Von Mikrodünger und Fermentation
Der kompakte Medienrückblick: Flüssiger Humus aus Reststoffen +++ Parkanlage auf Bürodach +++ Süßwassertiere bedroht +++ Fermentierte Lebensmittel
Landwirtschaft – Die dunkle Farbe besonders fruchtbarer Böden wie der Schwarzerde wird durch den hohen Gehalt an Humus verursacht, der aus verrotteten organischen Materialien besteht. Forschende des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie haben nun ein Verfahren entwickelt, um künstlich Humus herzustellen, indem organische Abfälle bei hohen Temperaturen und Druck verarbeitet werden. Wie Martin Ballaschk im Tagesspiegel schreibt, erzeugt das Verfahren künstliche Huminsäuren und Hydrokohle, die im Boden Feuchtigkeit, Mineralien und Düngemittel speichern und so die Bodenfruchtbarkeit verbessern. Bereits geringe Mengen des erzeugten „Mikrodüngers“ erhöhen demnach die Keimungsrate und Nährstoffaufnahme von Pflanzen signifikant. Erste Experimente zeigen, dass der künstliche Humus sogar geschädigte Bäume, wie eine Buche im Park Sanssouci, vor Trockenheit retten kann. Im Vergleich zur herkömmlichen Kompostierung bietet das Verfahren eine schnellere und hygienischere Alternative und verhindert die Freisetzung von klimaschädlichem Kohlenstoff, wie sie bei anderen Humusquellen wie Torf auftreten würden.
Klima – In Städten mangelt es oft an Grünflächen. Vor allem in Metropolen, wo Straßen und Häuser dominieren, kann es im Sommer mitunter unerträglich heiß werden. Derweil bieten nicht nur Fassade, sondern auch Dächer vielerorts Flächen zur Begrünung, wie ein Bericht von Niklas Maak in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeigt. So wurde in der Darwinstraße in Berlin auf dem stufenförmigen Dach eines neuen Bürogebäudes ein 2.200 Quadratmeter großer Park angelegt. Ein fast 500 langer, terrassiert ansteigender „Wanderweg“ mit bis zu zwölf Meter hohen Bäumen wie Pinien führt über das begrünte Dach und lädt auf Bänken und Holzplateaus zum Verweilen ein. Dieser „Hochpark“ auf dem Dach der „Aera“ ist öffentlich zugänglich und bekommt sogar einen Spielplatz.
Biodiversität – Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Forschenden des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat erstmals untersucht, wie es den Tieren in Flüssen, Seen und anderen Süßgewässern geht. Der Studie zufolge ist fast ein Viertel der Süßwasserorganismen weltweit vom Aussterben bedroht, wie Tina Baier in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Der Artenverlust ist demnach vor allem auf das fehlende Bewusstsein und Interesse für diese oft unsichtbaren Lebensräume zurückzuführen, wie das Team im Fachmagazin Nature schreibt. Obwohl Süßgewässer nur etwa ein Prozent der Erdoberfläche bedecken, beherbergen sie 10 % aller bekannten Tierarten, darunter ein Drittel aller Wirbeltiere und die Hälfte aller Fischarten. Die Studie analysierte 23.496 Arten, wobei Zehnfußkrebse wie Garnelen und Krabben mit 30 % am stärksten bedroht sind, gefolgt von Süßwasserfischen (26 %) und Libellen (16 %). Als Ursachen für die Bedrohung der Artenvielfalt werden der Lebensraumverlust durch das schnelle Verschwinden von Feuchtgebieten, die Verschmutzung durch Pestizide und Dünger sowie die Begradigung und Regulierung von Flüssen für Schifffahrt und Energiegewinnung genannt. Zudem würden Wasserkraftwerke durch Staudämme das Ökosystem zerstören, Fließgewässer in stehende Gewässer umgewandelt und die Wanderung von Fischen wie dem Aal unterbrochen, heißt es. Die Studie verdeutlicht, dass der Verlust der Süßwasserbiodiversität nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für die Trinkwasserversorgung, den Hochwasserschutz und damit die menschliche Lebensgrundlage verheerend ist.
Biotechnologie – Kimchi, Sauerkraut, Joghurt, Kefir oder Kombucha gelten als gesund und bekömmlich. Dabei handelt es sich um Lebensmittel, die mittels Fermentation erzeugt werden. Mithilfe von Mikroorganismen werden die organischen Stoffe vergärt, wodurch im Joghurt beispielsweise Nährstoffe, wie etwa B-Vitamine, Zink oder Kalium und Vitamin K gebildet werden. Welches Potenzial steckt in der uralten Konservierungsmethode und wie klimafreundlich ist sie? Diese Fragen beantwortet Kathrin Burger in der taz. So kann die Fermentation etwa vegane Fleischersatzprodukte geschmacklich verbessern und die Verarbeitung erleichtern, da auf Zusatzstoffe verzichtet werden kann. Auch können ganz neue und teils sehr gesunde Produkte mithilfe von Pilzen oder Mikroalgen entstehen. Beim Unternehmen Kynda kommen zum Beispiel Schlauchpilze zum Einsatz, die auf landwirtschaftlichen Reststoffen wachsen. Das Berliner Start-up Formo nutzt wiederum einzellige Pilzvarianten der Gattung Aspergillus, um Käsealternativen herzustellen. Mittels Präzisionsfermentation wurde bei Formo im Labor auch schon erfolgreich Casein, das wichtigste Milchprotein, hergestellt. Dafür wurden Mikroorganismen gentechnisch so verändert, dass sie etwa baugleiche Proteine wie in Milch oder Fleisch bilden. Entsprechende Produkte sind für den deutschen Markt allerdings noch nicht zugelassen, da sie unter die Novel-Food- und die Gentechnik-Verordnung fallen.