Von Naturwerten und Genscheren
In den Publikumsmedien ist vergangene Woche viel Wissenswertes zum Thema Bioökonomie erschienen. Eine Auswahl der wichtigsten Beiträge – kompakt zusammengefasst.
Biodiversität – Wie lässt sich der Wert der Natur berechnen? Der Volkswirt Bernd Hansjürgens vom UFZ in Leipzig wagt einen Versuch: Bienen beispielsweise hätten einen Wert von 153 Milliarden Dollar im Jahr, errechnet der Wissenschaftler. Doch warum muss der Natur überhaupt ein ökonomischer Wert beigemessen werden? Was nichts kostet, spiele bei wichtigen Entscheidungen keine Rolle, argumentiert Hansjürgens. Im Interview mit SZ-Redakteur Jan Heidtman erläutert er die unterschiedlichen Methoden, den Wert der Natur für den Menschen als Ökosystemdienstleistungen zu berechnen, welchen Nutzen dies genau hat und wieso das Trockenlegen von Mooren, um darauf Mais für Bioenergie anzubauen, ökonomisch sinnlos ist.
Biotechnologie - Sie ist eine der bahnbrechenden Erfindungen der Molekularbiologie der vergangenen Jahre: CRISPR-Cas9, die Schere, mit der sich Erbmaterial einfach und gezielt wie nie verändern lässt. Ihre Entdeckerin Emmanuelle Charpentier gilt als heiße Kandidatin für einen Nobelpreis, mit anderen Preisen wurde sie bereits überhäuft. CRISPR-Cas9 machte die Französin zum Star, den alle großen Forschungseinrichtungen nur zu gern anwerben würden. Entschieden hat sie sich für einen Direktorenposten am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Im Interview mit Sascha Karberg für das Life-Science-Magazin transkript erzählt sie von den positiven wie negativen Aspekten ihres Ortswechsels. Und sie berichtet über die Schwierigkeiten, ein Forscher-Leben außerhalb von CRISPR-Cas9 zu führen.
Textilien - Leder hat unter Umwelt- und Naturschützern einen schlechten Ruf. Eine Alternative stellt Ruth Herberg von der Wirtschaftswoche online vor: ein Startup, das Leder aus Pilzfasern produziert. Vegan und mit positiver Ökobilanz. Das Unternehmen MycoWorks aus San Francisco verwendet für sein umweltfreundliches Leder Mycelien, die dichten Wurzelfasern der Pilze, die unter der Erde wachsen. Das Ergebnis, so verspricht es der Hersteller, sei dem tierischen Leder nicht nur ebenbürtig, sondern in vielerlei Hinsicht sogar überlegen. Das Pilz-Leder sehe so aus wie „echtes“ Leder und fühle sich genauso an, habe aber darüber hinaus eine Formbarkeit, die tierisches Leder nicht erreiche.
Ernährung - Wie werden wir uns in Zukunft ernähren? Dieser Frage geht Michael Gassmann in seiner Reportage nach. Nachhaltigkeit und Gesundheit spielen bei der Ernährung eine immer größere Rolle. Insbesondere die Lebensmittelverschwendung bewegt viele Verbraucher und Unternehmen, etwas ändern zu wollen. Doch nicht nur die Produktion unserer Nahrungsmittel wird sich ändern, auch das was auf den Teller kommt sieht demnächst womöglich etwas anders aus als gewohnt. Werden wir künftig überhaupt noch Fleisch essen? Oder kommen stattdessen Insekten auf den Tisch?