Von Methan-Mikroben und Genomprojekten
Der kompakte Medienrückblick: Debatte um genomeditierte Pflanzen +++ Methangewinnung durch Kuh-Mikroben +++ Mega-Genom-Projekt +++ Arktische Algen und Klimawandel
Pflanzenzüchtung – Ob mittels CRISPR-Cas oder anderen gentechnischen Werkzeugen, die Genome von Pflanzen lassen sich mittlerweile gezielt verändern und die natürliche Selektion beschleunigen. Während in den USA der Einsatz solch naturnah-geneditierter Pflanzen bereits zugelassen ist, wird in Europa sowohl der Mechanismus als auch der Gebrauch noch heftig debattiert. Lucian Haas berichtet für den Deutschlandfunk in der Sendung „Forschung aktuell“ über die Dringlichkeit einer wissensbasierten Entscheidung zu genomeditierten Pflanzen und beleuchtet, welche Auswirkungen deren Verbot auch für den Handel mit den USA haben könnte.
Mikrobiologie – Die Verdauung von Rindern und anderen Wiederkäuern ist nicht gerade klimafreundlich. Wie Ralph Diermann in der Süddeutschen Zeitung berichtet, liegt das an den Mitbewohnern des Verdauungstraktes, den sogenannten Archaeen. Eine Untergruppe von ihnen produziert große Mengen an Methan - ein Treibhausgas. Methan ist aber auch Hauptbestandteil von Erdgas und damit ein gefragter Energieträger. Nun könnten die Mikroben aus dem Rindermagen sogar bei der Energiewende helfen: Raimund Brotsack, Geschäftsführer des Straubinger Start-ups Micropyros, einer Ausgründung der Technischen Hochschule Deggendorf, will die Archaeen für die Energiewende und Decarbonisierung einsetzen. Die Einzeller werden mit Kohlendioxid und Wasserstoff gefüttert, welches sie zu Methan umsetzen. Das entstehende Gas ist so rein, dass es sich ohne weitere Aufbereitung ins Erdgasnetz einspeisen lässt. Der Umsatz der Archaeen sei dabei sehr effizient, sagt Brotsack – ihr Wirkungsgrad liegt bei 80%, das heißt vier Fünftel des Energiegehalts der Ausgangsstoffe finden sich im Methan wieder.
Biodiversität – Das weltweit größte Projekt zur Genom-Entschlüsselung soll Ökologie und Kommerz friedlich vereinen. Christiane Grefe berichtet in der Wochenzeitung Die Zeit über das ambitionierte Projekt des Peruaners Juan Carlos Castilla-Rubio. Der Biochemiker hilft mit seiner Firma SpaceTime Ventures Biotechnologie-Start-ups in Brasilien dabei, sich von der Natur inspirieren zu lassen. Im April war Castilla-Rubio auch in Berlin beim „Global Bioeconomy Summit“, um für sein Traumziel zu werben: ein Eldorado der Genomdaten. Der 55-Jährige ist Mitbetreiber eines neuen wissenschaftlichen Megavorhabens: das Earth BioGenome Project (EBP). Dessen Initiatoren wollten das Erbgut sämtlicher Pflanzen, Tiere und Pilze entschlüsseln, katalogisieren und nutzbar machen. Die Erbgutinformationen sollen helfen, die weltweit gefährdete Biodiversität zu retten und zugleich den globalen Süden nachhaltig zu entwickeln. Laut der EBP Website wolle man "das Leben sequenzieren, damit das Leben eine Zukunft hat".
Biodiversität – Mikroalgen sind die Grundlage der Nahrungskette im Ozean. Auf Störungen reagieren solche Systeme meist sehr empfindlich. Doch laut Spiegel Online scheint den arktischen Mikroalgen der Klimawandel verhältnismäßig wenig auszumachen. Vermutlich liegt das daran, dass das Phytoplankton in der Arktis bereits natürlicherweise extremen und sehr variablen Umweltbedingungen ausgesetzt ist, berichten Wissenschaftler des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts gemeinsam mit kanadischen Kollegen in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change". Denn Mikroalgen sind in der Arktis im Winter kompletter Dunkelheit, im Sommer durchgängig dem Tageslicht ausgesetzt. Außerdem leben sie sowohl in klarem, salzhaltigem Meerwasser, als auch im trüben Süßwasser aus Flüssen. Die Forscher zeigten nun, dass diese Lebensweise sie vermutlich besonders widerstandsfähig werden lässt.