Von Popcorn-Dämmplatten und bakteriellen Müllverwertern
Der kompakte Medienrückblick: Dämmplatten aus Popcorn +++ Korallen als Mikroplastikfilter +++ Bakterielle Bioplastikproduzenten +++ Ertragreich mit Permakultur
Bauen – 90% aller Dämmstoffe, die im Bauwesen zum Einsatz kommen, bestehen noch immer aus Kunststoffen oder Mineralwolle. Das gilt vor allem für die Dämmung von Außenwänden. Doch auch hier geht der Trend in Richtung nachhaltige Materialien. Ein Verfahren Göttinger Forschender ermöglicht es, aus Popcorngranulat Dämmplatten herzustellen, wie Carla Vinetta Richter in SWR2 Wissen berichtet. Die aus pflanzlichen Reststoffen der Lebensmittelproduktion bestehenden Dämmplätten können hinsichtlich Brandsicherheit oder Wärmeisolation mit konventionellen Dämmstoffen wie Styropor problemlos mithalten. Der entscheidende Vorteil jedoch ist, dass die Popcornplatten kompostierbar sind. Im nächsten Jahr wird eine Baufirma das Verfahren nutzen, um die biobasierten und nachhaltigen Dämmplatten herzustellen. Das neue Material eignet sich aber nicht nur zum Dämmen von Häusern, sondern könnte auch in der Luftfahrt eingesetzt werden. Möbel und Verpackungen aus Popcorn gibt es bereits.
Umwelt – Mikroplastik, ob im Wasser oder an Land, ist zu einem globalen Problem geworden. Forschende der Universität Gießen haben nun herausgefunden, dass Korallen einen wichtigen Beitrag gegen die Meeresverschmutzung leisten – allerdings zu einem hohen Preis. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, können Korallen Mikroplastik aus dem Wasser filtern. Sie nehmen die winzigen Partikel über Plankton als Nahrung auf. Diese Fremdstoffe werden jedoch nicht ausgeschieden, sondern lagern sich in Gewebe und Skelett ab. Für die Korallen könnte diese Dienstleistung an die Natur jedoch fatale Folgen haben: Die Forschenden befürchten, dass das eingelagerte Plastik der Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Korallenriffe schaden kann.
Biotechnologie – Die Nachricht von Plastik fressenden Bakterien liess schon vor Jahren die Hoffnung keimen, das Plastikproblem bald lösen zu können. Nach einigen Rückschlägen und Dank neuer Gentechnikverfahren, könnte die Geschichte der mikrobiellen Müllverwerter noch ein gutes Ende finden, wie Jan Grossarth in der Zeit berichtet. Denn mit dem Bakterium Cupriavidus necator hat die Wissenschaft einen Einzeller in der Hand, der nicht nur Abfälle mag, sondern sogar das Kunststück beherrscht, daraus Bioplastik herzustellen. Forschende der TU Berlin haben die mikrobiellen Wege der Müllverwertung anhand c. necator genauer unter die Lupen genommen und festgestellt, dass das Bakterium am Ende bis zu 90% aus kompostierbarem Plastik wie Polyhydroxybutyrat (PHB) oder Polyhydroxyalkanoate (PHA) besteht. Die Forschenden sind überzeugt, dass sie mit c.necator ein „Superbakterium“ in der Hand haben, das Bioplastik für diverse Anwendungen produzieren kann. Wissenschaftler der Universität Tübingen verzeichnen einen ähnlichen Erfolg mit einem anderen Bakterium: Nachdem sie das Genom von Synechocystis verändert hatten, setzten diese Bakterien bis zu 80% PHB-Plastik an, statt zuvor maximal 35%. Noch sind das Anfänge. Entscheidend ist die industrielle Nachfrage und der Preis.
Landwirtschaft – In den Bergregionen grasen für gewöhnlich Kühe, da in solchen Höhenlagen die Landwirtschaft im herkömmlichen Sinne unmöglich scheint. Oder doch nicht? – Im 3sat-Wissensmagazin NANO stellt Ingolf Bauer einen Landwirt vor, der die Gegebenheiten der österreichischen Bergwelt versteht mit Kreativität und Vielfalt zu nutzen. Das Konzept seines Erfolgs: der Natur folgen, Abläufe studieren und in die Landwirtschaft übertragen. Dahinter verbirgt sich die sogenannte Permakultur – eine Bewirtschaftungsform, die Öko-Landbau, altes Wissen und viel Verantwortung für Natur und Böden zusammenbringt. Auf 1.400 Metern Höhe baut Landwirt Josef Holzer nicht nur Kartoffeln und Heilkräuter an und hält Rinder. Er züchtet zudem Krebse und Fische und verkauft Wiesensamen. Holzer ist überzeugt: Der Beruf des Landwirts kann sehr kreativ sein – wenn man es zulässt.