Von Reismöbeln und Jungforschern
Der kompakte Medienrückblick: Bundesfinale von Jugend forscht +++ Genscheren und Gentechnik +++ Möbel aus Reishülsen +++ Berliner Insektenköchin im Interview
Wissenschaftspreise - In Darmstadt wurden die Sieger des 53. Bundesfinales von „Jugend forscht“ von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek sowie Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Jugend forscht e. V. ausgezeichnet. Insgesamt nahmen dieses Jahr 182 Jungforscher mit 105 Projekten teil. Unter den zahlreichen Preisträgern befanden sich auch einige biobasierte Ansätze: Den Preis für die originellste Arbeit erhielten Anna und Adrian Fleck aus Hessen: Sie haben einen speziellen Gelenkschutz aus Speisestärke entwickelt, der beispielsweise im Motorradsport Anwendung finden könnte. Den Preis für die beste interdisziplinäre Arbeit gewann Moritz Hamberger aus Bayern, der sich mit der Frage befasste, wie man die energiehaltigen Lipide ernten kann, die die Mikroalge Chlorella vulgaris in ihren Zellen produziert. Wer der Donaukurier berichtet, konstruierte er einen Bioreaktor, in dem die Algen wachsen, um die Fette aus den Zellen zu extrahieren und in Kraftstoff zu verwandeln.
Molekularbiologie – Die Genschere CRISPR-Cas ermöglicht präzise Bearbeitung von Erbinformation: das könnte etwa genutzt werden, um Schädlinge zu stoppen. Oder es könnten Nützlinge gestärkt werden, damit weniger Pestizide und Herbizide zum Einsatz kommen müssen. So könnte euch der Ernteertrag erhöht werden ohne noch größere Flächen zu bewirtschaften. Pflanzen, die mit CRISPR-Cas gezüchtet werden, lassen sich von konventionellen Züchtungen gar nicht mehr unterscheiden. Doch die Frage bleibt: Ist es Gentechnik und muss Genom Editing als solche kontrolliert werden? Um diese Frage zu beantworten, spricht Christiane Knoll im Deutschlandfunk in der Sendung „Wissenschaft im Brennpunkt“ mit Forschern und Landwirten und blickt auch auf die USA. Hier hat Agrarminister Sonny Perdue bereits Ende März klargemacht „Das US Department of Agriculture reguliert keine Pflanzen, die auch über traditionelle Züchtungsmethoden hätten entwickelt werden können." Eine europäische Entscheidung des EUGH steht in den kommenden Wochen an.
Biowerkstoffe – Die FAZ berichtet über ein neues Material, mit dem Möbel gebaut werden und somit Tropenholz geschont werden soll. Der Münchner Roland Stoiber, Leiter für Marketing und Produktentwicklung des deutschen Unternehmens Resysta präsentiert das Produkt: Was sich wie Holz anfühlt, ist mit Hitze und Druck aus Reishülsen, Steinsalz und Mineralöl entstanden – und soll Tropenholz ersetzen. Laut Stoiber soll Resysta optisch und haptisch ansprechend sein, und zugleich länger halten und anspruchsloser sein als bisherige Materialien. In Europa, Asien, Amerika und Australien werden bereits Böden und Fassaden, Schiffsdecks und Pianos aus dem Verbundstoff gefertigt. Die Langlebigkeit ist zugleich auch ein Kritikpunkt, denn Verbundstoffe mit Mineralöl verrotten nicht und setzten bei der Verbrennung giftige Gase frei. Die Lösung der Hersteller: Die Produkte können nach ihrer Lebenszeit an sie zurückgegeben werden, wo der Verbundstoff recycelt wird.
Ernährung – Nicole Sartirani kocht mit Insekten und kämpft dafür, dass diese weniger harten lebensmittelrechtlichen Beschränkungen als bisher unterworfen werden. Thomas Winkler sprach für die taz mit ihr über ihre Anfänge als Insektenköchin, was sich seither getan hat und wie es wohl in Zukunft weitergehen wird. Eine Überraschung: Heuschrecken schmecken tatsächlich nach Heu. Bisher kann man in Deutschland allerdings nur gefriergetrocknete Insekten gewerblich kaufen und verarbeiten. Und auch nur vier verschiedene Sorten: Grillen, Heuschrecken, Mehlwürmer und Buffalowürmer, die Larven des Mehlkäfers und des Getreideschimmelkäfers. Diese vier werden über die Novel-Food-Verordnung toleriert, die die Hygieneparameter regelt. Offiziell sind Handel und Verzehr von Insekten in der EU immer noch illegal. Aber er wird in Deutschland in der Praxis toleriert, wenn die Insekten im Ganzen verwendet werden und man sie erkennen kann. In Frankreich, Holland und Belgien gibt es hingegen schon mehr Möglichkeiten, wie beispielsweise Insektenmehl für Nudeln oder Pizzateig. Neben der ressourcenschonenden Zucht von Insekten im Vergleich zu Rind und Schwein sind Insekten auch gesund, sie beinhalten so viele Mineralstoffe und Proteine wie kaum ein anderes Lebensmittel: Eisen, Omega 3, 6 und 12 und Zink, das zwar sehr wichtig ist aber sonst sehr selten in Lebensmitteln vorkommt. Sartirani sieht vor allem bei Kindern die Möglichkeit den Grundstein für eine veränderte Esskultur zu legen. Sie seien noch aufgeschlossen und probierten gerne. Um ihnen den Insektenverzehr noch näher zu bringen, schreibt sie gerade ein Theaterstück für Schulen. Außerdem betreibt sie Streetfood-Stände, hält Kochworkshops, und bietet Catering an. An all dem verdient sie bisher aber kaum und arbeitet deshalb noch immer in der Gastronomie und ist seit 15 Jahren Schauspielerin.