Von Strohgas und Kartoffelzüchtern
Der kompakte Medienrückblick: +++ Biogas aus Stroh +++ Landwirtschaft in der Stadt +++ Neue Kartoffelsorten +++ Kunststoff aus Fäkalien
Bioenergie – Ein Auto, das mit Biomethan betrieben wird, ist klimaschonender als ein E-Mobil. Biomethan der neuesten Generation wird nicht mehr aus Lebensmitteln, sondern aus pflanzlichem Abfall produziert. Allein aus Abfällen in der EU ließen sich im Jahr 2030 16% des im Straßenverkehr verbrauchten Kraftstoffs produzieren. Christian Wüst stellt im Spiegel einen Pionier in der Herstellung von Biogas aus Agrarresten vor. Das Leipziger Unternehmen Verbio AG hat ein besonders effizientes Verfahren entwickelt, um in einem bakteriellen Umwandlungsprozess Methan aus Stroh zu gewinnen. Die Vorteile des Strohgases gegenüber der derzeitigen E-Mobilität: Ein aus dem aktuellen Strommix gespeistes Elektroauto stößt über seinen gesamten Lebensweg 16% weniger Klimagase aus als ein Auto mit einem sparsamen Verbrennungsmotor. Ein Auto, welches Strohgas verbrennt, fährt dagegen nahezu klimaneutral. Dennoch hat es der Leipziger Biomethanproduzent bei der aktuellen Subventionspolitik in Deutschland schwer. Daher konzentriert sich das Unternehmen beim Anlagenbau auf die USA, wo es von dortigen Subventionen profitiert.
Landwirtschaft der Zukunft – In der Natur werden biologische Ressourcen in Kreisläufen so weiterverwertet, dass es im Grunde keinen Abfall gibt. Genau diesen ressourcenoptimierten Ansatz verfolgt das Forschungsprojekt CUBES Circle. Ziel ist es, Pflanzen, Insekten und Fische in Containern zu züchten. Im Interview mit der taz-Autorin Manuela Tomic erläutert Christian Ulrichs das Projekt. Jedes der Produktionssysteme kann im Baukastenprinzip unterschiedlich skaliert und kombiniert werden. Dabei schließen sich Hightech und Ökologie nicht aus. Die Entwickler verzichten auf Pflanzenschutzmittel und lösen die Nährstoffproduktion durch biologische Reststoffe. Außerdem wird der Container mithilfe einer Steuerzentrale bedient und arbeitet mit Sensoren, die gewisse Vorgänge automatisieren. Die CUBES Circle sollen im urbanen Raum und in Entwicklungsländern als alternative Produktionssysteme zum Einsatz kommen.
Pflanzenzüchtung – Die Kartoffel ist nach Weizen und Reis die wichtigste Kulturpflanze und Grundnahrungsmittel für 1,3 Milliarden Menschen. Die Nachfrage nach der Knolle steigt weltweit, zugleich beeinträchtigt der Klimawandel ihren Anbau. Von den weltweiten Bemühungen zur Entwicklung neuer, widerstandsfähiger Sorten berichtet Science-Korrespondent Erik Stokstad in der Süddeutschen Zeitung am Wochenende. Besonders viel Aufmerksamkeit erhält derzeit die hybrid-diploide Züchtung. Das Verfahren erleichtert eine besonders schnelle Züchtung und die Kombination mehrerer Merkmale. Außerdem ermöglicht sie Landwirten, Saatgut anstelle großer Knollenbrocken zu pflanzen. In Entwicklungsländern, in denen hochwertige Samenknollen selten sind, könnte das Saatgut den Anbau besser angepasster Kartoffelsorten erleichtern. Darüber hinaus übertragen die Samen kaum Krankheiten.
Upcycling – Ein ungewöhnlicher Rohstoff zur Herstellung von Ersatzteilen und Werkzeugen könnte bald Raumfahrern zur Verfügung stehen. Karl Urban berichtet in einem Beitrag für die Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell“ über ein Verfahren, welches die Umwandlung von menschlichen Fäkalien in Bioplastik erlaubt. Dabei helfen gentechnisch veränderte Bakterien. Die Mikroorganismen nutzen aus den Fäkalien gewonnene Fettsäuren als Nahrung und wandeln sie in Biokunststoff um. Das so erzeugte Material kann dann als Grundstoff für den 3D-Drucker weiterverwendet werden.