Von Turbo-Torf und Krabben-Krise
Der kompakte Medienrückblick: +++ Schwere Zeiten für Krabbenfischer +++ Torf nachhaltig produzieren +++ Mit Agrarwende Artenschwund vorbeugen +++ Künstliche Photosynthese
Böden – Torf ist der Boden der Wahl für Gemüsebauer: Die Setzlinge von Gemüsepflanzen und Kräutern, von Obstbäumen und Stauden sprießen fast ausnahmslos zunächst in Töpfen mit torfhaltiger Erde. Acht Millionen Kubikmeter verbrauchen die deutschen Garten- und Gemüsebauern deshalb jedes Jahr, zwei weitere Millionen landen in privaten Gärten und Blumenkübeln. Der kleinste Teil dieser enormen Mengen kommt aus Deutschland, die größten Mengen werden aus Mooren auf dem Baltikum gestochen. Bisher fanden sich keine echten Alternativen zum Torf. In der Süddeutschen Zeitung schreibt die Wissenschaftsjournalistin Susanne Donner, wie Pflanzenforscher und Biotechnologen eine nachhaltigere Torfproduktion aufbauen wollen. Torf entsteht in Jahrtausenden des Wachsens und Vergehens aus Torfmoosen, die in Mooren gedeihen. Diesen natürlichen Entstehungsprozess wollen die Forscher nachempfinden. Moorökologen wollen das Torfmoos als Ackerbaupflanze etablieren und auf diese Weise eine Art Turbo-Torf herstellen. Eine andere Möglichkeit ist die Kultur von Moospflänzchen im Bioreaktor.
Energie – Die Produktion erneuerbarer Kraftstoffe aus Sonnenenergie, die künstliche Photosynthese, ist ein hundert Jahre alter Traum von Chemikern. Dem US-Forscher Daniel Nocera gelang 2011 ein Meilenstein – sein Team stellte ein „künstliches Blatt“ vor. Anneke Meyer geht im Deutschlandfunk („Forschung aktuell“) der Frage nach, was aus der „tollen Idee“ geworden ist. Das Künstliche Blatt ist eine mit elektrochemischen Katalysatoren beschichtete Solarzelle, die Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff spaltet. Nicht die erste Demonstration für die Machbarkeit künstlicher Photosynthese. Aber die erste, die drei Wünsche auf einmal erfüllt: Die Materialien sind billig, leicht herzustellen und lange haltbar. Nocera gründete eine Firma namens Sun Catalytix, tat sich schwer bei der Investorensuche und verkaufte 2014 an den Technologiekonzern Lockheed Martin. Im kommenden Jahr will Lockheed Martin das künstliche Blatt auf den Markt bringen: als Speichersystem für die Industrie.
Fischerei – Die Krabbenfischerei in der Nordsee steckt in der Krise. Alina Schadwinkel beleuchtet in ihrem Artikel auf Zeit Online die Hintergründe. Die Bestände des Wittlings, eine Fischart, haben sich sehr gut erholt. Das Problem: die Wittlinge ernähren sich jedoch am liebsten von Nordseekrabben. Deren Bestände sind in den vergangen Jahren eingebrochen, der Markt steht unter Druck. Diesen Sommer gab es Krabben wochenlang nur zum Rinderfilet-Preis. 11,39 Euro pro Kilogramm zahlten Händler 2017 bislang durchschnittlich. Nun zeichnet sich zwar bei den Krabbenfischern wieder Entspannung ab, doch nun gibt es Ärger mit dem MSC-Nachhaltigkeitssiegel.
Landwirtschaft – Auch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel widmet dem Insekten- und Vogelschwund in der Agrarlandschaft einen Artikel. Wissenschaftsredakteur Philip Bethge konstatiert einen dramatischen Artenschwund, eine verfehlte EU-Agrarpolitik und eine gescheiterte Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt. Auf einer Sommerreise findet er Belege, wie eine radikale Wende zur Biolandwirtschaft gelingen könnte. Bethge besucht die Insektenkundler vom Entomologischen Verein in Krefeld, die den Insektenschwund dokumentiert haben. Er ist bei einer Veranstaltung in Eckernförde vor Ort, bei der sich Landwirte, Agrarindustrie und Naturschützer darüber austauschen, wie sich Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen lassen. Und er besucht den Vorzeige-Biobetrieb Gut Temmen im Biosphärenreservat Schorfheide.