausch bei der so genannten Hybridisierung erfolgt war, wo ein ganzer Zellkern von einem Pilz auf den anderen übergeht. Diese clevere Taktik macht den Schadrost unabhängig von einem Zweitwirt und ermöglicht, sein Erbgut ständig zu verändern. Die Konsequenz: Bei der Bekämpfung des Super-Schädlings ist Vorsicht geboten, weil er seine Taktik verändern kann.
Biotechnologie - In der Sendung Hörsaal auf Deutschlandfunk Nova äußert sich Nobelpreisträgerin und Entwicklungsbiologin Christiane Nüsslein-Vollhard zum Thema Genom-Editierung. Sie vertritt eine klare Position zum Einsatz von Genom-Editierung beim Menschen (Experimente verbieten sich am Menschen). Ebenso energisch setzt sie sich für den Einsatz von CRISPR-Cas & Co. indes in der Pflanzenzüchtung ein. Grüne Gentechnik habe sich als sicher erwiesen und gerade die neuen Züchtungsmethoden seien effizient und schnell, um damit etwa den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen.
Landwirtschaft im All - Gewächshäuser im Weltraum könnten einmal eine wichtige Ressource für Missionen im All sein. Wie aber Pflanzen mit der Erdanziehung umgehen und ob sie auf Dauer ohne gedeihen, ist ein Rätsel. Um das zu erforschen, experimentieren Wissenschaftler auf Parabelflügen. Sonja Kastilian beschreibt in einer Reportage in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, wie die Forscher dabei arbeiten: Sie sind 22 Sekunden in der Schwebe und das 31 Mal, erleben aber auch fast der Doppelte der Erdanziehung. Kastilian stellt einige Pflanzenforschungsprojekte aus deutschen Laboren vor.