Von Stadtfarmen und Edel-Laborfleisch
Der kompakte Medienrückblick: Edel-Rindfleisch aus dem Labor +++ Mais resistenter machen +++ Wege zur echten Kreislaufwirtschaft +++ Stadtfarm statt Autobahn
Biotechnologie – Die Landwirtschaft erzeugt mit Methan und Lachgas einen Großteil der Treibhausgasemissionen. Vor allem die Tierhaltung, insbesondere Rinder, sind für das Gros der umweltschädlichen Gase verantwortlich. Außerdem werden für die Fleischproduktion große Mengen Ressourcen wie Wasser und Energie verbraucht. Forschenden aus Japan ist es nun gelungen, aus den Stammzellen von Wagyu-Rindern und mithilfe eines 3D-Druckers Fleisch im Labor zu erzeugen, wie Anja Garms in der Berliner Zeitung berichtet. Das Laborfleisch besteht aus Muskel- und Fettgewebe sowie Blutgefäßen und ähnelt äußerlich dem Steak eines Wagyu-Rindes, das wegen seiner Fleischstruktur besonders beliebt ist. Die Fasern wurden nach dem natürlichen Vorbild angeordnet und mittels eines Enzyms zu einem Mini-Stück Steak verbunden. Von einer Markteinführung ist das im Labor erzeugte Fleisch noch weit entfernt. Die Forschenden sind jedoch überzeugt, dass mithilfe ihrer Technologie nun auch andere komplexe Fleischstrukturen reproduziert sowie Fett- und Muskelbestandteile angepasst werden können.
Pflanzenzüchtung – Der Klimawandel setzt vielen Pflanzen zu und sorgt für Missernten. Betroffen davon ist auch Mais. Pflanzen widerstandfähiger zu machen, ist das Ziel des Projektes BayKlimaFit, das Anna-Lena Gröh in der Frankfurter Rundschau vorstellt. Pflanzenzüchter der Technischen Universität München wollen darin gemeinsam mit Partnern unterschiedliche Möglichkeiten ausloten, um Pflanzen für den Klimawandel fit zu machen. Zum einen nehmen sie jene molekularen Mechanismen der Maispflanze ins Visier, die die Pflanzen nutzen, um sich gegen Stress in Form von Kälte, Trockenheit oder Hitze zu wappnen. Da Mais sehr kälteempfindlich ist, haben die Forschenden nach Sorten gesucht, die auch kühleren Temperaturen standhalten. Fündig wurden sie in älteren Sorten aus den 50er Jahren, die heute gar nicht mehr angebaut werden. Die Sorten wurden auf Schlüsselgene untersucht, um diese bei der Züchtung neuer resistenter Maissorten einsetzen zu können. Andere Maissorten wurden wiederum mithilfe der Genschere CRISPR-Cas so verändert, dass sie hitzetoleranter sind. Gleichzeitig experimentiert das Team mit Leguminosen, die in Symbiose mit Pflanzen leben und Maispflanzen vor allem bei der Trockenstressresistenz unterstützen können.
Ernährung – Um den Ausbau der A100 von Neukölln nach Treptow wird auch Jahre nach dem Baubeginn noch immer diskutiert. Konzepte zur Umnutzung der drei Kilometer langen Stadtstraße gab es seither immer wieder. Ein neuer radikaler Vorschlag kommt nun vom Verein „Paper Planes“, wie Stefan Jacobs im Tagesspiegel berichtet. Die Vereinsmitglieder wollen das umstrittene Bauprojekt in eine vertikale Farm umwandeln, die die Stadt mit Lebensmitteln versorgt. Das Projekt "Morgenfarm Berlin“ ist ein Gemeinschaftswerk von Experten aus Architektur, Stadtentwicklung, Mobilitätsforschung, Kultur und Marketing und entstand auf Anfrage der European Climate Foundation – einer europaweiten Stiftung, die Projekte zur CO2-Reduzierung fördert. In diesem städtischen Landwirtschaftsbetrieb könnten Gemüse und Speisepilze ebenso gezüchtet werden wie Algen und Insekten. In solche Farmen wird derzeit weltweit investiert. Für den mittleren Teil der rund drei Kilometer langen Farm haben die Initiatoren eine Kombination aus Besucherzentrum mit Bildungsstätte und futuristischem Hofladen entworfen, ergänzt um Gastronomie. Ob der Ausbau verhindert und die Stadtfarm Realität wird, hängt von der Politik ab. Eine Zusage wäre aus Sicht der Initiatoren das ultimative „Zeichen für die Verkehrs- und Klimawende“.
Ökologie – Mülltrennung und Wiederverwendung von Rohstoffen wird in Deutschland seit Jahren großgeschrieben. Doch sind wir wirklich so gut auf diesem Gebiet? Tatsächlich wird hierzulande eher zu wenig recycelt und zu viel Neukunststoff verbraucht – obwohl es Ansätze gibt, die das ändern könnten, wie Vivien Timmler in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Die Autorin verweist auf eine neue Studie des WWF, wonach 89% aller Kunststoffverpackungen nach wie vor aus Neumaterial bestehen. Auch wenn viele Verpackungen mittlerweile einen Recyclinganteil aufweisen: Ungefähr die Hälfte aller Verpackungsabfälle wird nach wie vor "energetisch verwendet“. Die Studienautoren zeigen aber auch, wie es anders geht: Die Lösung liegt demnach in einem Systemwandel hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Den größten Effekt bietet das Mehrwegsystem, mit Einheitsflaschen aus Glas und PET, der Ersatz von Einwegplastik im Online-Versandhandel sowie Mehrweg- und Nachfüllkonzepte in Supermärken. Auch das Design der Verpackungen kann das Recycling verbessern. Der Studie zufolge könnten so bis 2040 Kunststoffabfälle um 25% reduziert und 68 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen sowie 20 Millionen Tonnen Neuplastik eingespart werden.