Von Wasserfiltern aus Haaren und Pilznetzwerken
Der kompakte Medienrückblick: Wasserfilter aus Haaren +++ Artenschutz im Garten +++ CO2-speichernde Mykorrhiza-Pilze +++ Biogas produzierende Bakterien
Umwelt – In Friseursalons fallen täglich haufenweise abgeschnittene Haare als Abfall an. Doch diese nachwachsende Ressource kann auch für den Umweltschutz genutzt werden. Jana Ehrhardt-Joswig berichtet im Tagesspiegel über den niedersächsischen Friseur Emidio Gaudioso, der vor zwei Jahren zusammen mit dem Unternehmensberater Thomas Keital das Umweltprojekt „Hair help the oceans“ ins Leben gerufen hat. Gemeinsam mit Forschenden der Hochschule Magdeburg entwickelt ein Team um Gaudioso Wasserfilter aus Haaren, die Gewässer von ölhaltigen Verschmutzungen, wie Motoröl oder Sonnenmilch, reinigen sollen. Aufgrund ihrer einzigartigen Struktur saugen Haare Öl wie ein Schwamm auf. Ein Kilogramm Haare könne bis zu acht Liter Öl aufnehmen. Aber auch winzige Plastikpartikel verfangen sich in den Haaren, wie erste Vorversuche zeigten. Rund 2.000 Friseursalons beteiligen sich bereits an der Initiative und schicken abgeschnittene Haare an das Start-up.
Artenschutz – Immer mehr Menschen wollen Insekten, Vögeln und anderen Tieren auf ihren Grundstücken helfen. Tina Baier berichtet in der Süddeutschen Zeitung über Möglichkeiten, wie Gärtner mit einer naturnahen Gartengestaltung zum Artenschutz beitragen können. Expertinnen und Experten des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz beantworten wichtige Fragen zum Thema. So raten sie Gärtnern beispielsweise, einen Teich oder Blühwiesen anzulegen, einen Baum und Hecken anzupflanzen, oder den Rasen einfach mal wachsen zu lassen. Außerdem könne man zum Schutz besonders bedrohter Pflanzenarten beitragen, indem man sie gezielt anpflanzt. Beim "Conservation Gardening" sollte jedoch darauf geachtet werden, regionaltypische Pflanzen auszuwählen.
Klimaschutz – Weltweit soll es mehr als drei Millionen Pilzarten geben, über 90 Prozent davon sind wissenschaftlich noch nicht beschrieben. Sophia Neukamm berichtet in der Zeit über Forschende, die das ändern wollen. Rund 250 von ihnen haben sich in der „Society for the Protection of Underground Networks“ – kurz Spun – zusammengeschlossen, um das Pilzreich unter unseren Füßen zu entdecken und herauszufinden, wie der Mensch es schützen kann. Vor allem Pilzarten, die riesige unterirdische Netzwerke bilden und durch die etwa ein Drittel der jährlichen CO2-Emissionen in Form von Kohlenstoff fließen, stehen im Fokus der Forschenden. 70 bis 90 Prozent aller Pflanzenarten sind mit symbiotischen Mykorrhiza-Pilzen verbunden. Die von ihnen gebildeten Netzwerke gleichen Autobahnen, auf denen Nährstoffe in beide Richtungen fließen. Das von den Pflanzen aufgenommene CO2 wird in Form von Zuckern und Fetten an die Pilze abgegeben, die sie gegen Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff eintauschen. Schätzungen zufolge geben Pflanzengemeinschaften jährlich rund 13 Gigatonnen des Klimagases an die Mykorrhiza-Pilze weiter. Das entspricht etwa 36 Prozent der CO2-Emissionen, die der Mensch weltweit pro Jahr durch fossile Brennstoffe verursacht. Ungeklärt ist allerdings, wie lange die Pilze den Kohlenstoff im Boden halten und ob man den Prozess so beeinflussen kann, dass mehr CO2 länger gespeichert wird. Auch für den Schutz der „Funga“ muss mehr getan werden.
Energie – In Biogasanlagen wird Biomasse mit Hilfe von Mikroorganismen abgebaut, dabei entsteht energiereiches Biogas. Um die Biogaserzeugung effizienter zu machen, ist es wichtig, den Prozess genau zu verstehen, doch die Rolle und Dynamik der beteiligten Mikroorganismen waren für die Forschung bisher eine Blackbox. Florian Ludwig berichtet auf rbb24, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Forschenden einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Biogasprozesses geleistet haben. Bei einer DNA-Analyse von 80 Proben aus 45 Biogasanlagen entdeckte das Team eine neue, bisher nicht charakterisierte Ordnung von Bakterien, die in allen Proben vorkam. Sie nannten diese neue Ordnung „Darwinbacteriales“. Diese Bakterien seien auf die Zersetzung organischer Stoffe spezialisiert. Obwohl sie erst jetzt als Ordnung benannt wurden, seien die Bakterien eine der häufigsten Gruppen von Mikroorganismen, die an der Biogasproduktion beteiligt sind. Die Bakterien könnten der Schlüssel zur Verbesserung der Biogasproduktion sein, und die Erkenntnisse aus dem Projekt könnten die Wissenschaftler in die Lage versetzen, „maßgeschneiderte supereffiziente Bakteriengemeinschaften für Biogasanalgen zu züchten“. Das EU-finanzierte Forschungsprojekt, an dem 15 Institutionen aus sechs Ländern beteiligt sind, zielt darauf ab, den Ertrag, die Geschwindigkeit, die Qualität und die Reproduzierbarkeit der Biogasproduktion zu verbessern.