Von Garnelen-Futter und Algen-Fassaden
Der kompakte Medienrückblick: +++ Mooswand gegen Luftverschmutzung +++ Die Reissorten der Zukunft +++ Algenbioreaktoren als Hausfassade +++ Garnelen vegan ernähren
Umwelttechnologie – Nicht nur in Stuttgart, Deutschlands „dreckigster“ Stadt bezüglich der Luftwerte, werden die Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub regelmäßig übertroffen. Auch in Berlin und vielen anderen Großstädten im Land lässt die Luftqualität deutlich zu wünschen übrig. Hanna Gersmann berichtet für die taz von dem Start-up Green City Solutions, das mit Mooswänden gegen die Feinstaubbelastung ankämpft. Liang Wu, einer der Gründer des Berliner Start-ups, und seine Kollegen haben neben Stuttgart auch bereits in Reutlingen, Essen, Oslo und Hongkong Mooswände aufgestellt. Dabei handelt es sich um vier Meter hohe Gestelle, auf deren Vorder- und Rückseite der grüne Teppich sprießt. Die Reinigungskraft einer Mooswand gleiche dabei der von etwa 275 Stadtbäumen. Und damit die Moose auch an heißen Sommertagen ihrer Funktion nachkommen können, sind in den Wänden Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren integriert, die ihre Energie aus Solarzellen beziehen. So eine Mooswand - der City Tree – soll etwa 20 Jahre halten und kostet rund 25.000 Euro. Ein einzelner Baum kostet eine Stadt etwa 1.000 Euro.
Landwirtschaft – Die Weltbevölkerung wächst stetig und immer mehr Menschen leiden Hunger. Reis könnte dem bald schon mehr entgegenwirken als ohnehin schon. Denn Reis ist nicht nur in asiatischen Ländern ein beliebtes Hauptnahrungsmittel, sondern wird auch immer beliebter in Afrika und Lateinamerika. Reis enthält zwar viele Kohlenhydrate und macht satt, versorgt den Körper aber nicht mit Vitaminen, Spurenelementen oder anderen wichtigen Nährstoffen. Sabine Sütterlin beleuchtet in der Berliner Zeitung die jüngere Geschichte der Reiszüchtung. Es geht nicht nur um den Goldenen Reis, der Vorstufen von Vitamin A herstellt, sondern auch um Sorten, die widerstandsfähiger gegen Überflutungen, hohe Temperaturen und salzhaltige Böden werden sollen. In einigen Fällen gelangen die Züchter nur mit Gentechnik ans Ziel. Daran arbeiten Forscher in Deutschland, der Schweiz und den USA sowie am Internationalen Reisforschungsinstitut IRRI au den Philippinen. Eine neue Sorte produziert mehr Zink, Eisen und Beta-Carotin auf einmal.
Bioenergie – Biotechnologen in Hamburg haben eine Hauswand mit einem Algenbioreaktor ausgestattet. Wie 3sat in der Sendung „nano“ berichtet, produzieren die Algen an der Fassade des Hauses im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg in einer Art Bioreaktor Biomasse, aus der Biogas gewonnen wird. Dafür wird das Abwasser des Hauses recycelt und daraus Methan und Nährstoffe gewonnen, welche wiederum den Algen zugeführt werden. Es handelt sich also um ein echtes Kreislaufsystem, das Abwassertechnik und die Produktion von Wärme und Rohstoffe kombiniert. Der Vorgänger der Algenfassade, der erste Prototyp des Algenbioreaktors, stammt von der TU Hamburg. Deren Mitarbeiter arbeiten weiterhin daran, Methoden zur kostengünstigen Algengewinnung zu entwickeln. Denn die Algenbiotechnologie und sogar Kraftstoffe aus Algen sind international von großem Interesse und haben enormes Marktpotenzial.
Aquakultur – Garnelen sind ein gefragtes Nahrungsmittel, in Deutschland und international. Um ihr Wachstum in Aquakulturen zu beschleunigen, werden sie oftmals mit Fischmehl und Fischöl gefüttert, obwohl sich Garnelen in freier Wildbahn eigentlich rein pflanzlich ernähren. Zudem werden für die Herstellung von Fischmehl nicht nur Produktionsreste verwertet, sondern auch Jungfische und Sardinen. Somit trägt das verfüttern von Fischmehl zusätzlich zur Überfischung der Meere bei. Ein in der Süddeutschen Zeitung abgedruckter Bericht der dpa stellt Wissenschaftler am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung vor. Sie erkunden, mit welchen vegetarischen und veganen Futtersorten die Garnelen vergleichbar gut gezüchtet werden können. Das Ziel der Wissenschaftler: Den Anteil an Fischmehl in der Nahrung möglichst auf Null senken, ohne Wachstum, Geschmack und Nährwert einzubüßen. Ein Futterkandidat sind die eiweißreichen Hülsenfrüchte der Lupinen, die teilweise sogar aus regionalem und biologischen Anbau stammen, und somit das Produkt Garnele noch zusätzlich aufwerten würden.