Von Tannenbäumen und Seegurken
Der kompakte Medienrückblick: Ressource Wald +++ Rettet die Seegurken +++ Pragmatismus siegt bei Lebensmittelkauf+++ Kommentar zum Qualitätsmerkmal "Ohne Chemie"
Forstwirtschaft – Ein Drittel Deutschlands ist von Bäumen bedeckt. Hunderttausende Arbeitsplätze hängen direkt vom Wald ab: Ob Möbelbau oder Papierproduktion, die Holzwirtschaft ist ein bedeutender Industriezweig. Die ZDF-Reportage "Oh Tannenbaum - Unser Wald zwischen Mythos und Motorsäge" porträtiert drei ganz unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten der Ressource Wald. Zum einen ist da Europas größtes Sägewerk im oberpfälzischen Plößberg, es lebt geradezu vom Rohstoff Holz, welches der Wald liefert. Auf der anderen Seite berichtet die Reportage über das Aussteigerleben von Marc Freukes, der in einem acht Quadratmeter großen Tipi mitten im Odenwald lebt. Und zu guter letzt begleitet die Reportage auch Ranger im Nationalpark Hainich in Thüringen. Der Hainich ist der größte ungenutzte Laubwald Deutschlands und seit 2011 UNESCO-Weltnaturerbe. Im Sommer begleiten die Ranger die vielen Wandertouristen, und achten auf die Sicherheit für Wald und Wanderer. Und auch im Winter kehrt in vielen Wäldern keine Ruhe ein: Für viele Familien ist es Tradition, den eigenen Weihnachtsbaum selbst im Wald zu schlagen. Dann werden die Adventswochenenden im Wald zum Erlebnis bei Glühwein, Feuerstelle und Bratwurst.
Naturschutz – Während in Städten und Dörfern wöchentlich die Müllabfuhr vorfährt und für Sauberkeit und Ordnung sorgt, hat die Natur auf dem Meeresgrund eine andere Lösung parat: Seegurken. Gabriele Kerber berichtet in der Süddeutschen Zeitung über die seltsam anmutenden Tiere, die über den Meeresboden kriechen und den Unrat der anderen Bewohner aufnehmen und entsorgen. Weltweit gibt es etwa 1.200 Seegurkenarten – mehr als 70 davon werden befischt, teilweise bis hin zur regionalen Ausrottung. Auf Galapagos sind die Bestände massiv zurückgegangen. Deswegen strebt der dortige Nationalpark jetzt eine Rettung der Seegurken per Zuchtprogramm an. Der Nationalpark hat bereits die Bestände von Riesenschildkröten, Landleguanen und Bussarden durch Zuchten aufgefrischt und die Tiere so vor dem Aussterben bewahrt. Mit der Vermehrung von Seegurken haben allerdings selbst sie keine Erfahrung. Für ein intaktes Ökosystem-Meer und die Erhaltung der Biodiversität überlegen sich die Nationalpark-Mitarbeiter jedoch bereits den besten Weg zur Aufstockung der Bestände – entweder per Aufzucht in Tanks oder gar durch In-vitro-Befruchtung.
Ernährung – Was und wie wir essen wird immer mehr zum Lifestyle-Produkt. Bewusste Ernährung wird vielen immer wichtiger, und mittlerweile achtet bereits über die Hälfte der Verbraucher auf die Qualität ihrer Nahrung. Michael Gassman analysiert in der Tageszeitung Die Welt eine Studie der Marktbeobachtungsfirma Nielsen, die bei einer Befragung 11.000 Teilnehmer in ein Schema von sieben Ernährungstypen eingeordnet hat, vom „Unbekümmerten“ bis zum „Gewissensentscheider“. Dabei wird deutlich: 84% der Befragten machen sich viele Gedanken über Qualität, Herkunft und Umweltauswirkungen ihrer Nahrung. Aber im Alltag herrscht Pragmatismus vor. Auch wenn man eigentlich lokale Bioprodukte bevorzugt, kann spontan dennoch der Appetit auf Erdbeeren im November gewinnen, und am Ende des Monats werden eher die preisgünstigeren weil konventionell angebauten Kartoffeln gekauft. Insgesamt wird jedoch deutlich, dass sich immer mehr Menschen Gedanken über Herkunft und Qualität ihres Essens machen, und sich auch immer häufiger für die Bio-Produkte entscheiden.
Chemische Industrie – Vor Kurzem hat der ehemalige Chef des Darmstädter Chemie- und Pharmakonzerns Merck, Karl-Ludwig Kley, ein Buch veröffentlicht, in dem er sich über die deutsche Ansicht beklagt, das Siegel „Ohne Chemie“ wäre ein Qualitätsmerkmal. In einem Kommentar in der FAZ findet auch Bernd Freytag deutliche Worte: Biowein vom Chemiekonzern oder bei internationalen Konzernen zu arbeiten und gleichzeitig lokale Produkte einzukaufen sei ebenso widersprüchlich wie eben jenes neumodische Qualitätsmerkmal „Ohne Chemie“ – schließlich bestehe die ganze Welt aus Chemie. Was dieser Trend hin zu „100 Prozent Natur“ bewirke, sei einzig ein vordergründiger Wandel der Industrie, die dank juristischer Kniffe ungeliebte E-Nummern und Zusatzstoffe von ihren Etiketten verschwinden lasse. Auch wenn die Angst vor dem chemischen Produkt aus einer teilweise berechtigten fundamentalen Verunsicherung entstehe, so Freytag, müsse doch auch betont werden, dass es ohne eine innovative chemische Industrie keine Fortschritte beim Leichtbau, bei der Elektromobilität oder gar dem Hunger in der Welt gebe.